Der Wuestenplanet - Paul Atreides
Irulan bereits gebrochen hatte. Während Paul las, wandte sich Irulan an Stilgar und Alia und erklärte ihnen: »Lady Margot Fenring bittet um einen Gefallen.«
»Lady Margot?«, fragte Alia und griff auf die Erinnerungen ihrer Mutter und auf ihre eigenen zurück. »Wir haben seit Jahren nichts von ihr gehört.«
Nachdem der Graf und seine Gemahlin im Anschluss an die Schlacht von Arrakeen zunächst Shaddam IV. ins Exil auf Salusa Secundus begleitet hatten, waren sie kurze Zeit später auf eigene Faust losgezogen und von der Bildfläche verschwunden. Offenbar herrschte zwischen ihnen und dem gestürzten Imperator keine große Zuneigung mehr. Paul wusste, dass der Graf eine ausgesprochen gefährliche Figur war, ein Intrigant, der den machiavellistischsten Bene Gesserit und Harkonnens das Wasser reichen konnte.
Paul las die Botschaft und spürte ein warnendes Aufflackern seiner Vorahnungen, wenn auch nichts Genaues. Was Hasimir Fenring betraf – bei dem es sich um einen weiteren gescheiterten Versuch der Bene Gesserit handelte, einen Kwisatz Haderach zu züchten – lag für ihn vieles im Dunkeln. »Es ist seltsam, dass sie bei den Tleilaxu Zuflucht gesucht haben«, sagte er. »Diese Bitte habe ich nicht vorhergesehen. Ich hatte vergessen, dass Lady Margot eine Tochter hat.«
»Und was will diese Frau von Ihnen, Usul?«, fragte Stilgar. Nachdem er auf Jericha beinahe ertrunken wäre, war der treue Naib nach Arrakis zurückgekehrt und hatte beschlossen, von nun an direkt an Muad'dibs Seite als Staatsminister zu dienen. Stilgar war zu dem Schluss gelangt, dass sein eigentlicher Nutzen in seinen Führungsqualitäten lag und nicht darin, auf weit entfernten Planeten zu kämpfen, und Paul hatte ihm beipflichten müssen.
Der Imperator legte den Nachrichten-Zylinder beiseite. »Sie bittet um Erlaubnis, ihre Tochter Marie hierherzuschicken. Sie will, dass ihr Kind am imperialen Hof aufgezogen und ausgebildet wird.«
Der Gedanke beunruhigte Irulan sichtlich. »Ich verstehe nicht, warum.«
»Eine bessere Frage ist, warum du ihr misstrauen solltest, statt die Idee zu befürworten«, erwiderte Alia. »Graf Fenring war ein enger Freund deines Vaters, und Lady Margot ist eine wichtige Bene Gesserit. Hat sie nicht gemeinsam mit Lady Anirul, deiner eigenen Mutter, ihren Segen erhalten?«
»Und auch mit deiner Mutter«, antwortete die Prinzessin. »Aber Dinge, die ich nicht verstehe, pflegen mich zu beunruhigen.«
»Ist Herzog Fenring der echte Vater des Kindes?«, fragte Paul.
»Lady Margot gibt keinen Anlass zu anderweitigen Vermutungen. Ich weiß es nicht.«
»Wenn Herzog Fenring nicht mehr auf Shaddams Seite steht, hat es dann wirklich ein Zerwürfnis zwischen ihnen gegeben, oder ist das ganze Teil eines übergeordneten Plans?«, fügte Alia hinzu. »Unsere Spione vermuten, dass der Graf Shaddam gegenüber eine sehr feindselige Einstellung hegt. Handelt es sich um einen wirklichen Bruch oder lediglich um eine Scharade?«
Paul erinnerte sich an die grobe Missachtung und die offensichtliche Kühle, die Fenring unmittelbar nach der Schlacht von Arrakeen dem Imperator gegenüber an den Tag gelegt hatte. Paul hatte damals eine seltsame Geistesverwandtschaft zu Fenring verspürt. Obwohl sie völlig unterschiedliche Männer waren, teilten er und der Graf gewisse außergewöhnliche Qualitäten.
»Salusa Secundus ist kein angenehmer Aufenthaltsort«, sagte Stilgar. »Das habe ich zumindest gehört.«
»Bequemlichkeit bedeutet Graf Feinring wenig«, sagte Paul. »Auf Arrakis hat er jahrelang als Imperialer Gewürzminister gedient. Ich nehme an, dass er Salusa nicht verlassen hat, weil er einen hübscheren Palast wollte, sondern weil er es in Shaddams Gesellschaft nicht länger ausgehalten hat.«
Irulans Miene verhärtete sich. »Mein Vater handelte oft, bevor er im Besitz aller Fakten war. Er hat einfach erwartet, dass das restliche Imperium sich seinem Willen unterwirft, ob seine Entscheidungen nun weise und vernünftig waren oder nicht. Oft hat er gehandelt, ohne Graf Fenring zu konsultieren, und hat sich damit in schreckliche Debakel manövriert. Der Graf ist es müde geworden, immer wieder das Chaos aufzuräumen, das mein Vater hinterlassen hat.«
Seufzend beugte Paul sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Es bleibt die Frage, wie wir auf diese Bitte antworten sollen. Lady Margot möchte ihre kleine Tochter hierherschicken, damit sie lernt, und zweifellos auch, damit sie Verbindungen knüpft. Das Mädchen ist
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