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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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aus Burtons Sicht.
    Vor ihm hatte Brunel einigen Vorsprung gewonnen und schwenkte leicht nach Osten. Ein heftiges Zittern durchlief Burtons Körper. Er biss die Zähne zusammen.
    »Na schön, Brunel«, stieß er heiser hervor. »Jetzt gibt es nur noch Sie und mich!«
    Er schnalzte mit den Zügeln.
    Die Verfolgungsjagd setzte sich über den Wolken und quer über das regnerische London fort. Burton musste sich beherrschen, um zu verhindern, dass er in die Welt der Fieberträume abschweifte. Aber die Gedanken ließen ihn nicht los. Er fragte sich, wo sich sein einstiger Reisegefährte John Hanning Speke aufhalten mochte, und grübelte über die Zeit nach, die sie zusammen in Afrika verbracht hatten. Es wurde eine Halluzination daraus: Der Segeltuchsitz des Kastendrachens verwandelte sich in eine schaukelnde Sänfte, auf der ihn Eingeborene trugen. Über ihn beugte sich Speke, der ihm Wasser aus einer Feldflasche auf die fiebrig lodernde Stirn träufelte.
    »Nicht mehr lange, Dick«, sagte Speke. »Wir erreichen Ujiji noch vor Sonnenuntergang. Dort können wir eine Weile lagernund in Bestform kommen, bevor wir den See gründlicher erforschen. Den restlichen Nachmittag wird es ein einfacher Marsch, alter Kamerad. Flache Savanne. Keine Sümpfe mehr. Jede Menge Wildtiere. Ich habe heute Vormittag drei Gazellen und fünf Geier erlegt!«
    Schießen. Immer nur schießen! Gott, wie Speke es liebte, zu töten.
    Das Wasser tropfte ihm weiter ins Gesicht.
    Genug!
    Aber Speke hörte nicht auf. Stattdessen fielen die Tropfen heftiger und durchnässten seinen Kragen.
    Bismillah! Wo ist Brunel?
    Wütend auf sich sah sich der Agent des Königs um und stellte fest, dass er zurück in die Wolken abgesunken war. Er zog zornig an den Zügeln und lenkte seinen Vogel wieder höher.
    Als er in die klare Luft emporstieg, sichtete er den Ornithopter links vor sich. Das Fluggerät ging in den Sinkflug über. Burton folgte ihm und wurde erneut von den dichten atmosphärischen Schwaden verschluckt. Kurz darauf schüttelten Wind und Regen ihn wieder gehörig durch. Als er auf die Straßen hinabblickte, erkannte er zunächst nichts, bis er Muswell Hill und den Alexandra Park als vertraute Orientierungspunkte ausmachen konnte. Er beobachtete, wie Brunel seinen Ornithopter in einem weiten Bogen über dem Priory Park sinken ließ, einen kleineren Grünstreifen im Südosten.
    Nachdem der Agent des Königs die Anlage einmal umkreist hatte, flog er dicht über die Grenzbäume hinweg, und als sie hinter ihm zurückblieben, zog er die Trennleine. Die Welt drehte sich wild, als er sich von seinem Schwan löste, dann raste der Boden auf ihn zu, und ein fürchterlicher Aufprall raubte ihm die Sinne.
    *
    Burton schlug die Augen auf.
    Warum lag er im Regen? Warum war er in irgendetwas verheddert? Warum …
    Die Erinnerung kehrte zurück.
    Er rollte sich herum, stieß Segeltuch und zerbrochene Rundhölzer von sich, rappelte sich auf die Knie und übergab sich in das feuchte Gras. Sein gesamter Körper zitterte. Nachdem er sich entleert hatte, tastete er um sich, bis er die Tasche des Drachen fand. Er zog seinen Stock mit dem Pantherkopf aus Silber daraus hervor, stützte sich schwer darauf und stemmte sich mühsam auf die Beine.
    POX JR5 flatterte auf seine Schulter.
    Burton kramte ein Taschentuch hervor und wischte sich über den Mund. Als er es davon entfernte, erblickte er auf dem Baumwollfleck Blut, das langsam vom immer noch herabfallenden Regen ausgewaschen wurde. Er betastete sein Gesicht und entdeckte eine tiefe Schnittwunde auf seinem Nasenrücken. Burton presste das Tuch darauf und stolperte über den sumpfigen Rasen in ein nahes Dickicht.
    Er lehnte sich gegen einen Baumstamm. Sein Kopf schmerzte entsetzlich.
    »Pox. Nachricht für Detective Inspector Trounce«, krächzte er. »Anfang der Nachricht. Brunel ist im Priory Park gelandet, in Crouch End. Er ist in der Klosteranlage. Kommen Sie schnell her. Bringen Sie Männer mit. Ende der Nachricht. Los.«
    Der Sittich gab ein abfälliges Geräusch von sich und brach auf.
    Burton, den die Schatten der Baumgruppe verhüllten, spähte über das Grün zu dem wenig einladenden alten Gemäuer. Der große Ornithopter stand vor dessen großer Doppeltür. Der Regen trommelte laut auf den Metallrumpf des Fluggeräts ein, und aus dem Schlot kräuselten sich Dampfwölkchen gen Himmel.
    Der Agent des Königs besann sich auf seine bemerkenswerten Kraftreserven, die ihn schon so manches Abenteuer hattenüberstehen

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