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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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aus Amunhoteps Diensten zu entlassen ... Bitte, gib sie mir.«
    »Niemals. Es stimmt zwar, ich bin der Herr der Beiden Länder, aber wie du vorhin schon sagtest: Es würde gegen die Maat verstoßen, würde ich das tun. Meritusir ist eine freie Frau, und wenn sie sich entschlossen hat, Amunhotep zu dienen, dann habe auch ich nicht das Recht, es ihr zu verbieten. Würde ein triftiger Grund vorliegen, würde ich es tun. Ich werde aber nicht eine solche Weisung aussprechen, nur weil mein Onkel unsterblich verliebt ist und sich nicht traut, es der Auserwählten zu gestehen.« Ramses hatte sich von seinem Stuhl erhoben. »Gehe zu ihr, Sethi, und sage ihr, dass du sie liebst und zur Gemahlin nehmen willst. Ist Meritusir einverstanden, werde ich nichts dagegen unternehmen und mich für dich freuen. Sollte sie aber nicht gewillt sein, dich zu heiraten, werde ich es ihr sicher nicht befehlen.« Er drehte sich um und ließ Sethi allein.
    Enttäuscht sah der Prinz ihm hinterher, und zum ersten Mal in seinem Leben spürte er Wut und Hass in seinem Herzen aufflammen. Diese Art von Gefühlen war ihm bisher völlig fremd gewesen. Er hatte sie niemals an sich herangelassen. Heute jedoch bereute er erstmalig, dass nicht er auf dem Horusthron saß, sondern der Sohn seines verstorbenen Bruders.
    Missmutig erhob er sich von seinem Platz und begab sich zurück in seine eigenen Gemächer.
    Dort begann er zu grübeln, wie es ihm gelingen könnte, Meritusir für sich zu gewinnen. Letztlich musste er sich eingestehen, dass er sich ziemlich ungeschickt angestellt hatte. Woher sollte sie wissen, was er für sie empfand? Er schalt sich selbst einen Narren und beschloss, noch am selben Tag das Anwesen des Hohepriesters aufzusuchen, um mit ihr zu reden.
     
    * * *
     
    Gegen Abend ließ Sethi sich von Hekaib bei Amunhotep melden. Als er dem Hohepriester gegenüberstand, teilte er ihm seinen Wunsch mit, mit der Dienerin Meritusir zu sprechen.
    »Sie ist nicht da«, antwortete Amunhotep einsilbig und wunderte sich, was Sethi von ihr wollte.
    »Bist du dir da sicher?«, fragte der Prinz zweifelnd und sah Amunhotep prüfend ins Gesicht.
    Dem Hohepriester verschlug es beinahe die Sprache. »Willst du andeuten, dass ich dich belüge?«
    Unbeeindruckt zuckte Sethi mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Du scheinst jedoch zu fürchten, dass Meritusir aus deinen Diensten entlassen werden will, nachdem sie mit mir gesprochen hat.«
    »Ach wirklich, Hoheit?« Amunhotep klang amüsiert. »Was hast du ihr denn so Interessantes mitzuteilen, dass sie all ihre Wünsche vergisst, um in deine Dienste zu treten?«
    »
All ihre Wünsche?
« Der Prinz hatte belustigt die Augenbrauen hochgezogen. »Glaubst du ernsthaft, es ist tatsächlich Meritusirs Wunsch, dir täglich beim Ankleiden zu helfen?« Er musterte Amunhotep erheitert von Kopf bis Fuß und fügte wieder ernster hinzu: »Zugegeben, du bist ein gut aussehender Mann, soweit ich das beurteilen kann. Ich glaube aber kaum, dass das allein ausreichen wird, um Meritusir zum Bleiben zu bewegen.«
    Amunhotep begann vor Wut zu kochen. Was war bloß in Sethherchepeschef gefahren? So hatte er den Onkel des Königs noch nie erlebt.
    Er bezwang seinen Groll und erwiderte, jedes einzelne Wort betonend: »Es ist ihr eigener Wunsch, mir auch weiterhin zu dienen, Sethherchepeschef, und es ist auch ihr eigener Wunsch, Priesterin des Osiris zu werden. Daran wirst du sicher nichts ändern. Ich werde ihr allerdings ausrichten, dass du hier gewesen bist, um mit ihr zu sprechen. Sollte es sie interessieren, kann sie gern zu dir gehen. Ich werde sie nicht daran hindern. Aber ...«, Amunhotep war auf Sethi zugetreten, und seine Stimme klang kalt und hart, »... wage es nie wieder, mich in meinem eigenen Haus oder anderswo der Lüge zu bezichtigen!« Er drehte sich ruckartig um und betätigte den Gong.
    Sofort erschien Hekaib in der Tür und geleitete den Prinzen hinaus.
    Als zwei Stunden später Meritusir wieder auf dem Anwesen erschien, befahl Amunhotep sie in strengem Ton zu sich in sein Arbeitszimmer.
    »Seine Hoheit, Prinz Sethherchepeschef, war hier und wollte dich sprechen«, hob er an und musterte sie kritisch. »Ich kann dir natürlich nicht verbieten, dich mit dem Prinzen zu unterhalten. Er scheint aber reges Interesse an dir zu haben und verlangte von mir, dass ich dich aus meinen Diensten entlassen soll, damit er dich als seine Dienerin einstellen kann. Wenn das in der Tat dein Wunsch sein sollte, werde ich mich nicht

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