Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
Vom Netzwerk:
vor Stockschlägen bewahren wird. Du bist inzwischen nichts weiter als ein elender Verbrecher, und genauso werde ich dich auch behandeln.« Er maß Paheri mit einem drohenden Blick. »Wer ist sonst noch in diesen Handel verwickelt? – Dedi war dein Bote, der das Gift in den thebanischen Bergen hinterlegt und die Bezahlung abgeholt hat. Der stumme Bettler war derjenige, der die Ohren gespitzt und nach Interessenten Ausschau gehalten hat. Wer aber ist der Mann mit der Falkenmaske, der mit den Kaufwilligen den Preis ausgehandelt hat?«
    Paheri seufzte innerlich. Was sollte er bloß tun? Sein Leben war verwirkt. Durfte er auch das seines Bruders zunichtemachen? Unschlüssig glitt sein Blick zum Wesir, der respektvoll mit
Tjati
angeredet wurde.
    »Hat dein Gehilfe, der Diener Turi, etwas damit zu tun?«, riss Nehi ihn aus seinen Grübeleien.
    »Nein, Tjati. Er weiß von alledem nichts.«
    »Wenn nicht er, wer ist sonst darüber informiert?« Grimmig blickte Nehi Paheri an. »Vielleicht deine Frau? Oder ist womöglich dein ältester Sohn der Mann mit der Falkenmaske? Wie ich hörte, lebt er in der südlichen Königsstadt.«
    »Nein, Erhabener, auch sie wissen nichts davon.«
    »Das soll ich dir glauben?« Nehi sah zu den beiden Soldaten, die die Tür bewachten. »Die Gemahlin des Heilkundigen soll streng verhört werden. Zudem soll ein Bote umgehend nach Theben reisen und den dortigen Medjai befehlen, Paheris Sohn zu vernehmen. Wollen wir doch mal sehen, was sie uns zu erzählen haben.«
    Paheri wurde blass und schluckte schwer. »Bitte nicht, Tjati. Verschone meine Frau und meinen Sohn. Sie haben damit nichts zu tun.«
    »Dann beantworte mir meine Frage, und belüge mich nicht.«
    Der Oberste Arzt senkte den Kopf. Auf seinem kahlen Schädel hatten sich kleine Schweißtröpfchen gebildet, rote Flecken zierten seinen Hals. Einen kurzen Moment verharrte er so; dann hob er wieder den Blick und sah Nehi und Amunhotep fest in die Augen.
    »Der Mann mit der Falkenmaske ist mein Bruder. Außer ihm und Dedi sowie dem stummen Bettler hat niemand davon gewusst oder auch nur geahnt ...« Paheri stutzte, denn diese Aussage war nicht ganz korrekt. Er straffte den Rücken. »Aber wenn ich für mein Tun bestraft werden soll, sollt ihr auch die ganze Wahrheit erfahren.«
    Überrascht tauschten Nehi und Amunhotep einen knappen Blick.
    »Während du, Tjati, vor zweieinhalb Jahren deine Nachforschungen wegen Djefahapis Vergehen anstelltest«, begann Paheri zu erzählen, »nahm sich der Oberpriester das Leben. Ein paar Wochen später stellte ich eine Unregelmäßigkeit in meinen Listen über die entnommenen Gifte mit dem tatsächlichen Bestand fest. Anfangs glaubte ich, dass mir ein Fehler unterlaufen sei. Erst viel später beschlich mich das Gefühl, dass es kein Fehler meinerseits gewesen war. Inzwischen bin ich fest davon überzeugt, dass Ipuwer das Gift an sich genommen hat, um damit Djefahapi zu ermorden. Er hatte sicher gehofft, so an das Amt des Oberpriesters zu gelangen, da er in der Rangfolge gleich nach Djefahapi kam. Ich habe für diese Anschuldigung zwar keinerlei Beweise, Tjati; ich weiß aber, dass es Ipuwer gewesen ist, der den Mordanschlag auf dich in Auftrag gegeben hat.« Paheris Blick hatte sich Amunhotep zugewandt.
    »Was sagst du da?« Amunhotep war sichtlich erschüttert. Er hätte Ipuwer zwar so einiges zugetraut; Mord gehörte allerdings nicht dazu.
    »Ipuwer war hinter meine privaten Geschäfte mit den Giften gekommen«, fuhr Paheri fort, »und erpresst mich seitdem mit diesem Wissen. Kurz nach deiner Ankunft in Abydos kam er auf mich zu und verlangte von mir, dass ich ihm helfen sollte, dich aus deinem Amt zu verdrängen. Zudem drohte er mir, sollte ich mich weigern, meine Geschäfte mit den Giften bekannt zu machen. Diese Information hatte er von Dedi erhalten.
    Ich hatte Angst vor der harten Strafe, die darauf steht, und gelobte, ihm bei seinem Vorhaben behilflich zu sein. Allerdings ahnte ich nicht, dass Ipuwer vorhatte, dich zu töten.« Beschämt senkte Paheri den Blick. »Als du damals niedergeschlagen wurdest, Amunhotep, verlangte er von mir, dass ich dir den Rest geben sollte, wie er sich ausdrückte. Ich habe mich geweigert. Stattdessen habe ich alles unternommen, um dein Leben zu retten.« Schuldbewusst sah er wieder zu Amunhotep hoch.
    »Wer war es, der mich niedergeschlagen hat?«, wollte Amunhotep mit rauer Stimme wissen.
    »Es war Dedi. Bitte vergebe mir. Ich habe wirklich nicht geahnt, geschweige denn

Weitere Kostenlose Bücher