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Der wunderbare Massenselbstmord

Titel: Der wunderbare Massenselbstmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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kamen auch bald.
    Den nächsten Alarm gab die finnische Botschaft in der Schweiz. Auf dem Gebiet des Kantons Wallis hatte sich eine finnische Touristengruppe aufgehalten, die ein sonderbares und sich selbst gefährdendes Verhalten gezeigt hatte. Unter der Führung eines hochrangigen Offiziers hatten die Finnen in einem Alpendorf namens Münster Massenselbstmord begehen wollen. Dank des entschlossenen Handelns führender Kantonsvertreter hatte die Absicht vereitelt werden können. Einer der Finnen war dennoch unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen. Seine Identität hatte man ermittelt: Bei dem Toten handelte es sich um einen trunksüchti­ gen Binnenschiffsreeder aus Savonlinna. Der Leichnam war in einem Zinksarg in den Heimatort des Mannes überführt und dort bestattet worden. Die in der Schweiz durchgeführte Obduktion hatte als Todesursache hoch­ gradige Trunkenheit in Verbindung mit einem Bruch des Rückgrates ergeben.
    Aus Münster hatte die Geheimorganisation wieder entkommen können. Man vermutete, dass sie nach Italien oder Spanien unterwegs war.
    Zu diesem Zeitpunkt konnte die Kriminalpolizei einen Diebstahl aufklären, der zu Beginn des Sommers in Utsjoki verübt worden war. Als Hauptverdächtiger galt ein gewisser Rentierhalter namens Uula Lismanki. Die genannte Person war Oberinspektor Ermei Rankkala bereits aus den Akten bekannt. Lismanki hatte einem Filmteam aus den USA Hunderttausende Dollar gestoh­ len. Zum Zeitpunkt des Verbrechens war in der Gegend um Utsjoki unter anderem ein echtes Konzentrationsla­ ger errichtet worden. Für den Bau dieses Lagers lagen nicht die erforderlichen Genehmigungen vom finnischen Staat vor. Das Vorhaben war abgebrochen, kein einziger Gefangener dort eingesperrt worden. Lismankis Rolle bei der Gründung des privaten Vernichtungslagers war noch nicht geklärt. Die Kriminal- und die Sicherheitspo­ lizei hatten ihre eigenen schweren Zweifel in der Sache.
    Oberinspektor Ermei Rankkalas Magen vertrug diese neuesten Informationen nicht mehr. Rankkalas Arbeits­ last war immer schwerer geworden, je weiter der Som­ mer voranschritt. Er schlief schlecht, das Essen schmeckte ihm nicht, Schnaps erst recht nicht. Seine Körperbehaarung ergraute. Eines Sonnabends, als er in seinem Büro über den Papieren saß, schaute Ermei Rankkala auf die Uhr. Es war bereits eine Stunde vor Mitternacht. Rankkala zündete sich eine Zigarette an, die soundsovielte, und schlürfte den Rest abgestandenes Wasser, der auf dem Boden des Glases zurückgeblieben war. Ihm war nicht wohl – ganz, als sei er ein Verdächti­ ger und warte auf sein Verhör.
    Der Oberinspektor dachte müde, dass ein zu verhö­ render Mensch wie eine Zwiebel war, das Verhör wie das Schälen der Zwiebel. Wenn man vom Menschen die Lüge abschält, kommt die weiße Wahrheit hervor. Wenn man eine Zwiebel schält, kommt innen eine gesunde und schmackhafte Delikatesse zum Vorschein. In beiden Fällen treten demjenigen, der schält, Tränen in die Augen… so ist das Leben. Am Ende wird die Zwiebel zerkleinert und in Butter gebraten.
    Der Oberinspektor spürte, wie bittere Übelkeit in ihm aufstieg. Ihn schwindelte.
    Der wackere Zwiebelschäler rutschte vom Stuhl, die Zigarette verbrannte ihm die Finger, Blut sprudelte ihm in den Mund. Er dachte, dass es nun aus sei mit ihm. In gewisser Weise war es eine Erleichterung. Er brauchte keinen Selbstmord zu begehen. Der Tod holte sich seine Ernte von allein.
    35 Nachwort
    Der plötzliche Tod Oberinspektor Ermei Rankkalas wurde auf der nächsten Ausschusssitzung im Torni bedauernd zur Kenntnis genommen. Die Tischrunde erhob sich und hielt eine Schweigeminute zu seinem Gedenken. Man überlegte kurz, ob man an der Beerdi­ gung des zermürbten Oberinspektors teilnehmen sollte, aber Abteilungsleiter Hunttinen hielt es nicht für erfor­ derlich. Er sagte, er wolle das persönlich regeln. Er sei daran gewöhnt, dass seine Untergebenen nicht ewig lebten. Laut Hunttinen hinterließ Rankkala nicht mal eine Witwe, vermutlich jedenfalls.
    Tatenlos blätterten die Mitglieder im letzten Rapport, den Rankkala hinterlassen hatte. Darin stand nichts Neues. Wie sollte es auch, da der Rapporteur tot war.
    Man bestellte wie üblich ein leichtes Abendessen und sprach über die Arbeit des Ausschusses und dessen Ergebnisse. Man hatte viel erreicht. Man hatte die Route des Busses der geheimen Selbstmordorganisation durch Europa verfolgen können. Man hatte zahlreiche Tele­ gramme verschickt. Man

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