Der Wuestenplanet - Paul Atreides
Paul zu, wie Bludd und die zehn glücklosen Sündenböcke in ihre Einzelteile zerrissen wurden. Chani schlüpfte neben ihn in die Schatten. Ihr Gesicht lag im Halbdunkel, und ihre Augen waren groß und blickten hart. Sie hatte den Blutdurst einer Fremen, und sie wollte sehen, wie denjenigen Schmerzen zugefügt wurden, die versucht hatten, ihr und ihren Lieben etwas anzutun. Dennoch zeigte sich beim Anblick von so viel Gewalt und Fanatismus Widerwillen auf ihren Zügen.
Paul wusste genau, was er hier erschaffen hatte. Schon seit langem hatten ihn seine hellseherischen Kräfte dazu genötigt, Gewalt als Werkzeug einzusetzen, um zu tun, was getan werden musste. Und Gewalt war ein wirkungsvolles und mächtiges Werkzeug. Aber jetzt sah es so aus, als hätte sich diese trügerische Waffe gewandelt und als würde die Gewalt nun ihn als Werkzeug benutzen. Ein finsterer Teil von ihm war sich nicht sicher, ob er in der Lage wäre, das, was er entfesselt hatte, zu kontrollieren. Oder ob er es überhaupt wollte.
71
Wahre Moralität und Ehre können nie in Form von Gesetzen kodifiziert werden, zumindest nicht für alle Eventualitäten. Ein Edelmann muss immer darauf vorbereitet sein, den ehrenhafteren Weg zu wählen und so den Fallstricken dunklerer Pfade und spiritueller Sackgassen auszuweichen.
Kronprinz Raphael Corrino
»Sie sind recht gute Kämpfer«, gab Bashar Zum Garon zu, als er den Trupp ausgebildeter Gholas betrachtete, den die Tleilaxu in einer geschlossenen Arena in Thalidei vorführten. »Keine Gegner für meine Sardaukar oder Muad'dibs Fedaykin, aber ich erkenne durchaus beachtliche Fähigkeiten. Vielleicht genügen sie Imperator Shaddam für seine Geheimarmee.«
»Ah, hm-m-m«, machte Graf Fenring, der neben Margot auf einem der Zuschauersitze um den Kampfbereich herum saß. »Das war eine hübsche Parade von dem großen Bärtigen.« Sie sahen den hundert uniformierten Soldaten zu, die sich Übungskämpfe mit simulierten Waffen lieferten, die den Gegner als »getötet« oder »verwundet« markierten. Zum Einsatz kamen Simulationen von Schwertern, Lähmern, Messern, Pfeilen und Geschossen.
»Und der in Rot hat gerade einen ordentlichen Stich gegen seinen Gegner geführt, aber er war einen Tick zu langsam«, bemerkte Lady Margot.
Dr. Ereboam nickte wissend. »Wenn wir sie ausreichend gehärtet und geschliffen haben, können sie sich mit den Sardaukar und den Fedaykin messen, weil sie nämlich aus demselben Rohmaterial gemacht sind. Ihr Geist erinnert sich nicht an ihr vergangenes Leben, aber ihr Körper erinnert sich an die Ausbildung. Unsere Schlachtfeld-Ernter sammeln die Zellen gefallener Krieger und selbst vollständige Körper, wenn sie sich reparieren lassen. Diese Gholas haben die gleichen Muskelreflexe und das gleiche überlegene Potenzial wie die gefeiertsten Kämpfer. Sie sind die gefeiertsten Kämpfer.«
»Hmmm, ich würde zu bedenken geben, dass ein Soldat, der eine Schlacht nicht überlebt, ähm, definitionsgemäß nicht der beste Kämpfer ist.«
Der albinoide Wissenschaftler zog eine finstere Miene. »Dies sind die Besten der Besten, diejenigen, die nicht nur überlegene Fertigkeiten besitzen, sondern die auch mutig gestorben sind. Diese auferstandenen Kämpfer könnten eine spektakuläre Armee für Imperator Shaddam werden – eine Armee, von der Muad'dib nichts weiß. Sie tauchen nicht bei Volkszählungen auf, ihre Namen existieren nicht mehr. Wenn es uns gelingt, sie nach Salusa Secundus zu schmuggeln, dann wäre es, als hätten sie sich aus dem Nichts materialisiert.«
Garon nickte ernst. »Ich werde den Imperator über Ihr Angebot informieren. Da sie Gholas sind, fürchtet keiner von ihnen den Tod. Ja, sie können in der Tat wild sein.«
Obwohl Fenring es verabscheute, sich weiter an Shaddams Intrigen zu beteiligen, die ohnehin zum Scheitern verurteilt waren, musste er zugeben, dass dieser spezielle Plan durchaus vielversprechend klang. Doch er befürchtete, dass der gestürzte Imperator niemals wirklich verstehen würde, wie andersartig und gewaltig Muad'dib als Gegner war, mit seinen fanatischen Armeen, die keinen Selbsterhaltungstrieb kannten.
Graf Fenring und Lady Margot wussten, dass ihre eigenen Pläne für Marie sehr viel mehr Aussicht auf Erfolg hatten als Shaddams ermüdende Intrigen, mit denen er die Macht zurückerlangen wollte. Obwohl sie noch im Kindesalter war, hatte Marie den gestörten Thallo ausgetrickst und überwältigt. Die Tleilaxu waren nach der
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