Der Wuestenplanet - Paul Atreides
»Glücklicherweise hatte der Imperator ein so großes Heer von Gefolgsleuten und Dienern mitgebracht, dass ich einen töten und seine Uniform und seine Personalien übernehmen konnte. Bei all der Verwirrung um die Razzia in der Festung von Ritka habe ich mich unter die Diener gemischt, bin mit dem imperialen Gefolge zurückgereist und dann hierhergeflogen.«
Feyd sagte in seinem gemeinsten Tonfall: »Also kannst du dich doch recht schlau anstellen!«
Das Zittern war aus Rabbans Stimme gewichen und wurde durch Selbstvertrauen ersetzt. »Ich finde, ich habe meine Sache gut gemacht.«
»Du bist gut davongekommen. Die Aufgabe, die ich dir übertragen habe, hast du nicht gut erledigt. Hast du von der jüngsten Bekanntmachung des Imperators gehört?«
»Ich habe gehört, dass man dem Haus Moritani den Titel und den Planeten aberkannt hat.«
»Das ist nicht der wichtige Teil«, sagte Feyd, der etwas zu gut unterrichtet schien. »Man hat Graf Moritani mit einer Gefangenenfregatte nach Kaitain gebracht, damit er dort vor einem Landsraad-Gericht angeklagt werden kann. Er hat geschworen, auszusagen und all seine kleinen Geheimnisse offenzulegen.«
Rabban lief rot an. »Du meinst, dass er seine Geschäfte mit uns offenlegen wird?«
»Oh nein, natürlich nicht«, sagte der Baron mit zuckersüßem Sarkasmus. »Nachdem er alles verloren hat, sein Leben auf dem Spiel steht und er ganz und gar entehrt ist, dürfen wir damit rechnen, dass der Graf unsere Geheimnisse wahrt, weil wir doch so gute Freunde sind.« Er starrte seinen Neffen wütend an, und Rabban wandte den Blick ab.
Rabban dachte oberflächlich. Für ihn waren Handlungen etwas Konkretes, das für sich stand. Wenn er einen Stein in einen See warf, rechnete er nicht damit, dass sich Wellen ausbreiteten. Obwohl der Baron ihn selten dafür lobte, hatte Rabban auch seine Stärken. Er hatte verschiedene vorteilhafte Qualitäten. Manchmal musste man rohe Gewalt einsetzen, und auf diesem Gebiet gab es kaum jemanden, der es Rabban gleichtun konnte. Viel wichtiger war jedoch, dass er wirklich keine besonders hochgesteckten Ziele hatte. Er war nicht verschlagen genug, um mehr Verantwortung an sich zu reißen. Von diesem Neffen hatte der Baron keinen Dolch im Rücken und kein Gift in seinem Kelch zu befürchten.
Feyd dagegen hatte einen scharfen und flinken Verstand. Oft wechselte er in Sekundenschnelle von einem Thema zum anderen, doch wie ein geschickter Jongleur behielt er stets all seine Gedanken im Griff. Verschlagen? Ja, vielleicht. Und trotz seiner Jugend zeigte er bereits Anzeichen von Ungeduld angesichts des Umstands, dass man ihn noch nicht zum Nachfolger des Hauses Harkonnen ernannt hatte. Der Baron musste seine Entscheidung noch nicht verkünden, aber Feyd ... der liebliche Feyd war die Zukunft des Hauses Harkonnen. Das erkannte der Baron deutlich, wenn er die ernste Miene des jungen Mannes sah, seine klugen Augen und seinen unverkennbaren Lerneifer.
Aber konnte man dem jungen Mann trauen?
»Für Moritani gibt es keinen Anreiz, uns zu schützen«, bemerkte Feyd. »Genau genommen hat er sogar allen Grund, unseren Anteil an dieser Sache zu übertreiben.«
Der Baron schaute zu Rabban und ließ seinen älteren Neffen einen Moment lang schmoren, bevor er die Last von seiner Seele nahm. »Glücklicherweise handelt es sich hierbei um kein so großes Problem, dass es nicht zu beheben wäre. Tatsächlich habe ich, während du in aller Ruhe nach Hause zurückgekehrt bist, bereits eine Alternativlösung in die Wege geleitet.«
Rabbans Erleichterung darüber, dass sein Onkel einen Plan hatte, wirkte beinahe kindlich. Der Baron musste ihm nicht einmal erklären, was er in der Zwischenzeit getan hatte. Rabban genügte bereits die einfache Feststellung, dass alles gut werden würde.
Der Baron zog ein Dokument in Form einer dünnen Filmpapier-Rolle aus seinem Schreibtisch hervor. »Dieser Bericht stammt von einem offiziellen Nachrichtenkurier, und darin geht es um einen tragischen und rätselhaften Vorfall. Die Gefangenenfregatte mit Graf Moritani an Bord befand sich im Transit an Bord eines Gildenheighliners, direkt neben weiteren Passagierschiffen – darunter sogar einige Nachzügler aus der imperialen Flotte, die von Grumman aufgebrochen waren. Wie man weiß, stehen die Frachträume von Heighlinern nicht unter Atmosphärendruck. Leider hat nun ein bizarrer Unfall dazu geführt, dass sich mehrere Luftschleusen an Bord der Gefangenenfregatte öffneten, so dass der Graf
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