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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Gebäude zwischen einer Eisenwarenhandlung und dem Anatomiemuseum stehen. Es besaß eine hellgelbe Tür und ein Erkerfenster, hinter dem sich ein tiefblauer Vorhang befand.
    Innen an der Fensterscheibe klebte eine Mitteilung.

    Die verblüffende KOMTESSE SABINA, siebte Tochter, CHIROMANTIN, WAHRSAGERIN, erzählt Ihnen von Ihrer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, nennt vollständige Namen und kennt jeden Gedanken und jede Frage in Ihrem Kopf, ohne dass ein Wort gesprochen wird. Wiedervereinigung voneinander Getrennter. Beseitigung böser Einflüsse. Wahrheitsgetreue Voraussagen mit Zufriedenheitsgarantie. Beratungszeiten von 11:00 Uhr bis 14:00 Uhr und von 18:00 Uhr bis 21:00 Uhr. Bitte treten Sie ein und warten Sie, bis Sie aufgerufen werden.
    Burton betrachtete im Glas sein Spiegelbild. Sein wildes Antlitz glich einem Flickwerk roter und violetter Blutergüsse.
    »Nichts von alledem ist dein Werk«, sagte er. »Aber der Zufall hat dich mitten hineingeworfen. Jetzt musst du das Spiel zu Ende bringen.«
    Sein Blick wanderte zu der Mitteilung.
    Wahrsagerin .
    Er beugte sich vor und lehnte die Stirn an das kalte Glas.
    Das afrikanische Auge wird gefunden .
    Plötzlich fühlte er sich außer Atem und begann, gierig nach Luft zu schnappen.
    Es wird von dir gefunden .
    »Bismillah«, stieß er hervor. »Bismillah. Es ist alles zum Teufel gegangen!«
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite nahm ein Kaffeehaus den frühmorgendlichen Betrieb auf. Burton ließ sich kurz Zeit, um seine Atmung zu beruhigen, dann ging er hinüber, trat ein und bestellte sich Kaffee.
    »Sie sind der erste Gast, den ich seit Tagen habe«, brummte der Besitzer und betrachtete neugierig die geschundenen Züge des Entdeckers. »Möchten Sie gebutterten Toast dazu? Geht aufs Haus.«
    »Das wäre außerordentlich fein«, erwiderte Burton. »Danke.«
    Still saß er da, nippte an seinem Kaffee und aß Toast, bis im Gebäude gegenüber ein Licht anging und aus dem oberen Fenster durch den Nebel schimmerte. Er harrte noch etwa vierzig Minuten aus, dann verließ er das Kaffeehaus, überquerte die Straße und klopfte an die Tür. Er wartete, und nach einigen Augenblicken klopfte er abermals an.
    Die Komtesse öffnete die Tür. Sie trug ein langes, formloses mitternachtsblaues Kleid.
    »Komtesse Sabina«, sagte er. »Verzeihen Sie. Mir ist bewusst, dass es noch früh ist.«
    »Captain Burton. Meine Güte, was ist denn mit Ihnen passiert? Sind Sie von einem dieser grässlichen Omnifüßler über den Haufen gerannt worden?«
    Er brachte ein schiefes Grinsen zustande. »Etwas in der Art, ja. Ich benötige Ihre Fähigkeiten. Es handelt sich um eine Angelegenheit von größter Bedeutung.«
    Einen Moment lang musterte sie ihn stumm, die Augen unergründlich, dann nickte sie und wich zur Seite.
    Burton trat ein und folgte ihr einen kurzen Gang hinab, durch einen mit einem dicken Samttuch verhangenen Durchgang und in den Raum dahinter. Es roch nach Sandelholz. An den schmucklosen Wänden standen Stühle.
    Sie gingen weiter in ein kleineres Zimmer. Es erwies sich als karg möbliert, wenngleich sich auf den Regalen und auf dem Kaminsims unzähliger esoterischer Tand und Krimskrams stapelten. Eine Kampferlampe hing tief über einem runden Tisch in der Mitte der Kammer.
    Die Komtesse setzte sich.
    Burton nahm ihr gegenüber Platz.
    Er befeuchtete die Lippen und sagte: »Ich … ich habe Angst.«
    Schweigend nickte sie. Ihr Blick veränderte sich, sie schien geradewegs durch ihn hindurchzusehen. Mit kaum hörbarer Stimme flüsterte sie: »Der Zyklus ist abgeschlossen. Die Zeit der Veränderung ist da. Der Krieg naht.«
    »Und ich habe eine Rolle zu erfüllen.«
    »Ja.«
    »Ich fühle mich … fehl am Platz.«
    »Das sind Sie. Dies ist nicht Ihr vorgesehener Weg.«
    »Ist er das für irgendjemanden?«
    »Nein. Wir leben in einer seltsamen Welt, Captain, aber schon bald wird sie für Sie beide noch seltsamer werden.«
    »Für uns beide? Meinen Sie damit meinen Assistenten?«
    » Sie beide, Captain Burton.«
    »Erklären Sie mir das.«
    »Ich … ich kann nicht. Ich weiß nicht, wie. Es tut mir leid. Ich fühle … ich fühle, dass Sie geteilt sind.«
    »Das ist merkwürdig«, erwiderte Burton. »So fühle ich mich selbst oft, vor allem, wenn mich das Malariafieber ereilt. Allerdings weiß ich nicht, was es bedeutet.«
    »Ich auch nicht, aber … aber irgendwie weiß ich, dass alles davon abhängt!«
    Burton lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Seine Augenbrauen

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