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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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jedoch genau geplant werden muss.«
    Nachdenklich stützte Ramses den Kopf in seine linke Hand und betrachtete die Skizzen erneut. »Vielleicht hast du recht. Woher aber weiß sie, dass es absolut notwendig ist, dass sowohl mein Körper als auch meine Schätze erhalten bleiben müssen, damit ich zu meinem Vater Amun-Re in die Barke gelangen kann?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Amunhotep, »doch sie wurde uns vom Herrscher über das Totenreich gesandt. Möglicherweise ist es der Wunsch der Götter, dass du mit ihnen gemeinsam den Himmel und die Unterwelt bereist.«
    »Es könnte der Grund sein«, erwiderte Ramses und zog die Stirn in Falten. »Immerhin erzählte uns Satra, dass man alle Pharaonengräber geplündert hätte und nur eines unversehrt gefunden worden sei.« Nachdenklich massierte er sich die Nasenwurzel mit Daumen und Zeigefinger. »Nur ein einziges ... – Wo ist sie jetzt?«
    »Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich sitzt sie in meinen Gemächern oder streift durch die Palastgärten. Soll ich sie suchen lassen?«
    Der Herr der Beiden Länder winkte ab und betätigte den Gong, der neben ihm auf dem Arbeitstisch stand. Sofort erschien der Oberste Kammerherr im Türrahmen.
    »Schicke einen Diener los, der die Dienerin des Oberpriesters suchen und herbringen soll! Ich will sie umgehend sehen!«
    Der Mann verneigte sich und verschwand.
    Eine knappe halbe Stunde später lag Satra zu Füßen des Königs, um dem mächtigen Pharao zu huldigen.
    »Erhebe dich, und beantworte mir meine Fragen! – Du sagtest, dass alle Häuser der Ewigkeit im Königstal geplündert wurden bis auf eines. Was ist mit den Mumien der Herrscher passiert? Wurden sie vernichtet oder blieben ihre Körper erhalten?«
    »Man fand die meisten von ihnen zusammengepfercht in zwei Häusern der Ewigkeit«, antwortete Satra und strich sich ihre Kleidung zurecht. »Priester des Amun hatten sie dorthin gebracht, um sie vor Schändung zu bewahren.«
    »Sie wurden aus ihren Grabstätten gerissen?« Ramses war sein Entsetzen anzusehen.
    »Ja, Majestät. Ihre eigenen Gräber waren nicht mehr sicher. Die Totenhäuser wurden bereits in deiner Zeit geplündert. Nachdem die Priester es bemerkt hatten, wickelte sie die mumifizierten Leiber in neue Binden und brachten sie an einen geheimen Ort, um sie so vor weiterem Frevel zu schützen.«
    Innerlich bedankte sich Satra, dass sie sich schon in frühester Kindheit für antike Geschichte begeistert hatte, vor allem für die des alten Ägypten. Anderenfalls wären ihr jetzt die passenden Antworten recht schwer gefallen.
    Vielleicht wurdest du aber auch gerade deswegen von den Göttern auserwählt und in die Vergangenheit geschleudert ...
, meldete sich schadenfroh die Stimme in ihrem Kopf zu Wort, aber Satra schenkte ihr keine weitere Beachtung und konzentrierte sich auf Ramses.
    »Aber die Menschen in deiner Zeit haben sie gefunden«, stellte dieser gerade fest, und seine Stimme verhärtete sich. »Ihr seid also auch Grabräuber!«
    Verlegen stand Satra da und sagte kein Wort.
    »Antworte mir! Ihr habt ihre Ruhe gestört. Warum, wenn nicht darum, sie ebenfalls zu berauben?«
    O Osiris, bitte!, flehte Satra stumm. Wenn ich dem Pharao erzählen muss, was wir mit den Mumien machen, dass wir sie in Glaskästen ausstellen, damit jeder Mensch sie begaffen kann, kriegt er entweder einen Herzschlag oder er lässt mich auf der Stelle pfählen.
    Sie schluckte schwer.
    »Majestät«, begann sie diplomatisch die Frage des Herrschers zu beantworten, »so wie in deiner Zeit, so sind auch die Menschen in den nachfolgenden Jahrhunderten und Jahrtausenden nicht viel besser oder schlechter. Sie sind raffsüchtig und gierig, und einige schrecken auch nicht vor Grabraub zurück. Wie ich bereits sagte, wurden alle Westlichen Häuser bereits zu deinen Zeiten geplündert. Doch auch später hofften Diebe, noch irgendetwas Wertvolles in ihnen zu finden, wurden aber größtenteils enttäuscht.
    Gut einhundert Jahre vor meiner Zeit fand ein Mann dann durch Zufall die beiden Kammern, in denen die Körper vieler Herrscher seit mehr als dreitausend Jahren ruhten. Es gab dort auch noch ein paar Schätze zu holen, und seien es auch nur die, die sich unter den Leinenbinden verbargen. Dieser Halunke bereicherte sich mit seinen Angehörigen an ihnen, bis man ihnen auf die Schliche kam. Die Ordnungshüter, also unsere Medjai, nahmen sie fest und verhörten sie. So erfuhren sie von dem Versteck der Königsmumien. Sofort wurden die Körper

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