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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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bemerke. Sie glaubt wahrscheinlich, ich würde mich darüber lustig machen. Am Anfang stimmte das sogar. Nun aber merke ich, dass es kein selbst auferlegter Zwang mehr für sie ist, sondern ein tiefes inneres Bedürfnis.«
    »Umso besser.« Ramses war zufrieden. »Mache sie zu einer den Göttern und mir treu ergebenen Priesterin, und bringe ihr beizeiten alles bei, was sie wissen muss und darf.«
    »Das werde ich gerne tun, obwohl ... einiges könnte ich auch von ihr noch lernen. Ich habe neulich ein paar Flächen- und Volumenberechnungen für dein Ewiges Haus angestellt, und sie schaute mir dabei zu. Ich muss gestehen, ich war sprachlos, als sie mir in kürzester Zeit die Ergebnisse präsentierte. Ich habe meine eigenen Berechnungen zu Ende geführt, und meine Lösungen stimmten mit ihren überein.«
    »Und wie hat sie es fertiggebracht, schneller als du zu sein?«, wollte Ramses verblüfft wissen.
    »Das fragte ich sie auch. Sie erklärte mir, dass sie ein einfacheres Zahlensystem hat und einen anderen Rechenweg.«
    »Dann lass dir von ihr beibringen, was du für gut und richtig erachtest und was nicht gegen die göttlichen Regeln verstößt«, ermahnte er den Priester. »Warum sollen wir nicht auch von ihr etwas lernen?«
    »Das dachte ich mir ebenfalls«, bestätigte Amunhotep. »Meritusir meinte, wenn Osiris es ihr erlauben würde, dann wolle sie es gerne tun.«
    »Ich verstehe.« Ramses nickte bedächtig. »Schon morgen wirst du von mir ein Schreiben erhalten, das deiner Dienerin erlaubt, in den Tempel des Osiris als Priesterin aufgenommen zu werden. Doch nun zu meinem Haus der Ewigkeit.
    Bevor du mit dem Bau beginnst, wähle Meiner Majestät und dir treu ergebene Handwerker aus und unterbreite mir ihre Namen. Ich will, dass nur wenige über die Baupläne unterrichtet sind. Du weißt, mein Freund, je weniger darüber Bescheid wissen, umso sicherer ist meine ewige Ruhe. Wenn du mit den Arbeiten beginnst, werde ich dir einen kleinen Trupp handverlesener Getreuer schicken, die niemanden in die Nähe meiner letzten Ruhestätte herankommen lassen werden, der da nichts zu suchen hat.« Ramses sah Amunhotep eindringlich an. »Glaube mir, ich setze großes Vertrauen in die Tempelsoldaten, aber bei diesem Bauvorhaben müssen die Wachen über jeden Zweifel erhaben sein. Wenn du in ein paar Tagen wieder nach Abydos zurückkehrst, werden dich bereits ein paar Soldaten meiner Leibgarde begleiten. Sie sollen darüber wachen, dass keinem Fremden die von dir und Meritusir ausgearbeiteten Baupläne zur Kenntnis gelangen. Ich werde alles daran setzen, dass mit meinem göttlichen Leib nicht dasselbe geschieht wie mit dem meines Vaters. Doch nun geh, Amunhotep, und genieße die Feierlichkeiten. Es steht dir frei, wann immer du willst, nach Abydos zurückzukehren.«
     
    * * *
     
    Am selben Tag um die Mittagsstunde bat Prinz Sethi bei seinem Neffen um eine Audienz, und Ramses lud ihn zum Essen in seine privaten Gemächer ein.
    Nachdem sie gespeist hatten, erkundigte sich der Pharao nach Sethis Begehr.
    Verlegen druckste der Prinz herum und wandte den Blick hinauf zu den kleinen Fensteröffnungen unterhalb der Decke, die den sonst so angenehm kühlen Nordwind in die königlichen Gemächer ließen. Am heutigen Tag war es nur brennend heiße Wüstenluft.
    »Nun sprich schon«, ermunterte ihn Ramses. »Ich frage dich nicht als dein König, sondern als dein Verwandter.«
    »Ich habe mich verliebt«, platzte Sethi nach kurzem Zögern heraus und sah Ramses direkt in die Augen.
    Dieser erwiderte überrascht seinen Blick, und sein Gesicht hellte sich auf. »Das ist ja wunderbar, Sethi. Wer ist denn die Glückliche? Kenne ich sie?« Sein Onkel nickte, setzte aber zu keiner Antwort an. »Nun komm schon, Sethi. Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen.«
    »Es ist Satra oder Meritusir, wie sie seit vorgestern heißt.«
    »Amunhoteps Dienerin?« Der Herr der Beiden Länder war verblüfft.
    »Ja, Ramses, die Dienerin deines Freundes«, bestätigte Sethi und errötete leicht.
    »Und was willst du von mir?« Ramses hatte den Kopf schräg gelegt und musterte seinen sieben Jahre älteren Onkel kritisch.
    »Ich wollte dich bitten, sie mir zur Gemahlin zu geben«, erwiderte Sethi, und Ramses blieb der Mund offen stehen.
    »Aber, Sethi! Ich kann sie dir nicht zur Gemahlin geben, und das weißt du genau. Meritusir ist eine freie Frau und kann tun, was immer sie möchte. Hat sie gesagt, dass sie dich nicht heiraten will?«
    »Nein, hat sie

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