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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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Richters leuchteten aber regelrecht auf, als ich ihm erzählte, dass Dedi im Lebenshaus für den Arzt Paheri gearbeitet hat. Zudem wollte er wissen, was der Heilkundige für ein Mensch sei.«
    »Ist ja interessant«, meinte Amunhotep, und Satra konnte ihm förmlich ansehen, wie es hinter seiner Stirn zu arbeiten begann. »Wollte er sonst noch etwas von dir erfahren?«
    »Nein, Gebieter, er sagte nur, dass er auch noch mit dir reden will.«
    »Mit mir? – Du darfst gehen. Ich brauche dich heute nicht mehr. Wir arbeiten morgen weiter. Sage Hekaib, dass er meinen Wagen bereithalten soll. Ich habe noch etwas zu erledigen.«
    Satra verneigte sich und zog sich zurück.
    Amunhotep hingegen verstaute die Entwürfe, an denen er gerade gearbeitet hatte, in einer großen Truhe. Anschließend rief er nach Maiherperi und verließ gefolgt von seinem Leibwächter das Haus, um sich zum Gerichtsgebäude zu begeben. Er musste unbedingt mit Thotmose reden.
    Nach diesem, sowohl für Thotmose als auch für Amunhotep sehr aufschlussreichen Gespräch wurde Dedi festgenommen und verhört. Der in Theben weilende Nehi stellte daraufhin einen kleinen Stab von Beamten zusammen, mit dem er am folgenden Tag nach Abydos aufbrach. Amunhotep gehörte dazu.
     
    * * *
     
    Als die königliche Untersuchungskommission in Abydos anlegte, war der Tempel in heller Aufregung. Zu gut waren noch die Ereignisse des letzten Mals in der Erinnerung der Priester verankert, als es um Veruntreuung von Tempeleigentum und das unerlaubte Verleihen von Arbeitskräften gegangen war.
    Paheri stand der kalte Schweiß auf der Stirn, als er hörte, der Wesir wäre persönlich nach Abydos gekommen, um Licht in den verbotenen Gifthandel zu bringen. Es wurde ihm bewusst, dass das sein Ende war. Als er kurz darauf von zwei Soldaten vor Pharaos höchsten Würdenträger gebracht wurde, versuchte er gar nicht erst zu lügen, denn Nehi legte ihm das schriftliche Geständnis von Dedi vor. Er bestätigte den Inhalt.
    »Wer außer dir und Dedi ist noch in diese Sache verwickelt?«, fragte Nehi.
    Paheri schwieg. Er war nicht gewillt, seinen Bruder zu verraten, auch wenn er letztlich ihm diese missliche Lage zu verdanken hatte.
    Sein jüngerer Bruder war seit Jahren dem Glücksspiel verfallen. Er hatte beim Senet immense Schulden gemacht und war dadurch in große Geldnot geraten. Von seinen Gläubigern bedrängt, hatte er sich an seinen älteren Bruder gewandt und ihn um Hilfe gebeten. Paheri fehlten jedoch die Mittel. Er war zwar Priester und bekleidete ein angesehenes Amt in Abydos; dennoch war er nicht so wohlhabend, um die Schulden tilgen zu können.
    Eines Tages war sein Bruder auf die Idee gekommen, durch den Verkauf von Giften seinen Wohlstand aufzubessern und seine Gläubiger auszuzahlen. Paheri hatte anfangs nichts davon wissen wollen. Es war ihm bewusst, dass die Gifte nicht für heilkundige Zwecke eingesetzt werden sollten, und er war Arzt. Er rettete Leben und nahm sie nicht. Auf der anderen Seite konnte er auch nicht tatenlos zusehen, dass seinem Bruder womöglich Schaden zugefügt werden würde. Also hatte er letztlich nachgegeben und eine kleine Menge der tödlichen Substanzen abgezweigt.
    Es war niemandem aufgefallen. Alles lief gut.
    Paheri konnte von Glück reden, dass er allein über den Vorrat im Haus des Lebens verfügen durfte. Er benötigte niemandes Zustimmung, um sie zu entnehmen. Er hatte einzig dafür Sorge zu tragen, dass die Ab- und Zugänge gewissenhaft verzeichnet wurden. Sein Bruder erzielte einen hohen Gewinn, sodass nach der Begleichung seiner Schulden sogar noch ein wenig übrig blieb. Und dann kam die Gier, und es wurde ein reges Geschäft daraus. Immerhin gab es so manche Frau, die sich ihres Mannes entledigen, seinen Wohlstand hingegen behalten wollte. Andere benötigten die todbringenden Substanzen, um sich einen Rivalen vom Hals zu schaffen. Es gab der Gründe genug.
    Nach Dedis spurlosem Verschwinden hatte er sich aus dem verbotenen, aber einträglichen Geschäft mit den Giften zurückgezogen. Zum einen fehlte ihm sein Bote, zum anderen war die Gefahr zu groß geworden, erwischt zu werden. Einzig Ipuwer hatte ihn noch in der Hand und nutzte sein Wissen als Druckmittel gegen ihn, obwohl auch der Schatzmeister keinen blütenreinen Schurz mehr trug.
    »Paheri, ich warne dich«, riss Nehi den Heilkundigen aus seinen Erinnerungen. »Ich werde die Antworten gegebenenfalls aus dir herausprügeln lassen. Glaube nicht, dass dich dein hohes Priesteramt

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