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Der wunderbare Massenselbstmord

Titel: Der wunderbare Massenselbstmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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anständiges Gerät kann man nun mal nichts Ernsthaftes bewerkstelligen. Wenn jemand sich erhängen will und kein Seil hat, kann er sich nicht am Balken aufknüpfen.
    Übereinstimmend stellten die Selbstmörder fest, dass der Tod zwar das Allerwichtigste in diesem Leben war, aber gar so wichtig wiederum auch nicht.
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    Dies war kein leichter Sommer für Oberinspektor Ermei Rankkala gewesen. Er steckte tief in dieser verzwickten, sonderbaren Geschichte, die seine ganze Zeit und Ener­ gie fraß. Er verdarb sich seinen Sommerurlaub, da er sich immer wieder dabei ertappte, wie er über die Di­ mensionen des Falls nachdachte, und er musste den Urlaub ohnehin abbrechen, um die Untersuchungen weiterzuführen. Der Grund, weshalb der Oberinspektor gegen Ende des Sommers seinen Urlaub abbrechen musste, war eine Information des Zöllners Topi Ollikai­ nen von der Grenzstation zwischen Enontekiö und Kautokeino. Ollikainen hatte gemeldet, dass der von der Sicherheitspolizei gesuchte Touristenbus über die Staatsgrenze gefahren sei. Das Fahrzeug habe der Be­ schreibung entsprochen, ebenso das Kennzeichen, das er wie üblich auswendig gewusst habe. Ferner hatte Ollikainen mitgeteilt, dass in der offenen Vordertür des Busses der ihm bekannte Rentiermann Uula Lismanki aus Utsjoki gestanden und etwas von Tod gerufen habe. Da er Lismanki kenne, habe er vermutet, dass es sich um einen schlechten Scherz handle, Lismanki habe eine Vorliebe für so etwas.
    Aus Inari kam eine Meldung des dortigen Kommis­ sars. Oberst Hermanni Kemppainen hatte bei ihm vor­ gesprochen und ihm erzählt, dass er mit seiner Reisege­ sellschaft am Nordkap gewesen sei. Der Oberst hatte in Ivalo die Passangelegenheiten eines Freundes, des Ren­ tiermannes Uula Lismanki, geregelt.
    Oberinspektor Rankkala war nach Nordnorwegen ge­ flogen und hatte sich zum Nordkap aufgemacht. Er war dem verschwundenen Bus auf die Spur gekommen: Zwei deutsche Hobbyornithologen, die zusammen mit einem finnischen Freund unterwegs gewesen waren, hatten den Einheimischen von einem merkwürdigen Vorfall auf den Nordkap-Felsen erzählt. Demzufolge hatte ein finni­ scher Reisebus versucht, von der Steilwand ins Eismeer zu fahren. In letzter Sekunde hatte sich der Fahrer besonnen und den Bus auf die sichere Straße gelenkt. Leider hatten die Augenzeugen inzwischen das Gebiet verlassen. Rankkala fuhr trotzdem kreuz und quer durch Nordnorwegen und machte mehrere Ortschaften aus, in denen sich die fragliche Reisegruppe aufgehalten hatte. Die Spur führte schließlich nach Süden, nach Haaparanta, wo sie wieder im Sande verlief.
    Rankkala kehrte eilig nach Helsinki zurück. Nach den bisherigen Ermittlungen war er überzeugt, dass es sich um eine gefährliche Organisation handelte, die ganz offensichtlich einen Massenselbstmord im großen Stil plante. Etwa dreißig Finnen hatten sich in Todesgefahr begeben. Welche anderen ungesetzlichen Absichten die geheime Reisegesellschaft hatte, das wusste Rankkala noch nicht. Auf jeden Fall hatte die Sache inzwischen ein Ausmaß angenommen, dass sich die Vorgesetzten damit befassen mussten.
    Abteilungsleiter Hunttinen von der Sicherheitspolizei studierte den Inhalt des Aktenordners, den seine Mitar­ beiter im Laufe des Sommers zusammengetragen hat-ten. Er stellte sofort fest, dass die Sache von großer Tragweite war und viele merkwürdige Züge aufwies. Laut den vom Oberinspektor beschafften Informationen sauste in der Welt ein finnischer Touristenbus herum, dessen Passagiere in Lebensgefahr schwebten. Einige Mitglieder der geheimnisvollen Selbstmordorganisation, vielleicht sogar alle, waren möglicherweise in zweifelhaf­ te außen- und militärpolitische Aktivitäten verwickelt. Hunttinen beschloss, ein inoffizielles Beratergremium zu gründen, in das er Teilnehmer aus verschiedenen Berei­ chen des Staatsapparates einlud. Es kamen Vertreter des Außenministeriums, des Polizeipräsidiums, der psychiatrischen Poliklinik der Helsinkier Universitäts­ klinik, der Tourismuszentrale und natürlich der mit der Untersuchung befassten Sicherheitspolizei.
    Der beratende Ausschuss tagte in der Atelierbar des Hotels Torni. Der Sicherheitspolizei hätte auch ein be­ scheidenerer Ort genügt, doch der Vertreter der Touris­ muszentrale sagte, dass er an niveauvolle Beratungs­ räume gewöhnt sei. Außerdem versprach er, die Gast­ stättenrechnungen auf seine Organisation ausstellen zu lassen.
    Gleich bei der ersten Zusammenkunft wurde festge­ stellt,

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