Der Wuestenplanet - Paul Atreides
passiert. Du und Thufir bleiben hier, um das Haus Atreides zu bewachen, während wir fort sind. Das hier ist eine etwas privatere Angelegenheit.«
Gurney ließ sich nicht anmerken, ob es ihm etwas ausmachte, zurückbleiben zu müssen. »Wie Sie wünschen, mein Herzog. Haben Sie Thufir irgendwelche besonderen Anweisungen gegeben?«
»Er weiß, was zu tun ist – genau wie du, Gurney.«
Im Privatunterricht studierte Paul Politik, Psychologie und menschliche Interaktion, in dem Wissen, dass ihm all das eines Tages dabei helfen würde, ein besserer Herrscher zu sein. Herzog Leto Atreides hatte Paul als seinen natürlichen und legitimen Sohn anerkannt, obwohl Jessica nur seine gebundene Konkubine und nicht seine Frau war. Trotzdem ging es nach wie vor um Thronfolgespiele. Paul wusste, dass er es vielleicht mit Gefahren und Intrigen zu tun bekam, über die sich ein gewöhnlicher Junge in seinem Alter nie hätte Gedanken machen müssen. »Sind wir denn ohne Gurney und Thufir sicher, Vater?«, fragte er, bevor er die Rampe zum Schiff hinaufging.
»Duncan ist bereits an Bord. Er wird uns fliegen.« Mehr musste Leto nicht sagen. Wenn Duncan Idaho ihn nicht beschützen konnte, dann konnte es niemand.
Vor Neugier kaum fähig, an sich zu halten, entschied sich Paul für einen Platz am Heckfenster und schaute zu, wie die anderen Schiffe auf dem Raumhafen kamen und gingen. Als die Fregatte abhob, spürte er einen Schauer der Erregung. Sobald die Hütten des Küstendorfs zu winzigen Pünktchen in der Landschaft unter ihnen zusammengeschrumpft waren, sprangen die schweren Schubdüsen an. Mit Duncan als versiertem Piloten flog das kleine Schiff hoch über dem weiß gesprenkelten Ozean, durch die nachmittäglichen Gewitterwolken und in die sich vertiefende Finsternis des Alls.
Über sich erblickte Paul die gigantischen Umrisse des Gildenheighliners im Orbit, ein einziges Raumschiff, das so groß war wie mancher Asteroid. Die Atreides-Fregatte war ein unbedeutendes Staubkorn im Innern dieses Schiffs, das zahlreiche andere Schiffe von zahlreichen Planeten transportierte – mehr, als der Raumhafen von Cala City in einem ganzen Standardjahr zu Gesicht bekam. Duncan erhielt Anweisungen, die sie zu der Andockstelle führten, die ihnen zugeteilt war.
In der Nähe des Bugs saß Jessica steif in ihrem Sitz. Sie hatte Paul erzählt, dass ihr das Raumfahren nicht so gut bekam, obwohl sie bereits viele interplanetare Reisen unternommen hatte – zuerst von der Bene-Gesserit-Schule auf Wallach IX, um Herzog Letos Haushalt beizutreten, und dann während ihrer Schwangerschaft nach Kaitain, wo die erste Frau von Imperator Shaddam über sie gewacht hatte.
Er war überrascht, als in seinem Kopf ein Gedanke auftauchte. Informationsteilchen fügten sich ineinander, und plötzlich ergab alles einen Sinn. Lady Anirul ... Imperator Shaddam IV. ... Kaitain.
Anirul, die erste Frau des Imperators, war unmittelbar vor Pauls Geburt unter rätselhaften Umständen verstorben. Seitdem hatte Shaddam sich mehrere andere Frauen genommen, doch keine dieser Ehen hatte lange gehalten. Inzwischen waren auch seine zweite, dritte und vierte Frau gestorben, was Paul ziemlich verdächtig erschien. Jetzt plante der Imperator eine weitere Hochzeit, diesmal mit Firenza vom Haus Thorvald.
Und Herzog Leto trat eine geheimnisvolle Reise mit seiner Familie an.
»Ich weiß, wo wir hinfliegen«, meldete sich Paul zu Wort. »Alle Häuser des Landsraads schicken Repräsentanten nach Kaitain. Wir gehen zur Hochzeit des Imperators, nicht wahr?« Das würde sicher ein spektakuläres Ereignis werden, mit nichts vergleichbar, was er bislang gesehen hatte.
Herzog Letos Miene verfinsterte sich, und er schüttelte den Kopf. »Nein, Paul. In Anbetracht dessen, was aus Shaddams bisherigen Ehen geworden ist, werden wir bei dieser nicht anwesend sein.« Er klang deutlich unterkühlt.
Der Junge runzelte enttäuscht die Stirn. Er hatte all seine Fähigkeiten eingesetzt, jede Frage gestellt, die ihm einfiel, und versucht, die Hinweise zu einem Bild zusammenzusetzen, aber ihm fehlten die Informationen für einen weiteren Rateversuch.
Seine Mutter schien es ebenfalls nicht mehr erwarten zu können, ihr Ziel zu erfahren. »Auch ich hatte angenommen, dass wir nach Kaitain fliegen, Leto.«
Mit einem schweren Rumpeln legte ihre Fregatte an der ihnen zugewiesenen Andockklammer an. Paul spürte, wie ein dumpfes Vibrieren durch den Rumpf lief. »Willst du uns jetzt nicht sagen, wo wir
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