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Der Wuestenplanet - Paul Atreides

Der Wuestenplanet - Paul Atreides

Titel: Der Wuestenplanet - Paul Atreides Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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würden, wenn er zu nachdrücklich gegen ihre Raserei einschritt.
    Diese Art der Kriegsführung hatte nichts mehr mit dem Kodex von Moralität und Integrität zu tun, den Herzog Leto Atreides seinen Gefolgsleuten abverlangt hatte. Wie konnte Paul nur so etwas zulassen?
    Die Djihadis hatten inzwischen das Dorf durchquert und liefen den Zentralhügel hoch, auf dem die Regierungsvilla stand. Lord Colus hatte sich in seinem spitzbogenverzierten Heim verbarrikadiert und an jeder Tür Hauswachen postiert. Aus der Villa heraus konnte seine Privatarmee eine Invasionsstreitmacht aufhalten, wenn auch nicht lange. Das schien selbst dem belagerten Edelmann klar zu sein. Gurney schickte sich an, die Lage unter Kontrolle zu bringen, bevor der Mob weiteren Schaden anrichten konnte.
    Die Wachen des Aristokraten feuerten nicht, sondern verharrten einfach in Verteidigungsposition. Colus hatte die Fahnen mit dem gold-roten Familienwappen seines Hauses eingeholt. Als er die Kapitulationsflagge hisste, krakeelten und jubelten die Fremen und stürmten auf den verbarrikadierten Eingang zu. Doch die Tore öffneten sich nicht, ganz gleich, wie sehr die Soldaten sich dagegenwarfen.
    Lord Colus trat auf einen hohen Balkon. In der Abenddämmerung färbten die Feuer im Dorf den Himmel rötlich, während Rauchschwaden aufstiegen. Tiefe Falten durchzogen das Gesicht des Edelmanns. Sein volles, graues Haar war so lang, dass es ihm zwischen den Schultern herabhing, wo es zu einem festen Zopf gebändigt war. Er wirkte müde und besorgt. »Ich bin bereit zu kapitulieren, aber nicht vor Tieren! Ihr habt mein Volk massakriert, und das Dorf steht in Flammen. Wozu? Diese Menschen waren keine Bedrohung für euch.«
    »Ergebt euch, dann stellen wir die Kämpfe ein«, rief Enno und grinste Gurney an. Die Uniform des jungen Offiziers hing ihm lose am stockdünnen Leib.
    »Dir traue ich nicht! Ich ergebe mich nur dem ehrenwerten Gurney Halleck. Ich kann ihn dort zwischen euch sehen! Ich verlange Bedingungen. Die Formen müssen gewahrt bleiben!«
    Gurney schob sich nach vorn. »Ich bin Halleck, und ich nehme Ihre Kapitulation an.« Er drehte sich zu den Fremen um. »Die Formen müssen gewahrt bleiben. Schluss mit dem Blutvergießen. Dieser Planet gehört uns, wir haben den Sieg bereits errungen. Löscht die Feuer!«
    »Die Regeln des Alten Imperiums bedeuten uns nichts, Kommandant Halleck«, brummte Enno.
    »Es ist der Wille Muad'dibs.« Das müssen sie erst einmal verdauen! Gurney ging auf den Haupteingang zu, worauf Lord Colus' Wachen die Riegel beiseiteschoben und die Torflügel öffneten. Der Atreides-Veteran trat durch den hoch aufragenden Torbogen, und der stolze Edelmann kam ihm entgegen, um ihn zu empfangen.
    Doch um Gurney herum stürmten Fremen-Soldaten ins Anwesen, ohne dass er ihren Strom aufhalten konnte. In Scharen rannten sie in die befestigte Villa, packten die galacianischen Wachleute und ergriffen Lord Colus. Der Edelmann wirkte betrübt, doch er hielt an seiner Würde fest, während man ihn fortbrachte.
     
    Am folgenden Tag waren die Flammen erstickt und die Dorfbewohner unterworfen, und die Fremen-Soldaten hatten vorübergehend die Behausungen in Besitz genommen, die ihnen gefielen. Die unbeirrbaren Wüstenkrieger wussten, wie man kämpfte, aber sie hatten keine Ahnung, wie man regierte oder wiederaufbaute.
    Gurney hatte eine schlaflose Nacht damit zugebracht, die rustikale Decke eines Nebengebäudes des Anwesens anzustarren und darüber nachzudenken, was er tun sollte. Für die Einwohner von Galacia wäre es am besten, wenn er die Fremen so schnell wie möglich zu einem anderen Schlachtfeld führte, statt den Eroberern zu erlauben, hierzubleiben und alles noch schlimmer zu machen. Diese besiegte Welt würde Pauls Regierung keine weiteren Schwierigkeiten bereiten. Gurney bezweifelte sogar, dass es überhaupt jemals zu Problemen gekommen wäre ...
    Gurney trat aus seinem geborgten Schlafgemach ins Licht der Morgendämmerung, nur um sich fassungslos dem abgeschlagenen Kopf von Lord Colus gegenüberzusehen, den man vor dem Anwesen auf einen Pfahl gesteckt hatte. Der Gesichtsausdruck des toten Edelmanns wirkte eher enttäuscht als ängstlich. Seine Augen starrten auf eine Welt, die nicht länger sein Zuhause war.
    Entsetzt und angewidert, doch seltsamerweise nicht besonders überrascht, trat Gurney in trauriger Resignation vor. Mit verkrampften Muskeln und geballten Fäusten blickte der treue Atreides-Gefolgsmann auf Lord Colus' schlaffe

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