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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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lassen, setzte sich langsam in Bewegung und ging hinter der Maschine in Deckung. Er schlich an ihrer Seite entlang, duckte sich unter einem eingeklappten Flügel hindurch und beugte sich vor, um daran vorbei zur Vorderseite der Klosteranlage zu schauen.
    Die Eingangstüren standen offen, und Licht strömte von drinnen heraus. Der Dampfmann geriet klirrend in Sicht. Burton hörte Glocken läuten: Brunels sonderbare, beinah unverständliche mechanische Stimme. Dank seines außerordentlichen Gespürs für Sprachen gelang es Burton, die Worte zu verstehen: »Kommen Sie aus dem Regen, Captain.«
    »So viel zum Thema heimliches Anschleichen«, seufzte der königliche Agent, richtete sich auf und schleppte sich zum Eingang. Von Brunel stiegen Abgasdämpfe auf, als der Ingenieur beiseitetrat.
    »Sorgen Sie sich nicht um Ihre Sicherheit«, bimmelte der Dampfmann, als Burton einen letzten Blick über die Schulter warf, bevor er das Gebäude betrat. »Kommen Sie rein und wärmen Sie sich am Feuer. Ich möchte, dass Sie jemanden kennenlernen.«
    Das Innere des ehemaligen Klosters war, wie Burton schnell erkannte, vollkommen umgebaut worden, um es an die Größe des Dampfmannes anzupassen. Ursprünglich hatte es sich um eine dreigeschossige Anlage gehandelt. Davon war nur noch die oberste Etage übrig. Die beiden unteren Geschosse hatte man zu einem einzigen gewaltigen Raum zusammengelegt, lediglich unterbrochen von hohen Eisenstützen als Ersatz für die tragenden Wände. Entlang der Mauer zu Burtons Linken führte eine schmale Treppe ohne Geländer nach oben.
    Zu seiner Rechten sah er hinter Holztrennwänden indischer Machart Ziermöbel, die auf gemusterten Läufern standen, außerdem einen großen Kamin, in dem einladend Flammen flackerten. Auf diesen Bereich zeigte einer der mit mehreren Gelenken ausgestatteten Arme des Dampfmannes.
    »Wo sind die Diamanten, Brunel?«, verlangte Burton zu erfahren.
    Das Surren von Zahnrädern ertönte, und ein anderer Arm hob sich. In der Zange an dessen Ende befanden sich mehrere flache Schmuckkästchen.
    »Hier. Eine Erklärung erwartet Sie am Feuer. Ich bestehe darauf, dass Sie sich trocknen, Sir Richard. Wenn Sie sich weigern, holen Sie sich den Tod!«
    Diese Drohung war unmissverständlich.
    Burton wandte sich ab und steuerte mit unsicheren Schritten auf den möblierten Bereich zu. Dabei passierte er Bänke, übersät mit kleinen Maschinenteilen, Werkzeugen, Bohrern, Messingarmaturen, Getrieben und Federn. Er trat um die Trennwände herum und sah auf einen betagten Mann hinab, der in einem Ohrensessel aus Leder saß. Bei der kahlköpfigen verschrumpelten Gestalt mit der leberfleckigen Haut und den geisterhaften Hohlaugen handelte es sich unverkennbar um Sir Charles Babbage.
    »Hol mich der Teufel!«, stieß der alte Erfinder mit brüchiger, kratziger Stimme hervor. »Sind Sie krank? Sie sehen ja völlig erledigt aus. Und Sie sind klitschnass, Mann! Um Himmels willen, setzen Sie sich. Ziehen Sie den Sessel näher ans Feuer. Brunel! Brunel! Komm her!«
    Burton lehnte seinen Stock neben den Kamin und ließ sich auf einen Lehnsessel plumpsen.
    Der Dampfmann stapfte herbei und hob einige der Trennwände beiseite. Er ragte über den beiden Männern auf.
    »Wo sind deine Manieren?«, keifte Babbage. »Bring Sir Richard Brandy!«
    Brunel bewegte sich zu einem Schrank und holte mit angesichts seiner gewaltigen Masse erstaunlichem Feingefühl zwei Gläser und eine Kristallkaraffe daraus hervor. Er schenkte großzügig ein, kam zurück und hielt jedem der Männer ein Glas hin. Burton und Babbage nahmen sie entgegen, und Brunel rückte einige Schritte zurück. Mit einem Zischen entweichenden Dampfs senkte er sichin Habachtstellung und verharrte reglos, abgesehen vom rhythmischen Keuchen seines Blasebalgs.
    »Wusch-wusch! Wusch-wusch!«, machte Babbage. »Fürchterliches Geräusch. So geht es den ganzen Tag. Und dann den ganzen Abend der Regen auf den Fenstern! Klatsch-klatsch! Klatsch-klatsch! Wie soll man denn da denken? Meine Güte, trinken Sie, Burton. Was um alles in der Welt ist bloß los mit Ihnen?«
    Burton nippte an seinem Brandy. Der Rand des Glases klirrte gegen seine Zähne. Er zog das fleckige Taschentuch hervor und benutzte es, um sich Blut aus dem Gesicht zu wischen und die Wunde auf seiner Nase abzutupfen. Seufzend warf er das rot verfärbte Baumwolltuch ins Feuer und murmelte: »Malaria.«
    »Mein lieber Freund, das tut mir ja so leid! Kann ich irgendetwas tun?«, erkundigte sich

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