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Der Wüstenpalast

Der Wüstenpalast

Titel: Der Wüstenpalast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Graham
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behaupten, sie sei eine Freundin Razuls. Vor allem weil es nicht stimmte. Gewaltsam unterdrückte Bethany die Erinnerung an ihre letzte, schmerzliche Begegnung mit ihm. Nur knapp war sie damals einer Katastrophe entgangen, davon war sie überzeugt.
    Draußen auf dem sonnendurchglühten Pflaster stand eine ganze Reihe schmucker Polizisten in blitzenden Uniformen Spalier.
    Bethany wurde blass und geriet in ihrem weiten beigen Baumwollhemd und der strapazierfähigen Hose ins Schwitzen. Der heimliche kleine Abstecher nach Datar war völlig außer Kontrolle geraten.
    “Ihre Eskorte, Dr. Morgan.” Hussein bin Omar schnippte mit den Fingern, und einer der Polizisten sprang vor, um die Tür des bereitstehenden Polizeiwagens aufzureißen.
    “Wie bitte?”, brachte Bethany schwach hervor, als eine junge Frau herbeigeeilt kam und ihr einen riesigen Blumenstrauß in die Hand drückte.
    Damit nicht genug, wurden auch noch ihre Finger ergriffen und geküsst. Danach schien für einen Moment jedoch niemand mehr zu wissen, was nun zu tun sei.
    “
Allahu
… Gott ist groß!”, rief der Flughafendirektor dann plötzlich, und mehrere aufgeregte Männerstimmen fielen in seinen Ausruf mit ein.
    Daraufhin ergab Bethany sich in ihre Lage und stieg rückwärts in den Polizeiwagen ein. Die sind ja alle verrückt, dachte sie, schalt sich aber sogleich für diesen Gedanken, der einer Ethnologin wie ihr schlecht anstand.
    Als der Wagen sich unvermittelt in Bewegung setzte, und der Fahrer die Sirene einschaltete, bemühte Bethany sich darum, die Ruhe zu behalten, wenngleich ihr dies nicht so ohne Weiteres gelang, – vor allem, da ihnen auch noch zwei weitere Wagen folgten.
    Wahrscheinlich soll dieser Aufstand dazu dienen, dass Hussein bin Omar sein Gesicht vor der königlichen Familie wahrt, sagte Bethany sich. Nur deshalb gewährte man ihr eine Polizeieskorte zum Hotel, das außerhalb der Stadt lag.
    Ihr erschien all das reichlich übertrieben, aber schließlich war dies nicht England, sondern Datar, ein feudales Königreich mit einer Kultur, die erst kürzlich begonnen hatte, sich aus ihren mittelalterlichen Strukturen zu lösen.
    Rasant überfuhr der Fahrer eine rote Ampel, und Bethany kniff erschrocken die Augen zu. Vorsichtig öffnete sie sie dann wieder und blickte hinaus auf die Stadt Al Kabibi, die viel zu schnell an ihnen vorbeiflog. Supermoderne Wolkenkratzer und Einkaufszentren ragten neben alten Moscheen mit ihren türkisfarbenen Kuppeln empor, Alt und Neu in friedlicher Koexistenz.
    Nachdem sie die luxuriösen weißen Villen am Stadtrand hinter sich gelassen hatten, führte die breite, staubige Piste durch eine trockene, ebene Wüstenlandschaft. Bethany beugte sich vor, um einen besseren Blick auf die riesigen, festungsartigen Steinmauern zu erhaschen, die sich vor ihnen aus dem Sand erhoben.
    Der Fahrer sprach erregt in sein Funkgerät, während er gleichzeitig einen anderen Wagen überholte und dabei das Steuer kaum mit zwei Fingern festhielt.
    Bethany, die nur noch auf der Kante ihres Sitzes hockte, schickte ein Stoßgebet gen Himmel. Dann, ohne jede Vorwarnung, bog der Wagen vor der Festung unvermittelt von der Straße ab und schoss durch mehrere große, türmchenbewehrte Tore. Eine Gruppe von Stammesleuten in langen weißen Gewändern stellte sich ihnen plötzlich in den Weg und legte ihre Gewehre an.
    Der Fahrer trat so heftig auf die Bremse, dass Bethany ruckartig nach hinten geschleudert wurde. Sie hörte das Krachen der Gewehrschüsse und warf sich auf den Boden des Wagens, wo sie sich so klein wie möglich hinkauerte.
    Der Wagen hielt an, doch Bethany, die sich ängstlich fragte, ob der Fahrer womöglich erschossen worden war, beschloss unten zu bleiben, zumindest so lange, bis keine Kugeln mehr flogen.
    Die Wagentür wurde mit einem leisen Klicken geöffnet.
    “Dr. Morgan?”, erkundigte sich eine sanfte, ausdruckslose Stimme in einwandfreiem Oxford-Englisch.
    Bethany schaute auf und begegnete dem höflich fragenden Blick eines kleinen, adretten arabischen Herrn mit Spitzbart.
    “Ich bin Mustafa …”
    “Die Gewehre …”, stotterte sie.
    “Oh, nur die Palastwache, die ein bisschen Pulver verschossen hat. Hat es Sie geängstigt? Bitte, nehmen Sie im Namen der Wache meine Entschuldigung dafür an.”
    “Oh …” Verlegen errötend, stieg Bethany aus. Erst dann läuteten bei ihr die Alarmglocken. “Palastwache? Das hier ist nicht mein Hotel?”
    “O nein, ganz und gar nicht, Dr. Morgan. Dies ist der

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