Der Wuestenplanet - Paul Atreides
hinfliegen? Wir sind schon an Bord des Heighliners.«
Leto lehnte sich endlich zurück, und mit einem Blick zu Jessica, der ein wenig schuldbewusst wirkte, antwortete er Paul. »Wir sind unterwegs nach Ecaz.«
19
Das Universum ist ein Meer der Erwartungen – und der Enttäuschungen.
Imperator Paul Muad'dib, dritte Ansprache vor dem Landsraad
»Eine imperiale Hochzeit muss sehr aufregend sein, mein Baron.«
Wladimir Harkonnen, der sich mehr für die aparte nackte Gestalt des Jungen interessierte als für seine Konversationsversuche, balancierte auf dem Suspensormechanismus, der seinen Körper aufrecht hielt, während er sich auf die Festivitäten der kommenden Woche vorbereitete. Die Tönung des Plazfensters war so eingestellt, dass sie gerade genug natürliches Licht in die Gästesuite des extravaganten Imperialen Palasts auf Kaitain einließ.
»Ach, Hochzeiten! Wie könnte ich nicht überglücklich sein?«, antwortete der Baron sarkastisch.
Er hatte gerade einen Diener losgeschickt, der die Suite im Laufschritt verlassen hatte, um eine weitere Auswahl von Kleidung für den Dinnerempfang am Vorabend der Hochzeit zu holen – und zwar diesmal eine angemessene Auswahl. Seine Schneider fertigten ununterbrochen neue Variationen an, doch er würde sich bald entscheiden müssen. Bislang sah jedes einzelne Stück aus wie ein Nomadenzelt, das schlaff an seiner Körperfülle hing. »Ich herrsche vielleicht über Arrakis, aber deshalb will ich noch lange nicht wie ein Fremen aussehen!«
Der Junge blinzelte mit dunklen Rehaugen. »Möchten Sie eine Massage, bevor Sie sich in diese beengende Kleidung zwängen, Mylord?«
»Warum fragst du überhaupt? Mach einfach.«
Pflichtschuldig knetete der Junge dem Baron duftende Öle in die weichen Schultern und fuhr dann so, wie man es ihm beigebracht hatte, mit der Intimmassage fort. Doch als der Junge fertig war, fühlte sich der Baron nicht so befriedigt wie erwartet. Vielleicht war es an der Zeit, einen Ersatz auszubilden.
Seit Tagen herrschte auf Kaitain Jahrmarktsatmosphäre: jubelnde Menschenmassen, Feuerwerk und Sportereignisse mit den besten Athleten der großen und kleinen Häuser. Von jedem Gebäude in der ewigen Imperiumsstadt flatterten rotgoldene Banner unter einem strahlend blauen Himmel im warmen Wind. Zusätzliche Satelliten und in Sonderschichten arbeitende Techniker garantierten einwandfreies Wetter für Shaddams Hochzeit mit Firenza Thorvald.
Entlang des Weges, den die königliche Prozession zum großen Theater nehmen würde, lagerten Scharen von Menschen. Jeder wollte den besten Blick auf den Padischah-Imperator und seine zukünftige Braut haben. Jeden Moment würden sich die beiden königlichen Kutschen nähern, gezogen von den ehrfurchtgebietenden goldenen Löwen von Harmonthep.
Im Empfangs- und Speisesaal sah der Baron von einem speziellen Sitz aus zu, der eigens angefertigt war, um seine Körpermassen aufzunehmen. Die Tafel war so lang wie eine Straße in Harko City und wurde von Repräsentanten praktisch jedes Adelsbesitztums des Landsraads flankiert. Obwohl dem Baron dieses ausgefeilte Spektakel – Hochzeiten im Allgemeinen und Shaddams Hochzeit im Speziellen – nicht gleichgültiger hätte sein können, war er davon überzeugt, dass der diensteifrige Kammerherr Ridondo und seine Schwärme von Funktionären ganz genau darauf achteten, welche Adelsfamilien nicht erschienen waren. Der Baron war ein wenig überrascht, empört und erfreut, unter dem Banner des Hauses Atreides nur leere Stühle zu sehen. Also hatte Herzog Leto andere Prioritäten.
Ich auch ... und trotzdem bin ich hier.
Von links sprach ihn ein Mann mit Akzent an. »Reine Zeitverschwendung, was? Die Neue weiß nicht, worauf sie sich einlässt. Am Ende wird sie tot sein, genau wie seine vorherigen Frauen.«
Aufgeschreckt wandte sich der Baron um und sah einen großen, kantigen Mann, der sich in einen reservierten Stuhl mit hoher Lehne niederließ. Er hatte dichte Augenbrauen über blassblauen Augen mit durchdringendem Blick, und trotz seiner feinen Kleidung haftete seiner Erscheinung etwas Raues an. Ein Pferdekopf-Abzeichen schmückte den Aufschlag seines weißblauen Jacketts. Es war eine stilisierte Darstellung, die zeigte, wie spitze Wirbelknochen aus dem majestätischen Pferdehaupt herausragten. Der Baron blieb kühl. Er war nicht an Plaudereien interessiert. »Ich glaube nicht, dass wir uns kennen.«
»Dennoch sollten wir uns kennen, Wladimir. Ich bin Graf Hundro
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