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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Schwachköpfe!«
    »Verzeihung – und das ist Pox, Sir Richards unlängst erworbener Sittich.«
    Palmerston warf dem bunten kleinen Vogel einen herablassenden Blick zu, musterte ehrfürchtig den Uhrwerkmann, wandte sich anschließend Swinburne zu und sagte: »Sie haben mir eine Nachricht geschickt. Darin meinten Sie, Captain Burton sei außer Gefecht gesetzt. Erklären Sie mir das. Wo ist er?«
    »Ah«, gab der Dichter zurück. »Dafür kommen Sie bitte mit nach oben, Premierminister. Wenn der Rest von Ihnen so nett wäre, hier zu warten? Ich bin sicher, Mrs Angell sorgt dafür, dass Sie Erfrischungen Ihrer Wahl bekommen.«
    »Selbstverständlich, Sir«, bestätigte die Haushälterin beflissen, lächelte und knickste erneut in die Richtung des Premierministers. Dabei zuckte sie zusammen und fasste sich an die Hüfte.
    Swinburne hatte sie nicht aus den Augen gelassen und brachte trotz seiner Erschöpfung ein kesses Zwinkern zustande. Er führte Lord Palmerston aus dem Raum und zwei Treppen hinauf zur Bibliothek. Als sie sich der Tür näherten, fragte Palmerston: »Höre ich da Musik?«
    »Ja«, antwortete Swinburne und legte die Finger auf den Türknauf. »Wir haben Richard vor zwei Tagen gerettet. Er war praktisch katatonisch und wiederholte immer nur einen Ausdruck: ›Al-Masloub‹.«
    »Und das bedeutet?«
    »Das wussten wir nicht, bis wir ihn nach Hause gebracht haben. Mrs Angell erkannte den Ausdruck auf Anhieb als den Namen eines Musikers, den Richard von Zeit zu Zeit herkommen lässt. Wir haben den Mann hergeholt. Nachdem er eingetroffen war, verbrachte er ein paar Minuten damit, sich unseren Patienten anzusehen, dann ging er wieder und kehrte mit zwei weiteren Musikern zurück. Seither und ohne jede Pause …«
    Er schob die Tür auf.
    Die verschlungenen Melodien einer arabischen Flöte und die beiden unterschiedlichen Rhythmen von Trommeln erfüllten die Bibliothek. Sämtliche Möbel waren an die von Bücherregalen gesäumten Wände geschoben worden, und in der Mitte des Bodens drehte sich Sir Richard Francis Burton mit nackten Füßen im Delirium auf der Stelle, bekleidet mit einem weißen Morgenrock und einem hohen Fes auf dem Kopf. Die Arme streckte er von sich, die Unterarme hielt er senkrecht angewinkelt. Seine rechte Handfläche wies zur Decke, die linke zum Boden. Den Kopf hatte er zurückgeworfen, Mund und Augen waren wie bei einer friedlichen inneren Einkehr geschlossen. Sein Gesicht war von Schweißtropfen überzogen – und so drehte und drehte er sich. Mit beträchtlicher Geschwindigkeit wirbelte er unablässig und im Takt der Trommeln im Kreis. Die Gegenwart der anderen Personen schien er in keiner Weise wahrzunehmen.
    »Wollen Sie damit sagen, dass sich der Agent Seiner Majestät seit zwei Tagen im Kreis dreht?«, fragte Palmerston schnaubend.
    »Ja, Premierminister, so ist es. Das ist der Derwischtanz der Sufi-Mystiker. Ich glaube, er versucht, den Schaden zu beheben, den unsere Feinde bei ihm angerichtet haben.«
    Palmerston beobachtete Burton eine Weile, das Gesicht so ausdruckslos wie eh und je.
    »Tja«, brummte er schließlich. »Er sollte besser bald wieder zur Vernunft kommen. Vermutlich ist er der einzige Mensch im Land, der mir erklären kann, weshalb unsere sonst so fleißige Arbeiterschaft beschlossen hat, den Weg der verfluchten Franzosen zu beschreiten. In der Zwischenzeit …«
    Schritte ertönten, als Burke und Hare die Treppe heraufstapften. »Premierminister, bitte entschuldigen Sie die Störung«, sagte Burke hastig und mit über die Musik erhobener Stimme. Er wandte sich an den Dichter. »Mr Swinburne, als Sie Sir Richard befreit haben, hatte er da eine merkwürdig aussehende Pistole in seinem Besitz?«
    »Das grüne Ding?«, fragte Swinburne nach. »Ja, ich habe es in seiner Jackentasche gefunden. Das ist eine Pistole? Sieht nicht wie eine aus.«
    »Wo ist sie jetzt?«
    »In der obersten Schublade seines Hauptschreibtischs neben den Fenstern.«
    Burke drehte sich Hare zu. »Wären Sie so freundlich, Mr Hare?«
    Mit einem knappen Nicken wandte sich sein Kollege um und kehrte ins Arbeitszimmer zurück.
    »Was geht hier vor sich?«, verlangte Palmerston in scharfem Tonfall zu erfahren.
    »Einen Augenblick bitte, Sir«, erwiderte Burke kurz angebunden. Er beugte sich vor und zog die Tür der Bibliothek zu, um die Geräusche der Musik zu dämpfen. Dann deutete er auf eine andere Tür den Flur hinunter und wandte sich wieder an Swinburne. »Was ist da drin?«
    »Das ist

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