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Der Wüstendoktor

Der Wüstendoktor

Titel: Der Wüstendoktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ist seine ehemalige Geliebte, deren Mann er umgebracht haben soll. Und beide treffen sich in Amman, im Lager der Guerillas, und die Musik dazu ist Kanonendonner, Panzerrasseln und Stöhnen der Verwundeten. Wenn das keine Story ist, bei der jede Perücke hochgeht! Er fotografierte und bekam zufällig – das Glück küßte heute Zobel auf beide Backen – auch Laila und Dr. Karabasch aufs Bild, die aus der Befehlszentrale kamen und in der Tür stehenblieben. In die Augen Lailas sprang ein Funken, der einen ganzen Vulkan hätte auseinandersprengen können.
    »Katja!« sagte Vandura atemlos. Er vergaß einen Augenblick, wo er war – die Zeit drehte sich zurück, die Vergangenheit wurde wieder Gegenwart, er sah sich über die Mauern seines Grundstückes springen und in der Nacht verschwinden. Ein Arzt, der einer Schuld auswich, er flüchtete vor seinem Gewissen. »Wie hast du mich gefunden?«
    »Ein Zeitungsreporter hörte von dem Hakim-Pascha in der Wüste und hatte die wahnsinnige Idee, du könntest es sein. Zuerst habe ich ihn ausgelacht, dann bin ich mitgeflogen. Die Hoffnung, daß du es doch sein könntest, war stärker als jeder Zweifel. Und du bist es!«
    Vandura blickte auf Bernd Zobel, der die Kamera wechselte und nun in Farbe schoß. »Ist es der da?«
    »Ja.«
    Vandura trat mit drei Schritten auf Zobel zu und legte die flache Hand vor das Objektiv. »Genug«, sagte er hart. »Sie haben Ihr Geld verdient. Unterbrechen Sie die Menschenjagd …«
    »Mein Beruf, Doktor.« Zobel schob seine Mütze in den Nacken. »Ihre Story ist Zucker! Eine Frage: Haben Sie Hellersen umgebracht?«
    »Nein.«
    »Warum sind Sie dann geflüchtet?«
    »Ich habe wenig Vertrauen zur Justiz. Außenseiter sind immer verdächtig – sie haben kaum Chancen, Wohlwollen bei Gericht zu erringen.«
    »Das ist eine Antwort wie Samt und Seide.« Zobel glänzte vor Eifer. »Wissen Sie, was man in Deutschland festgestellt hat?«
    »Nein. Es interessiert mich auch nicht.«
    »Sie sind unschuldig! Hellersen starb an einem Thrombus. Das haut Sie um, was? Geht in die Wüste und wird eine Märchengestalt und hat es gar nicht nötig!«
    Vandura biß sich auf die Lippen. Sein Gesicht erstarrte. Er wandte sich zu Katja und sah sie aus flackernden Augen an. »Ist das nur so dahergeredet, oder hat man wirklich festgestellt, daß Hellersen …«
    »Bruno starb an einem Thrombus – die Obduktion hat es bewiesen. Du … du bist unschuldig an seinem Tod, Ralf – Du kannst nach Deutschland zurückkehren …«
    Vandura schloß kurz die Augen. Was jetzt auf ihn einstürmte, war mehr, als er verarbeiten konnte. Erwiesene Unschuld, Rückkehr nach Deutschland, eine neue Praxis, Wiederaufnahme der Forschungen, sein Haus, das wieder für ihn offenstand, das Bewußtsein, ein freier Mensch zu sein – und Katja, die Frau, für die er alles aufgegeben hatte … Und immer wieder: Ich bin nicht schuldig! Ich habe keinen Menschen getötet. Ich kann beweisen, daß ich um ein Leben gekämpft habe und es nicht vernichten wollte. Die Ehre, den Kopf hochzutragen und in jedes Auge blicken zu können.
    Er zuckte zusammen. Ganz in der Nähe schlug eine Granate ein. Der Boden schwankte, der Krach zitterte in den Scheiben wider. Die Rebellen zogen unwillkürlich den Kopf zwischen die Schultern.
    »Wo wohnst du?« fragte er heiser.
    »Im Intercontinental.«
    »Das liegt im Gebiet der Königstruppen. Ich werde dir ein Zimmer im Philadelphia besorgen. Und du mußt mir alles erzählen, was seit meinem … meinem Weggang aus Deutschland geschehen ist. Komm.« Er wandte sich an Zobel, der fröhlich weiter fotografierte. »Und Sie?«
    »Das Interview folgt noch, Doktor.« Zobel grinste breit. »Ich bin jetzt bei der Guerilla-Story. Sollen nicht die Flugzeuge in die Luft gesprengt werden?«
    »Morgen. Wenden Sie sich an Dr. Karabasch.«
    »Der große Revoluzzer! Ist er hier?«
    »Im Haus. Fragen Sie sich durch …«
    Dr. Karabasch stand mit Laila noch immer in der Tür zu seinem Büro, als Vandura mit Katja das Haus verließ. Katja hatte ihn untergefaßt und lehnte den Kopf beim Gehen an seine Schulter.
    »Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft …«, sagte Karabasch dunkel. »Und sie ist europäisch –«
    »Nur Vergangenheit«, antwortete Laila und ballte die Fäuste. Über ihr Gesicht zuckte es kurz. »Ich werde sie töten!«
    Im Hotel Philadelphia, das Vandura und Katja durch eine Schleuse der Rebellen erreichten, empfing sie eine Sturzflut von Stimmen, Fragen und Fotoblitzen. Vandura

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