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Der Wüstendoktor

Der Wüstendoktor

Titel: Der Wüstendoktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Glückskinder«, flüsterte er. »In der Höhle des Löwen! Dieses Interview kauft mir sogar ›Time‹ ab! Und der ›Globus‹ muß mein Gehalt erhöhen! Ich muß mal nachfragen, ob ich ein Sonntagskind bin …«
    Sie betraten eine Art Halle, von der an beiden Seiten eine Treppe nach oben führte. Auch hier in der Halle standen bewaffnete Rebellen herum und musterten die Fremden mißtrauisch. Die Leibwache Dr. Karabaschs.
    Und dann sah sie ihn – mit einem Ruck blieb Katja Hellersen stehen und drückte beide Hände flach auf den Mund.
    Auf der linken Treppe erschien ein Mann in einer langen Dschellaba. Das Kopftuch hatte er abgenommen – auf seinen schwarzen, mit Silberfäden durchzogenen Haaren lag der Glanz der Sonne, die durch ein Seitenfenster fiel.
    »Er ist es …«, stammelte Katja und stützte sich gegen Zobel. »Es ist Ralf Vandura … Halten Sie mich fest, Zobel – ich verliere die Besinnung –«

7
    Die Fahrt in die Wüste, um die verschwundenen Geiseln zu suchen, endete für Vandura und Laila nach ein paar Kilometern. Eine Streife der Guerillas hielt sie an, und es nutzte nichts, daß Laila sie mit allen orientalischen Flüchen beschimpfte – der Rebellenführer im Range eines Leutnants gliederte den Jeep in seinen Konvoi aus vier Wagen ein und fuhr mit ihm nach Amman. Sie erreichten die Stadt in der Abenddämmerung – wie Gold lag der ersterbende Schein der Sonne über den Kuppeln der Moscheen und den spitzen Türmen der schlanken Minaretts, den flachen Dächern der Häuser und den prunkvollen Villen auf den Dschebeln, den Hügeln am Rande der Stadt. Ein Bild voller Frieden und satter Pracht – aber dieser Eindruck täuschte. In den Straßen tobten bereits die Straßenkämpfe, Panzer sperrten die Zufahrten ab – als der Konvoi näher kam, hörte man deutlich das Knattern der Maschinengewehre und die Abschüsse von Minenwerfern und kleinen Kanonen. Dann war die Nacht da – schnell, wie wenn man einen Vorhang vorzieht, und mit dem Untergang der Sonne verflog auch die Wärme. Vom Himmel wehte Kälte über die Wüste.
    Dr. Karabasch war erstaunt, als man Laila und Dr. Vandura bei ihm im versteckten Hauptquartier ablieferte. Er war gerade dabei, seine Streitmacht an verschiedenen Ecken der Stadt einzusetzen. Die Feldtelefone schrillten, Ordonnanzen rannten hinaus und kamen staubbedeckt aus dem Kampfgebiet zurück. Auch Dr. Ashraf war da – er hatte in dem weiträumigen Haus, das einem Teppichhändler gehörte, ein Notlazarett eingerichtet und operierte mit drei Sanitätern als Assistenten, so gut er es konnte.
    »Wo wollen Sie hin. Hakim-Pascha?« fragte Karabasch mit einem maliziösen Lächeln. »Sie hatten die falsche Richtung eingeschlagen. Amman lag genau entgegengesetzt des Weges, den Sie gefahren sind …«
    »Ich habe die Wüstenpisten nicht so gut im Kopf wie die Straßen von München«, antwortete Vandura ebenso sarkastisch. »Hier kann man sich wirklich verfahren.«
    »Sicherlich. Aber Laila kennt jede Bodenwelle. Daß sie sich verirren konnte …« Er sah Laila an, und sie hielt stolz seinem Blick stand. »Wo wolltet ihr hin?«
    »Zu den Geiseln!« sagte Vandura, ehe Laila antworten konnte.
    »Wo sind sie?« fragte Vandura.
    »In Sicherheit.«
    »Das möchte ich sehen.«
    »Genügt Ihnen mein Wort nicht, Hakim-Pascha?«
    »Sicherheit bedeutet nicht erträgliche Verhältnisse.«
    »Seit über einem Jahr leben 500.000 Palästinaflüchtlinge in menschenunwürdigerem Zustand als Ihre Landsleute.«
    »Auch das ist kein Maßstab!«
    »Für Sie nicht – aber für uns!« Karabasch wischte mit der Hand durch die Luft. »Unten warten Verwundete auf Sie, Vandura. Sie wissen, daß Dr. Ashraf nur bedingt Chirurg ist. An die Arbeit, Hakim-Pascha!« Er zögerte, weil er sah, daß auch Vandura keine Anstalten machte, dem Befehl zu folgen. »Die Lage ist ernst. Wir haben keine Zeit mehr, uns mit Wortspielen zu beschäftigen. Zwei neue Flugzeuge sind gelandet, auf einem Platz, den noch keiner kennt, und die Welt schreit sich die Lungen wund. Ich werde übermorgen alle Flugzeuge sprengen lassen – vor den Journalisten aus fünfzig Ländern! Halten wir uns daher nicht auf, jetzt nach Recht oder Unrecht zu suchen. Es fließt Blut, es werden Menschen zerfetzt – das ist Ihr Metier, Hakim-Pascha. Ohne Ansehen von Rasse und Person – haben Sie das geschworen?«
    »Sie werden mich nicht als Feigling sehen, Karabasch. Aber eines verspreche ich Ihnen auch: Wenn dieser idiotische Rebellenzauber hier vorbei

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