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Der Wuestenplanet - Paul Atreides

Der Wuestenplanet - Paul Atreides

Titel: Der Wuestenplanet - Paul Atreides Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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Gesichtszüge. »Es tut mir leid. Das hatte ich nie beabsichtigt.« Er stimmte einen Vers aus der Orange-Katholischen Bibel an, der eine uralte Frage stellte: »›Wer ist mehr zu verurteilen, der Lügner oder der Narr, der ihm glaubt?‹«
    Er hatte Lord Colus sein Wort gegeben, und dieser hatte an den Wert eines Versprechens von Gurney Halleck geglaubt. Jetzt richtete sich Gurneys Abscheu gegen ihn selbst. Ich bin kein Mann, der Ausreden sucht, und ganz sicher rechtfertige ich mich nicht für mein Tun. Ich befehlige diese Soldaten. Ich diene Paul vom Haus Atreides.
    Die Atreides betrachteten eine »Ehrenschuld« als ebenso bindend wie die Fremen eine Wasserschuld. Sein Leutnant Enno hatte sein Regiment und dessen Kommandanten entehrt. Er hatte Gurney zum Lügner gemacht. Dafür bin ich verantwortlich.
    In vorangegangenen Schlachten hatte er den blinden und sturen Zorn der Djihad-Truppen beobachtet. Sie traten die allgemein anerkannten Regeln der Kriegsführung mit Füßen und stürmten mit unbestimmten Zielen und voller Lust an der Zerstörung vor. Wie rasende salusanische Stiere überrannten sie jeden, den sie als Feind betrachteten. Pauls nachdrücklichste Unterstützer hielten nie inne, um weiter zu denken als bis zu der Vorstellung, dass ihre Handlungen in Übereinstimmung mit Muad'dibs Wünschen standen. Der Versuch, ihnen Einhalt zu gebieten, war vergleichbar mit dem Versuch, Wanderdünen in einem schweren Sandsturm aufzuhalten ...
    Gurney runzelte die Stirn, und sein Gesicht verzog sich zu einem grausigen Ausdruck. Er würde sein Gewissen nicht mit der lahmen Erklärung beruhigen, dass man schließlich nicht von ihm erwarten konnte, Fanatiker unter Kontrolle zu halten.
    Er war der Befehlshaber, und sie waren seine Soldaten.
    Und Soldaten mussten Befehle befolgen. Enno und die Fremen hatten seine eindeutigen Befehle vernommen. Sie konnten nicht vorgeben, verwirrt gewesen zu sein, oder so tun, als hätten sie sein Versprechen nicht verstanden. Enno hatte einen Akt der Meuterei begangen. Er hatte sich den eindeutigen Anweisungen seines vorgesetzten Offiziers widersetzt.
    Gurney vergewisserte sich nicht, ob ihn jemand hören konnte, als er mit einer Stimme, die einst lärmende Säle mit Liedern erfüllt hatte, seinen Befehl brüllte. »Bringt mir Enno, sofort! Und legt ihn in Ketten!« Obwohl er den Blick nicht von Lord Colus' Kopf abwandte, hörte er, wie mehrere Fremen auf seine Anweisung reagierten und in die Morgendämmerung hinauseilten.
    Als Anführer von Fremen-Truppen trug Gurney Halleck ein Crysmesser in der Scheide an seiner Hüfte, doch er griff nicht danach. Stattdessen zog er eine andere Klinge, einen altgedienten Kindjal mit dem Atreides-Falken am Heft. Da es um eine Frage der Ehre ging, war ein Atreides-Messer am besten geeignet.
    Schließlich brachten vier Fremen-Soldaten ihm den jungen Leutnant. Enno schritt hochmütig und stolz einher, und seine Augen leuchteten vor Gewissheit. Obwohl er von zwei Soldaten an den Armen gehalten wurde, war der Gefangene nicht gefesselt, wie Gurney befohlen hatte. Die Geister von Thufir Hawat und Duncan Idaho lachten ihn in diesem Moment wahrscheinlich dafür aus, dass er die Kontrolle über seine Truppen verloren hatte.
    »Warum liegt dieser Mann nicht in Ketten? Waren meine Anweisungen nicht klar genug?«, brüllte er, und die Fremen-Soldaten zuckten zusammen. Offenbar gefiel ihnen sein Ton nicht. Zwei ließen die Hände zu ihren Crysmessern wandern. Gurney trat auf sie zu, und seine Inkvine-Narbe verfärbte sich dunkel. »Ich bin euer befehlshabender Offizier! Muad'dib hat euch befohlen – und zwar bei eurem Leben, verdammt nochmal! –, meinen Anweisungen Folge zu leisten! Ich handele im Namen Muad'dibs. Wer seid ihr, dass ihr meine Position infrage stellt?«
    Doch Enno war das Hauptproblem, und Gurney würde sich später um die anderen Fälle von Insubordination kümmern. Er zeigte auf die schaurige Trophäe und verlangte zu wissen: »Habe ich die Kapitulation dieses Mannes angenommen oder nicht? Habe ich ihm etwa keine entsprechenden Bedingungen gestellt?«
    »Das haben Sie, Kommandant Halleck. Aber ...«
    »Wenn es um Befehle geht, gibt es kein ›Aber‹! Sie sind ein mir unterstellter Offizier, und Sie haben meine Befehle verweigert. Damit haben Sie auch die Befehle Muad'dibs verweigert.«
    Während die zuschauenden Fremen murrten, antwortete Enno mit größter Zuversicht, als würde man ihn lediglich auf die Probe stellen. »Muad'dib weiß, dass er

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