Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
Vom Netzwerk:
nichts Geringeres als eine kleine Metallburg, gezogen von zwei großen Dampfrössern. Begleitet von vier Reitern der Kavallerie des Königs blieb das Gefährt rumpelnd, knarrend, zischend und stöhnend vor Hausnummer 14 stehen.
    Im Haus kam Mrs Angell in Unterkleid und Schürze ins Arbeitszimmer gerannt und kreischte: »Der König ist hier! Der König ist hier!« Ihr Finger zeigte zitternd aufs Fenster. »Allmächtiger! Seine Majestät, König Albert höchstpersönlich ist hergekommen!«
    Algernon Swinburne, der bei einer leisen Unterhaltung mit Herbert Spencer und Detective Inspector Trounce gesessen hatte, schaute matt auf. Unter seinen Augen prangten dunkle Ringe. »Das ist höchst unwahrscheinlich, Mrs A.«, sagte er.
    »Es ist unmöglich«, warf Trounce ein. »Gute Frau, der König, möge Gott ihn segnen, ist im Buckingham-Palast unter Belagerung. Er kann nicht raus, und niemand kann rein, und so wird es bleiben, bis sich das aufständische Gesindel beruhigt und aufhört, zu verlangen, dass wir eine verdammte Republik werden. Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise.«
    Spencer grunzte und murmelte: »Die republikanische Form der Regierung ist die höchste Form einer Regierung, aber genau deswegen erfordert sie den höchsten Typus menschlicher Natur – einen Typus, den es derzeit in London nicht gibt, so viel steht verdammt fest.«
    »Hören Sie mit dem albernen Geplapper auf und schauen Sie aus dem Fenster!«, rief die Haushälterin.
    Trounce zog die Augenbrauen hoch.
    Swinburne seufzte, erhob sich und durchquerte das Zimmer. Er schob sich an Admiral Lord Nelson vorbei, der an seinem üblichen Platz stand, und spähte aus dem Fenster. Die Türglocke läutete.
    Mrs Angell hob ihre Schürze an und schlug sie sich auf den Mund, um ein Quieken zu unterdrücken.
    »Meiner Treu!«, stieß der Dichter atemlos hervor, während er auf das mächtige gepanzerte Gefährt hinabstarrte.
    »Was soll ich tun? Was soll ich tun?«, geriet die alte Dame in Panik.
    »Bettnässer«, tat Pox, der Sittich, mit einem vergnügten Pfeifen seine Meinung kund.
    »Beruhigen Sie sich, meine Liebe. Bleiben Sie hier. Ich gehe an die Tür«, erwiderte Swinburne. Damit verließ er den Raum.
    Trounce und Spencer standen auf und strichen ihre Kleidung glatt. Mrs Angell lief in wilder Panik geschäftig im Raum umher, rückte Bilder, Ziertand und Kuriositäten gerade und staubte in Windeseile irgendwelchen Nippes ab.
    »Nelson!«, sagte sie im Befehlston. »Verstau die Gläser dieser Herren im Sekretär und wisch die Tischfläche ab, dann kommst du hierher, damit ich dich polieren kann.«
    Der Uhrwerkmann salutierte und setzte sich in Bewegung.
    »Ich bin sicher, das ist nicht nö…«, setzte Spencer an.
    »Ruhig!«, flüsterte Trounce. »Unterbrechen Sie die Frau niemals, wenn es um Hausarbeit geht. Sonst beißt sie Ihnen den Kopf ab!«
    Die Schritte mehrerer Personen ertönten auf der Treppe. Swinburne trat ein, gefolgt von Damien Burke und Gregory Hare, die beide wieder ihre üblichen ausgefallenen und aus der Mode geratenen Kleider trugen. Jeder der beiden Mitarbeiter Palmerstons trug den linken Arm in einer Schlinge.
    Sie traten beiseite.
    Ein großer Mann schritt zwischen ihnen hindurch in den Raum. Er trug einen dunkelblauen Samtanzug mit einem langen schwarzen Umhang über den Schultern. Ein schwarzer Schleier hing von der Krempe seines Zylinders und verbarg sein Gesicht völlig.
    »Hoheit«, sagte Mrs Angell und sank in einen tiefen Knicks.
    »Wohl kaum, Madam«, erwiderte der Besucher und nahm den Hut samt Schleier ab. »Ich bin Henry John Temple, der dritte Viscount Palmerston.«
    »Oh! Es ist nur der Premierminister«, entfuhr es der Haushälterin. Sie hielt sich an einem Stuhl fest und richtete sich wieder auf.
    »Tut mir leid, Sie zu enttäuschen«, murmelte Palmerston reumütig.
    »Nein!« Mrs Angell schluckte. »Ich meine … das soll heißen … oh herrjemine!« Sie lief hochrot an.
    »Meine Herren, verehrte Dame«, ergriff Swinburne das Wort, »einige von Ihnen kennen einander bereits, andere nicht, daher eine kurze Vorstellung. Das ist Mrs Iris Angell, Sir Richards geschätzte Haushälterin. Detective Inspector William Trounce, einer der besten Männer von Scotland Yard. Mr Herbert Spencer, unser freundlicher Philosoph von nebenan. Lord Admiral Nelson, Richards recht außergewöhnlicher Kammerdiener. Und Mr Damien Burke und Mr Gregory Hare, Agenten des Premierministers.«
    Ein lautes Krächzen unterbrach ihn: »Schieläugige

Weitere Kostenlose Bücher