Der Wuestenplanet - Paul Atreides
zeremoniellen Notwendigkeiten abgeleistet hatten, stiegen Paul und Stilgar die Stufen wieder hinunter. Der bärtige Fremen hatte gute Neuigkeiten. »Muad'dib, wie Sie erwartet und gehofft haben, hat Ecaz sich uns sofort und ohne Blutvergießen ergeben. Ihre Ansprache an den Landsraad hat den alten Erzherzog an seine Loyalität und seine Verpflichtungen gegenüber dem Haus Atreides erinnert. Er hat seinen Repräsentanten geschickt, um den Treueschwur persönlich zu entrichten. Der Abgesandte behauptet, dass er Sie gekannt hat, als sie noch ein Junge waren.«
Neugierig schaute Paul dorthin, wo ein langgliedriger Mann am Fuß der Statue stand, wie ein Schwertmeister gekleidet, mit verzierten Orden, Epauletten und lavendelfarbenen Pluderhosen, die ihn geckenhaft aussehen ließen. Der Mann kam ihm vertraut vor, insbesondere, als er seinen breitkrempigen Federhut abnahm und sich elegant verneigte. »Muad'dib erinnert sich vielleicht nicht an mich ... doch Paul Atreides sollte es sehr wohl.«
Jetzt erkannte er den langsam kahl werdenden Whitmore Bludd, einen Mann mit purpurfarbenem Muttermal auf der Stirn. Er war einer der fähigsten Kämpfer in der Geschichte von Ginaz. Duncan Idaho hatte unter ihm gelernt, und Bludd hatte dem Haus Ecaz viele Jahre lang als freier Kämpfer gedient. »Schwertmeister Bludd! Wie könnte ich vergessen, dass Sie am Assassinenkrieg meines Vaters gegen Grumman mitgewirkt haben?«
»Ach, das waren große, heldenhafte Zeiten.« Der gezierte Mann entrollte eine unterschriebene Kapitulationserklärung. »Ecaz hat die Atreides immer unterstützt. Wir stehen in Ihrer Ehren- und Blutschuld. Natürlich erkennen wir Sie als neuen Imperator an.«
Paul vergaß alle Formalitäten, schloss den Schwertmeister (zum Entsetzen seiner Leibwachen) in die Arme und sagte: »Sie haben uns geholfen. Sie haben uns verteidigt.«
Errötend trat Bludd zurück. »Ich muss darauf bestehen, dass es andersherum war, Mylord. Unglücklicherweise bin ich alles, was von diesem einstmals großen Haus noch übrig ist, ein alter Krieger, dessen Ruhmestage nicht mehr als eine vage Erinnerung sind. Es hat sich gezeigt, dass die kürzliche Reise nach Kaitain ein wenig zu viel für den alten Erzherzog war, so dass er sich nun auf sein Anwesen zurückgezogen hat.« Im nächsten Moment hielt Bludd ihm eine kleine, verzierte Dose hin. »Wie dem auch sei, ich habe Ihnen ein Geschenk von Ecaz mitgebracht, als Zeichen meiner Treue.«
»Die Dose wurde bereits überprüft, Usul«, sagte Stilgar leise.
Paul hob den Deckel und erblickte einen rosigen Muschelsplitter, der etwa so groß wie seine Hand war. Lächelnd erklärte Bludd: »Der Überrest einer Muschelschale von Mutter Erde. Sehen Sie nur, wie das Licht auf der Oberfläche glitzert. Viele Jahre lang war dieses Stück im Besitz des Erzherzogs Armand, doch jetzt gehört es Ihnen.«
Paul strich mit der Hand über das glatte, schimmernde Perlmutt. Die Berührung erfüllte ihn mit einem sonderbaren, aber angenehmen Gefühl der Verbindung zu einem Gegenstand, der von der Heimatwelt der Menschheit stammte. Er reichte die Dose an einen Fedaykin-Leibwächter in der Nähe weiter. »Lass das in meine Gemächer bringen.«
Bludds Tonfall war leutselig und entspannt. »Es ist wirklich schrecklich heiß auf diesem Planeten. Glücklicherweise schwitze ich nicht viel, sonst hätte ich längst keinen Tropfen Flüssigkeit mehr in mir.«
»Dies ist der Wüstenplanet, Schwertmeister. Von jetzt an sollten Sie lieber einen Destillanzug tragen«, erklärte Paul. Es ließ sich nicht abstreiten, dass Bludd ein Dandy war, aber Paul hatte ihn trotzdem schon immer bewundert, nicht nur für sein Kampfgeschick und seine Loyalität, sondern auch für sein Organisationstalent. Interessante Möglichkeiten entfalteten sich vor dem inneren Auge des Imperators.
In den vergangenen Wochen hatte er damit begonnen, Arbeiter und Mittel für die Errichtung seines riesigen neuen Palasts zusammenzuholen. Zwar hatte Korba sein Interesse zum Ausdruck gebracht, das Projekt »zu Ruhm und Ehren Muad'dibs« zu leiten, doch Paul war sich nicht ganz sicher, ob der glaubenseifrige Fedaykin über das umfassende Verwaltungsgeschick oder die Bauerfahrung verfügte, um ein solch gewaltiges Projekt zu leiten. Doch Whitmore Bludd war trotz seines extravaganten Geschmacks ein bodenständiger Mann und ausgesprochen begabt. Er hatte das Talent, Dinge zu erledigen. Duncan Idaho hatte stets in den höchsten Tönen von ihm gesprochen.
»Es
Weitere Kostenlose Bücher