Der Wuestenplanet - Paul Atreides
ixianischen Edelmanns an den jungen Paul.
Wegen Pauls Rolle im Kwisatz-Haderach-Programm hatten die Bene-Gesserit-Schwestern von Wallach IX den Verlauf seiner Jugend genau überwacht. Die alte Ehrwürdige Mutter Mohiam war Paul nicht freundlich gesinnt, doch sie respektierte Irulan und übergab ihr zahlreiche Unterlagen, in der Hoffnung, dass die Prinzessin sie gegen diesen »Emporkömmling von einem Imperator« einsetzen würde.
Irulan führte sich all dies zu Gemüte und begriff schnell, dass sich ihr Projekt zu einem unglaublichen Unterfangen auswachsen konnte und dass man ihr Buch wahrscheinlich kritischer beäugen würde als je ein Buch zuvor – kritischer noch als die Orange-Katholische Bibel vom Rat der ökumenischen Übersetzer. Diese Vorstellung schüchterte sie nicht ein. Ihre ersten Bemühungen hatten bereits bewiesen, welches Potenzial in ihrem Schreiben steckte.
Und Paul wusste ganz genau, was sie tat.
Obwohl er ihr eine prominentere Rolle in seiner Regierung versagt hatte, wandte sich Irulan ihrer neuen Aufgabe nicht enttäuscht, sondern voller Begeisterung zu. Ganz gleich, was sie veröffentlichte, es würde buchstäblich in die Geschichte eingehen und von Schulkindern auf Tausenden von Welten gelesen werden.
Es hatte den Anschein, als wäre es letztlich genau das, was ihr Ehemann von ihr wollte ...
Eines Morgens ging sie mit einem Exemplar des ersten Bandes von Das Leben des Muad'dib zu Pauls imperialem Büro, um mit ihm zu reden. Sie legte das tiefblaue Buch auf seinen Schreibtisch, der aus poliertem Blutholz bestand. »Was genau fehlt alles in dieser Geschichte? Ich habe mit Bludd gesprochen. In deinem Bericht über dein Leben hast du wichtige Details ausgelassen.«
Er hob die Augenbrauen. »Dein Buch hat meine Lebensgeschichte festgeschrieben.«
»Du hast mir erzählt, dass du Caladan niemals verlassen hast, bevor dein Haus nach Arrakis umgezogen ist. Ganze Abschnitte deiner Jugend fehlen.«
»Schmerzvolle Abschnitte.« Er schaute sie stirnrunzelnd an. »Aber, was wichtiger ist, irrelevante Abschnitte. Wir haben die Geschichte für den Massenbedarf geglättet, zum Beispiel, indem du geschrieben hast, dass ich auf Caladan geboren wurde und nicht auf Kaitain. So klingt es doch besser, oder? Wir haben überflüssige Komplikationen eliminiert und unnötige Fragen und Erklärungen gekappt.«
Sie konnte ihre Frustration nicht verbergen. »Manchmal ist die Wahrheit kompliziert.«
»Ja, das ist sie.«
»Aber wenn ich einen Teil der Geschichte erzähle, der in direktem Widerspruch zu früheren Publikationen steht ...«
»Wenn du es schreibst, werden sie es glauben. Vertrau mir.«
ZWEITER TEIL
Der junge Paul Atreides im Alter von zwölf Jahren
10.187 N. G.
Als Paul Atreides zwölf Jahre alt war, wäre er beinahe bei dem Assassinenkrieg gestorben, der die Adelshäuser Atreides, Ecaz und Moritani verzehrte.
Diese Ereignisse brachten ihn auf den Weg von der Kindheit ins Mannesalter, vom Aristokratensohn zum wahren herzoglichen Erben, vom einfachen Menschen zum verehrten Muad'dib. Durch die Menschen, mit denen er bereits in früher Kindheit zusammentraf – Freunde und Verräter, Helden und Versager – lernte er die Grundlagen des Herrschens und erfuhr, dass Entscheidungen Folgen haben.
Auf seinem Lebensweg sah sich Paul dem Hass von Feinden ausgesetzt, denen er nie zuvor begegnet war. Seit dem Augenblick seiner Geburt war er in ein Netz der Politik verstrickt. Seine Augen öffneten sich für das weitreichende Imperium, das zahlreiche Welten jenseits von Caladan umspannte.
In seiner Jugend beobachtete er die Wandlungen, die sein Vater als Reaktion auf seine eigenen Kämpfe durchlief, und lernte daraus. Es war nicht leicht, einen Mann wie Herzog Leto wirklich kennenzulernen oder zu verstehen. Er hatte kalte Seiten, die gelegentlich tauten – und selbst dann nur ein wenig –, um sogleich wieder zu vereisen. Lady Jessica wusste das besser als irgendjemand sonst, und auch sie unterwies ihren Sohn.
Angesichts der Tragödien, die das Haus Atreides erwarteten, nahm Herzog Letos Charakter jene stählerne Härte an, für die er so bekannt war. Er lernte zu handeln, statt zu warten, und er lernte zu überleben.
Unsere Geschichte beginnt am Abend der fünften Hochzeit meines Vaters, zu einer Zeit, als das Leben des jungen Paul Atreides vor ihm zu liegen schien wie ein einziges großes Abenteuer.
Aus der Einleitung zu Das Leben des Muad'dib,
Band 2, von Prinzessin
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