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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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mein Freund.«
    Netnebu deutete eine Verneigung zum Zeichen seines Dankes an und begab sich zurück an seine täglichen Pflichten, und auch Amunhotep widmete sich seinen Aufgaben als Erster Prophet.
    Als er am Abend in sein Haus zurückkehrte, war dieses in der Zwischenzeit von den Soldaten Seiner Majestät in Beschlag genommen worden. Sie hatten den Befehl, die geheimen Baupläne, an denen er und Meritusir arbeiteten, vor fremden Augen zu bewahren. Was das allerdings für Folgen hatte, war Amunhotep nicht bewusst, bis Hekaib völlig empört auf ihn zutrat.
    »Gebieter, bitte vergib mir, doch meine Geduld ist am Ende. Es geht nicht an, dass die Soldaten den Flur komplett abriegeln, der zu deinem Arbeitszimmer führt. Es wird sicher triftige Gründe für diese Maßnahme geben, doch er verbindet deinen privaten Wohnbereich mit dem restlichen Teil des Hauses. Niemand darf mehr passieren. Wir können unmöglich jedes Mal einen Umweg machen, weil wir diesen Flur nicht mehr benutzen dürfen.«
    Amunhotep schaute seinen Haushofmeister etwas verdutzt an. Es wäre ihm nicht im Traum eingefallen, was des Pharaos Weisung für Konsequenzen haben würde und dass nicht einmal mehr Hekaib oder Ki in die Nähe seines Arbeitsbereiches vordringen durften.
    »Ich kümmere mich darum«, versprach er. »Richte dem Oberst der Wachmannschaft aus, dass ich ihn umgehend zu sprechen wünsche.«
    Dankbar verneigte sich Hekaib und verließ den Wohnbereich, in den wenig später ein hünenhafter Grieche trat.
    »Du hast mich rufen lassen, Herr?«
    »Ja, Aristides, das habe ich. Mein Hausverweser hat sich bei mir beschwert, dass du ihm und meiner Dienerschaft verweigerst, den Flur zu passieren«, kam Amunhotep sofort zur Sache. »Deine Soldaten werden ihn umgehend wieder freigeben.«
    »Tut mir leid«, erwiderte Aristides und schüttelte entschieden den behelmten Kopf, »so lautet der Befehl Seiner Majestät. Niemand darf in die Nähe deines Arbeitszimmers gelangen außer dir und deiner Dienerin.«
    »Dann erteile ich dir jetzt den Befehl, dass die Hausdiener, die zu meinen privaten Gemächern Zutritt haben, diesen Gang benutzen dürfen. Sie laufen nicht durch mein Arbeitszimmer!«
    Entschuldigend zuckte Aristides mit den breiten Schultern. »Vergib mir, Herr, ich habe meine Befehle und tue nur meinen Dienst. Wenn du das möchtest, hole dir bitte die Erlaubnis des Pharaos ein.«
    Entnervt hieb Amunhotep mit der Faust auf die Lehne seines Stuhls. »Ich kann nicht jedes Mal einen Boten nach Theben, Memphis oder Per-Ramses schicken, der Seine Majestät um seine Einwilligung bittet, wenn mein Hausverweser den Verbindungsgang benutzen will. Andersherum kann ich auch nicht dulden, dass meine Dienerschaft Umwege durch den Garten nimmt, um an ihr Ziel zu gelangen!« Seine Stimme war laut geworden. »Ich erteile dir jetzt zum letzten Mal den Befehl, meinen Haushofmeister Hekaib, den Badediener Piay, meinen persönlichen Schreiber Ki, die Dienerin Rerut sowie den Jungen Moses und meine Soldaten durchzulassen. Anderenfalls beschwere ich mich über dich bei Seiner Majestät.« Amunhotep war aufgestanden und sah den Oberst aus wütend funkenden Augen an. »Hast du meinen Befehl verstanden, Aristides?«
    »Das ist ja fast deine gesamte Dienerschaft«, murrte der Grieche, nickte jedoch ergeben.
    »Da magst du recht haben, aber wirst du meinem Befehl gehorchen?«
    »Ja, Hoher Herr«, kam die mürrische Antwort, und Amunhotep entließ den Mann.
    Nachdem Aristides gegangen war, erhob Amunhotep sich und begab sich in sein Arbeitszimmer, wo Meritusir bereits auf ihn wartete.
    Sie trug ein weißes, eng anliegendes Kleid, das durch breite Träger über den Schultern gehalten wurde. Um den Hals hatte sie die tönerne Figur des Osiris, die er ihr wiedergegeben hatte, nachdem sie durch Ramses begnadigt worden war und zu ihrem wahren Glauben gefunden zu haben schien. Meritusir war barhäuptig, obwohl er für sie eine einfache Perücke hatte erwerben lassen, und sie trug an den Füßen die für Gottesdiener typischen Sandalen aus Leder.
    Noch immer werkelten sie an dem Modell für das königliche Grab. Nebenher erstellten sie zusammen die erforderlichen Zeichnungen und Berechnungen. Eine Unmenge an Papyri war bereits gefüllt, und es fehlte noch immer eine Vielzahl an Plänen.
    »Freust du dich schon auf deine morgen beginnende Ausbildung?«, erkundigte er sich und griff nach der Zeichnung, an der er zuletzt gearbeitet hatte.
    »Ja, Gebieter. Ehrlich gestanden bin ich

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