Der Wuestenplanet - Paul Atreides
um sie.«
»Muad'dib, wir können uns sicher sein, dass das Ganze etwas mit Memnon Thorvald zu tun hat«, sagte Korba.
Aber Paul war nicht überzeugt. »Wir können uns keiner Sache sicher sein.«
Voller Kummer blickte Irulan zu ihm auf. Sie spürte selber, wie Wellen des anklagenden Zorns von ihr ausströmten. »Du hast meiner Schwester versprochen, dass ihr nichts zustößt! Du hast geschworen, sie zu beschützen, du hast ihr imperiale Sicherheit gewährt.« Sie wiegte die Leiche der jungen Frau, als wäre sie der Beweis für seine Lügen. In den vergangenen Jahren hatte sie jeden Gefühlsausdruck gegenüber Paul unterdrückt, aber die Flut an Emotionen, die sie nun verspürte, wollte sie nicht zurückhalten.
Paul konnte ihr keine Antwort geben. So viele Menschen hassten den Imperator Muad'dib.
68
Jeden Morgen, wenn ich die Augen öffne, denke ich als Erstes an Gewalt.
Tleilaxu-Laboraufzeichnungen des Kwisatz-Haderach-Kandidaten
Seit er bei den Tleilaxu war, hatte Graf Fenring sie noch nie in so fieberhafter Aufregung gesehen. Unheimlich klingende Alarmsignale tuteten überall in der Stadt und hallten über das eitrige Seewasser. Lady Margot sah ihn an, und er erwiderte ihren Ausdruck plötzlicher Sorge. »Marie – wir müssen Marie finden!«
Wenige Augenblicke später hämmerte ein uniformierter Sicherheitsbeamter an die verschlossene Tür zu ihrem Quartier und verlangte, dass sie ihn zu Ereboams Hauptlaborkomplex begleiteten. Ohne weitere Erklärungen trieb er sie auf den Rücksitz eines Bodenfahrzeugs. Fenring spürte, wie eilig der Mann es hatte, aber er wusste, dass dieser Untergebene aus der mittleren Kaste ihm keine Antworten geben würde.
Das Fahrzeug raste durch die engen Straßen der Stadt, und Fenring befürchtete, dass der Notfall etwas mit ihrer kleinen Tochter zu tun haben könnte. Aus allen Richtungen ertönten Alarmsignale, und vielfarbige Warnlichter blinkten auf den Gebäuden. Er vermutete, dass entweder Marie oder Thallo die Krise verursacht hatten.
Ein gehetzt wirkender Ereboam empfing sie am Eingang zum Zentrallabor. »Ihr Kind und Thallo haben sich in einem Laborraum verbarrikadiert!« Mit dem zerzausten schneeweißen Haar sah der Albinoforscher sogar noch bleicher aus als sonst. Seine Haut von der Farbe verdorbener Milch wies rosige Wutflecken auf, und er musste gegen die Alarmsignale und den Aufruhr anschreien, um sich Gehör zu verschaffen. »Sie haben die Sicherheitssysteme lahmgelegt und unseren Vorrat eines neuartigen Nervengifts angezapft und komplett geleert. Die Menge genügt, um jedes Lebewesen in Thalidei zu töten. Sie werden unsere Programme, unsere Forschung, sogar unser Leben auslöschen. Warum sollte Ihre Tochter so etwas tun? Was für einen Plan haben die Fenrings ausgeheckt?«
Während sie ihm rennend ins Gebäude folgten, rief Lady Margot zurück: »Marie weiß nichts von Ihren Sicherheitssystemen oder Ihren Maschinen. Ihr Thallo ist hier der Planer.« Doch das schien Ereboam nicht glauben zu wollen.
Sie erreichten die Tür des Raumes, die von Tleilaxu der niedersten Kaste im Schneckentempo mit Bohrwerkzeugen bearbeitet wurde. In der Nähe löste ein anderer Trupp kontrollierte, lautlose Explosionen aus, um zu versuchen, die Wand selbst einzureißen, doch ihr eigenes Sicherheitssystem vereitelte ihre Bemühungen. Bislang konnte Fenring nur eine kleine Delle im Außenschott erkennen. Weitere Bohrausrüstung war unterwegs, doch er bezweifelte, dass ihnen genug Zeit blieb.
»Reden Sie über die Gegensprechanlage mit Ihrer Tochter! Sagen Sie ihr, dass sie aufhören soll!« Ereboam aktivierte das Kommunikationssystem. »Finden Sie heraus, auf welche Weise sie unseren Kwisatz-Haderach-Kandidaten korrumpiert hat.«
»Ahh, ich glaube, Ihr Thallo war auch ganz ohne Maries Hilfe schon ausgesprochen instabil.«
»Unmöglich. Er ist fehlerfrei!«
»So perfekt, dass er kurz davor steht, uns alle mit Giftgas zu töten – einschließlich unserer Tochter.« Lady Margot eilte an die Gegensprechanlage. »Aber ich versuche es.«
Hektisch wieselten die Tleilaxu-Männer aus dem Weg, wobei einige sie finster anstarrten, offenbar aus keinem anderen Grund als dem, dass sie eine Frau war. Als seine Frau in den Interkom sprach, erkannte Graf Fenring den besonderen Bene-Gesserit-Befehlston in ihrer Stimme. Sie wusste genau, wie sie ihre Tochter manipulieren konnte. »Marie! Wenn du da drinnen bist, öffne sofort diese Tür.«
Das Mädchen antwortete nicht – oder
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