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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Spencer neben ihm stand. Der Messingmann hielt die zu einer Schale aneinandergelegten Hände vor sich. Der Agent des Königs blickte hinein und zählte.
    »Sieben Bruchstücke. Sind das alle?«
    Spencer nickte.
    »Gut. Behalte du sie, ja? Mir verursachen die verfluchten Dinger Kopfschmerzen. Verschwinden wir von hier. Und Herbert …«
    Der Messingkopf musterte ihn.
    »Danke.«
    Burton zog einen Stuhl aus einem bröckelnden, sich rasch auflösenden Ektoplasmahügel hervor und benutzte ihn, um eine Schneise durch die verkalkende Substanz zu schlagen, die den Ausgang und den Korridor dahinter versperrte. Das mediale Material verschwand zunehmend schneller, und als sein mechanischer Gefährte und er das Erdgeschoss des Venetia Hotels erreichten, war davon nichts mehr zu sehen.
    Sie traten hinaus auf die neblige Strand. Eine seltsame Stille herrschte.
    Burton wurde von einem Schwindelanfall erfasst, geriet ins Wanken und stützte sich am Arm seines Kameraden ab. »Gib mir einen Augenblick Zeit«, murmelte er.
    Das Nächste, was er mitbekam, war, dass er in die besorgten Gesichter von Algernon Swinburne und Detective Inspector Trounce emporblickte.
    »Bin ich ohnmächtig geworden?«
    »Schwachkopf!«, kreischte Pox von der Schulter des Dichters.
    »Anscheinend«, erwiderte Trounce. »Lord Nelson hat Sie aus dem Nebel getragen. Wie steht es um den Feind?«
    »Der ist tot. Die Vorstellung ist vorbei. Und er«, der königliche Agent deutete auf den Messingmann, »ist nicht Lord Nelson. Helfen Sie mir mal, ja?«
    Mit verdutzter Miene fasste Trounce nach unten und zog Burton auf die Beine. »Nicht Nelson? Ist das eine andere Maschine?«
    Pox hüpfte von Swinburne auf den Kopf des Uhrwerkmanns und trällerte: »Herzallerliebster Prachtjunge!«
    »Nein«, entgegnete Burton. »Es ist unser gemeinsamer Freund, Mr Herbert Spencer.«
    Trounce runzelte die Stirn. »Was?«
    »Wir haben jetzt keine Zeit für Erklärungen, altes Haus. Belassen wir es vorerst bei der Feststellung, dass Sir Charles Babbage ein Genie war.«
    »Keine Zeit? Ich dachte, Sie hätten gesagt, dass Blavatsky tot sei.«
    »Ist sie auch, und Rasputin ebenfalls. Ich muss los. Bevor ich in mein Bett falle und eine Woche lang schlafe, muss ich noch mit jemandem reden.«
    »Soll ich mitkommen, Richard?«, fragte Swinburne mit einem Anflug von Besorgnis in der Stimme.
    »Nein, Algy. Das muss ich alleine tun.«
    Er wandte sich an den Messingphilosophen. »Gib mir ein paar der Diamanten, ja?«
    Spencer ließ zwei Steine in die wartende Handfläche des Entdeckers fallen. Burton schob sie in die Westentasche, drehte sich um und wankte in den Nebel davon.
    »He!«, rief Trounce der verblassenden Gestalt hinterher. »Wer in Dreiteufelsnamen ist Rasputin?«
    »Geben Sie Herbert einen Stift und Papier«, lautete die entschwindende Antwort. »Er schreibt Ihnen eine Erklärung auf.«
    Trounce kratzte sich am Kopf und murmelte: »Meiner Treu! Wenn er gerade diese Blavatsky besiegt und all diesen Unfug beendet hat, sollte man meinen, er würde etwas glücklicher darüber wirken.«
    *
    Der Nebel verdichtete sich.
    Burton bahnte sich den Weg zwischen Leichen und Geröll hindurch, grüßte kurz angebunden die Constables, denen er begegnete, verließ die Strand, lief den Haymarket entlang und überquerte den Piccadilly Square.
    Es war vielleicht fünf oder sechs Uhr morgens – er wartete noch darauf, dass Big Ben läuten würde. Am Himmel zeichnete sich ein matter Schimmer ab, als der Sonnenaufgang versuchte, die trüben Schwaden zu durchdringen. In der Stadt herrschte völlige Stille.
    Er ging die Regent Street entlang, vorbei an zerbrochenen Fenstern und geplünderten Geschäften. Burton konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass die Welt um ihn herum in sich zusammenfiel. Der Aufstand war zu Ende. Blavatsky war tot. Rasputins Geist war zerfetzt, und die Gegenwart war befreit von seinem finsteren Einfluss.
    Dennoch schien etwas ganz und gar nicht in Ordnung zu sein.
    Die Schwaden umwirbelten ihn, dämpften seine Schritte, als er den Oxford Circus betrat und sich nach links wandte. Eine erdrückende Niedergeschlagenheit senkte sich über ihn, genau wie jene, die er in Aden nach der Rückkehr aus der Seenregion Afrikas erlebt hatte. Sie ging auf das Empfinden zurück, dass trotz all seiner Bemühungen eine Aufgabe unerledigt geblieben war.
    »Woran liegt es?«, murmelte er. »Wieso habe ich das Gefühl, versagt zu haben?«
    Er gelangte zur Vere Street und blieb vor einem schmalen

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