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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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schossen empor.
    » Was? «
    Die Komtesse schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern. »Mehr kann ich nicht sagen.«
    Stille senkte sich über die beiden. Sie saßen da und starrten einander fragend an, bis die Wahrsagerin murmelte: »Warum sind Sie zu mir gekommen, Captain?«
    Burton rieb sich die verkrusteten Augen. Gott, war er müde! Er legte die zernarbten Hände auf den Tisch, blickte auf sie hinab und antwortete: »Komtesse, die Zukunft sollte von der Vergangenheit und von der Gegenwart geformt werden. Die Vergangenheit und die Gegenwart sollten nicht von der Zukunft geformt werden. Und doch haben in mittlerweile zwei Fällen – oder zumindest zweien, von denen ich weiß – Menschen in der Zeit herumgefuhrwerkt, um den Verlauf der Ereignisse zu beeinflussen. Wie viel Schaden haben sie angerichtet? Wir müssen diese Frage beantworten. Ich möchte, dass Sie in die Zukunft blicken, die vorgesehen war.«
    »In die ursprüngliche Geschichte? Das ist unmöglich.«
    »Wirklich? Wenn man statt des Weges B den Weg A einschlägt, hört dann der Weg B auf zu existieren?«
    »Nein – aber wenngleich ich den anderen Weg fühlen kann, ist es mir nicht möglich ihn entlangzublicken. Wir sind zu weit an der Verzweigung vorbei. Das übersteigt meine Fähigkeiten.«
    Burton fasste in seine Tasche. »Ich habe etwas, dass Ihre Begabung verstärken wird.«
    Er legte zwei schwarze Diamanten auf den Tisch.
    Sie summten leise.

Die Zukunft ist nicht mehr,
was sie einmal war

    ANKÜNDIGUNG
    Die Kaste der Technokraten erklärt hiermit die umgehende Beendigung ihrer Partnerschaft mit jenen Mitgliedern der Gruppierung der Eugeniker, die sich entschieden haben, Sponsorengelder von der PREUSSISCHEN REGIERUNG anzunehmen.
    Die Technokraten verurteilen jene Wissenschaftler und Forscher, die diesen Weg eingeschlagen haben.
    Jene Eugeniker, die Großbritannien treu ergeben bleiben, sagen sich von ihren früheren Kollegen los und möchten fortan als
    GENETIKER
    bezeichnet werden.
    Wir unterstreichen die Worte unseres visionären Oberhaupts, Isambard Kingdom Brunel:
    »Die Technokraten bleiben loyal zum großartigen britischen Empire!«
    PROPAGANDA DER TECHNOKRATEN
    M ediale Kräfte existieren nicht.«
    Sir Richard Francis Burton ließ diese Aussage eine Weile wirken. Dann fuhr er fort. »Im viktorianischen Großbritannien – womit ich unsere Zeit meine, wie sie gewesen wäre, hätte sich Edward Oxford nicht eingemischt – haben sich Astralleiber, Gedankenlesen, Astralenergie und Spiritismus aus wissenschaftlicher Sicht als bestenfalls höchst unplausibel erwiesen und sind aller Wahrscheinlichkeit nach blanker Unfug.«
    Der Agent des Königs saß am Kopf eines langen Tisches in einem prunkvollen Saal im Buckingham-Palast. Neun weitere Personen waren anwesend: der eugenisch verbesserte Premierminister Lord Palmerston, der geiergesichtige Kriegsminister Sir George Cornewall Lewis, der Schatzkanzler William Gladstone mit seinem ausweichenden Blick, der graubärtige Außenminister Lord John Russell, der elend wirkende oberste Lord der Admiralität Edward Seymour, der andersartige rothaarige Dichter Algernon Charles Swinburne, der unnahbare Chief Commissioner von Scotland Yard Sir Richard Mayne, der Uhrwerkphilosoph Herbert Spencer sowie der dampfbetriebene Ingenieur Isambard Kingdom Brunel. Zweifellos handelte es sich um die skurrilste Zusammenkunft, die der königliche Palast je erlebt hatte.
    Eine weitere Gegenwart befand sich im Raum: König Alberts Augen und Ohren hingen über dem Tisch wie ein bizarrer Kronleuchter – eine aus Hörtrichtern und Linsen bestehende Vorrichtung, die bald hierhin, bald dorthin schwenkte, um der Unterhaltung der Männer zu folgen. Der Monarch war berüchtigt für seine Zurückgezogenheit. Von den Anwesenden war ihm nur Palmerston je von Antlitz zu Antlitz begegnet.
    Brunel meldete sich bimmelnd zu Wort. »Das ergibt keinen Sinn, Sir Richard. Eine Veränderung des Verlaufs der Geschichte vermag nicht, die Gesetze der Physik zu verändern. Was immer Astralenergie sein mag, sie existiert eindeutig.«
    »Wie du aus leidlicher Erfahrung weißt«, warf Swinburne mit einem Blick auf die gelblichen Blutergüsse seines Freundes ein.
    »Sie existiert hier«, erwiderte Burton. »Aber nicht in der viktorianischen Zeit.«
    »Hat Ihre Hexe das mit solcher Deutlichkeit gesehen?«, wollte Palmerston wissen.
    »Sie ist eine Seherin, keine Hexe, und ja, Premierminister, mithilfe von zwei schwarzen Diamanten konnten

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