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Der Wüstendoktor

Der Wüstendoktor

Titel: Der Wüstendoktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Jetzt saß er bei Katja im Zimmer und putzte seine Kameras.
    »Ich wette, das ist ein Mädchen«, rief er. »Zwei solche Buckel vorn wären eine neue anatomische Entdeckung.« Er sprang auf und kam auf Laila zu. Sie blieb mit verkniffenem Gesicht in der offenen Tür und suchte nach einer Erklärung für ihr Eindringen. Ein Gedanke kam ihr, sie lächelte und zeigte auf Katja.
    »Mitkommen!« sagte sie auf deutsch.
    »Das Girl spricht heimatliche Laute.« Zobel hob schnell eine Kamera und knipste, aber Laila war schneller. Sie hielt beide Hände vor ihr Gesicht, sprang dann mit einem weiten Satz zu ihm, riß ihm mit einem ungewöhnlich kräftigen Ruck die Kamera vom Hals und warf sie an die Wand. Dort zerschellte sie wie eine Handgranate. Zobel blickte verwundert auf die Scherben. »Das schwache Geschlecht«, sagte er sarkastisch. »Ich werde Ihrer Revolutionsregierung eine Rechnung über eine neue Kamera schicken. Zahlt sie nicht, werde ich Sie pfänden. Mein Gott, wird das eine Versteigerung.«
    Laila beachtete Zobel nicht. Sie trat an das Bett und starrte Katja aus kalten Augen an. »Anziehen und mitkommen! Der Chef hat beschlossen, Sie hinüber ins Intercontinental zu bringen. Ich begleite Sie.«
    »Frau Hellersen bleibt hier!« Zobel schob sich an Laila heran, aber sie warf nur einen verächtlichen Blick auf ihn und trat ihn gegen das Schienbein, blitzschnell, mit einer halben Drehung. Zobel ächzte auf, hüpfte zwei Schritte zurück und lehnte sich an das Fußstück des Bettes. »Für diesen Sympathiebeweis sind Sie mir ein Foto schuldig«, stöhnte er und rieb sich sein Bein. »Ich will es zu Hause übers Bett hängen!« Er verzog sein Gesicht, als er versuchte, wieder aufzutreten, und hockte sich dann auf die Bettkante. »Wie wollen Sie mit Katja zum Intercontinental? Überall wird geschossen, in den Straßen zielt jeder auf jeden, um das Diplomatenviertel im Dschebel Amman ist ein Ring der Armee gezogen worden, Panzer kontrollieren alle Zufahrtsstraßen, Hubschrauber fliegen die Wadis und Hügel in den Vorstädten ab – Sie kommen nicht durch. Glauben Sie, ich hätte das nicht schon längst versucht? Und Bernd Zobel wirft nicht so schnell den Kaugummi in den Whisky.«
    »Anziehen und mitkommen!« Laila Husseini machte eine Bewegung, die den Befehl unterstrich. »Es gibt Wege, die nur wir kennen.«
    »Dann schließe ich mich an!«
    »Nein.«
    »Aber doch. Schönes, wildes Mädchen aus Guerillaland. Ihr Dr. Karabasch ist ein gelehrter Mann mit Manieren. Er weiß, was er der internationalen Presse schuldig ist, denn er braucht die Publicity, sonst geht die ganze Revolution in die weiten Pluderhosen! Ich bin von der Presse, Schönste, und ich werde über Ihre Leute berichten, als habe ich sie aus Zucker gebacken. Ist das ein Wort? Ich komme mit, knipse den ganzen Weg und mache Sie zur Heldin der arabischen Nation! So etwas fressen die Menschen in Europa wie Vanilleeis mit Schokoladensoße. Auf, Leute, in die Klamotten – machen wir uns auf den Weg.«
    Laila unterbrach Bernd Zobel nicht. Nur um ihre schönen vollen Lippen zog sich die Andeutung eines spöttischen Lächelns. Dann geschah etwas, von dem Zobel später behauptete, Laila Husseini müßte eine hornhautbesetzte Handkante haben. So schnell, daß das Auge es kaum wahrnahm, sauste ihre Hand gegen Zobels Hals, er starrte sie aus hervorquellenden Augen ungläubig an, drehte sich um seine Achse, seufzte tief und fiel wie ein gefällter Baum zu Boden. Katja schrie auf und wich zum Fenster zurück.
    »Sie … Sie haben ihn getötet …«, stotterte sie. »Ich rufe um Hilfe! Ich werde nicht mit Ihnen gehen …«
    »Wer soll Ihnen helfen? Ihre Landsleute hier im Hotel? Sie sind froh, wenn man sie in Ruhe läßt. Glauben Sie, es gibt noch Helden? Versuchen Sie es …« Sie trat über den langgestreckt vor dem Bett liegenden Zobel hinweg und ging zur Tür. Weit stieß sie sie auf und zeigte auf den leeren Flur. »Schreien Sie! Los! Schreien Sie, so laut Sie können! Es wird niemand kommen, um nachzusehen, was hier los ist …«
    Zehn Minuten später gingen Katja und Laila durch die Halle des Philadelphia-Hotels. Zwanzig Guerillas saßen und standen in der Halle herum und grüßten Laila wie einen Offizier. Wer kannte sie nicht, die Braut der Revolution, von der man sich hinter der Hand erzählte, sie habe den Hakim-Pascha genauso besiegt wie die zwei Flugzeuge, die sie vor einigen Monaten hintereinander entführt hatte. Die weißen Gäste lungerten herum, spielten

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