Der Wuestenplanet - Paul Atreides
Rumpeln schien weit entfernt, und das wütende Pulsieren von Energieentladungen ließ langsam nach. Fenring schaute zu seiner Frau und sah, dass ihr Blick voller Liebe und Furcht war. Der Graf musterte den Forscher mit einer gehobenen Augenbraue und sagte grob: »Vielleicht sollten sie herausfinden, was genau vor sich geht, hmmm?«
Tleilaxu-Forscher wieselten an ihre Instrumente und Kontrollsysteme, sprachen in Funkgeräte und plapperten durcheinander, als sie Ergebnisse erhielten. Dr. Ereboam blickte sich verblüfft um. Sein weißer Haarschopf war ein wirres Durcheinander. Schließlich sagte er: »Sie haben die Explosionen gehört, aber die Entladung war ... eingegrenzt. Das Nervengas wurde in den See geleitet, und durch die Reaktion mit dem Wasser wird es harmlos.« Er wirbelte zum Grafen und der Lady herum. »Thallo hat die Katastrophe abgewendet!«
»Selbst wenn, würde ich Ihnen nicht empfehlen, in nächster Zeit ohne Atemmaske hinauszugehen«, sagte Fenring, der noch immer mit seiner tiefen Sorge zu kämpfen hatte. »Sind Sie sich ganz sicher, dass das Seewasser die Chemikalie neutralisiert?«
»Schon ihrer Natur nach sind Gifte ausgesprochen reaktionsfreudig. Manche werden durch Wasser aktiviert, andere werden ungefährlich.«
Bevor er seinen Vortrag fortsetzen konnte, öffnete sich die schwere Metalltür, und Marie kam zum Vorschein. Sie wirkte gleichzeitig klein und kraftvoll. Hinter ihr waren in durchsichtigen Arrestzellen neun tote Thallo-Klone zu erkennen, und auf dem Kontrollsteg darüber lag hingestreckt der gescheiterte Kwisatz Haderach. Sein Kopf hing schlaff an einem gebrochenen Hals. Seltsamerweise hatte er ein friedliches Lächeln auf den Lippen.
Marie umarmte ihre Eltern und bedachte sie dann mit dem denkbar unschuldigsten Gesichtsausdruck. »Mein Freund war kaputt, und ich konnte ihn nicht heile machen. Er war nicht in Ordnung.«
69
Der eine sagt, er sei mein Freund. Der andere erklärt sich mir zum Feind. Wieso ist es trotz all meiner Vorahnungen so schwer, den Unterschied zu erkennen?
Aus Gespräche mit Muad'dib von Prinzessin Irulan
Korba ging die Untersuchung des Mordanschlags mit höchstem Eifer an, wie Paul es von ihm erwartet hatte.
Schwertmeister Bludd, der seinen Heldenmut eindeutig unter Beweis gestellt hatte, indem er Prinzessin Irulan abgeschirmt und Paul und Chani aus dem Wirkungsbereich der Explosion gestoßen hatte, war beinahe an seiner vergifteten Verletzung gestorben. Sobald er wieder genug zu Kräften gekommen war, verließ Bludd die Obhut der Ärzte und zog sich in seine Gemächer zurück, um zu genesen.
Unterdessen blieb Paul innerhalb seiner gewaltigen Zitadelle, nicht aus Angst oder Verfolgungswahn, sondern weil er so voller Zorn war, dass er sonst möglicherweise vor dem Volk die Beherrschung verloren hätte. Trotz seiner verschwommenen Träume von dieser Katastrophe hatten seine Vorahnungen sie nicht verhindern können. Welch ein ruchloser, hasserfüllter Mordanschlag gegen ihn, ohne Rücksicht auf all die unschuldigen Getöteten.
So hatte sich wohl auch Herzog Leto nach dem Hochzeitsmassaker gefühlt, das ihn in den blutigen Assassinenkrieg hineingezogen hatte. Deshalb war sein Vater zu so einem verhärteten Mann geworden. Es war eine psychische Schutzfunktion, die ihm angesichts dieser Tragödien Halt gegeben hatte. Zu jener Zeit hatte Paul nicht verstanden, wie tief die Probleme seines Vaters gingen, doch jetzt begriff er es.
Die Ermittler suchten den Himmlischen Audienzsaal bis hin zur Bausubstanz ab. Man analysierte chemische Signaturen. Aufzeichnungen über die Bauarbeiten wurden inspiziert, um herauszufinden, wer Gelegenheit gehabt hatte, einen solchen Plan vorzubereiten. Es musste sich um eine große, weit verzweigte Verschwörung handeln. Allzu viele Rädchen hatten genau ineinandergegriffen. Unglücklicherweise hatte Korba einen Teil der Beweismittel zerstört, indem er seinen Soldaten den Befehl gegeben hatte, die Paneele zu zerschießen, aus denen die Jäger-Sucher hervorgekommen waren.
Die modifizierten Mordwerkzeuge konnten zu einem ixianischen Händler im Exil zurückverfolgt werden, der auch zahlreiche technische Spielzeuge und Vergnügungen für Muad'dib geliefert hatte. Doch das Schiff des Mannes war vor kurzem – praktischerweise – bei einem kleinen Djihad-Scharmützel auf Krell vernichtet worden.
Viele der neuen Bediensteten, die man für die Große Unterwerfungszeremonie angestellt hatte, wurden befragt, und eine
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