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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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das gesagt?« Ernüchtert sah Bintanat ihn an.
    »Nein, das hat sie nicht, aber von ihr geht etwas aus, was ich nicht beschreiben kann. Es ist wie ein schöner Liebeszauber, dem ich mich einfach nicht entziehen kann. Meritusir ist so anders als alle anderen Frauen. Sie kann nicht die Tochter eines Schweinehirten sein, ihr Vater muss höher geboren sein.«
    »Ja, Sethi, vielleicht hütet er Ziegen«, erwiderte die Prinzessin bissig und grinste gehässig. »Das wäre natürlich bei Weitem mehr als ein Schweinehirt.«
    Sethi warf Bintanat einen bitterbösen Blick zu.
    Warum ließ er sich das eigentlich von ihr gefallen? Also gut, wenn sie es so haben wollte, dann würde er es ihr erzählen. Er räusperte sich.
    »Hast du dir eigentlich schon einmal darüber Gedanken gemacht, warum dich Ramses in letzter Zeit niemals mit auf Reisen nimmt, wenn der Hohepriester des Osiris anwesend ist, oder dich, wie dieses Mal, schon nach Theben schickt, während der Rest der Familie mit ihm in Abydos verweilen darf?« Lauernd sah er zu seiner Nichte auf und merkte, dass er den richtigen Ton getroffen hatte. Also holte er zum Gegenschlag aus. »Und hast du dir auch schon einmal darüber Gedanken gemacht, warum du seit deinem dreizehnten Lebensjahr um Amunhoteps Gunst förmlich bettelst und dieser sie dir nicht gewährt?«
    Er war von der Bettkante aufgestanden und schenkte sich einen Becher Wasser ein, das in einem Tonkrug auf dem Tisch neben der Ruhestatt stand. Dann drehte er sich wieder Bintanat zu und wartete auf eine Antwort, doch sie sah ihn nur beleidigt an.
    »Was ist, Prinzessin, hast nun du deine Zunge verschluckt?« Er grinste hämisch.
    »Sethherchepeschef, was soll das?«, fuhr Bintanat ihn giftig an. »Unterhalten wir uns jetzt mit einem Mal über Amunhotep?«
    »Warum denn nicht?« Unbeeindruckt zuckte Sethi mit den Schultern. »Genau wie du an meinem Liebesleben interessiert zu sein scheinst, bin ich es auch an deinem.«
    »Das geht dich überhaupt nichts an!«, fauchte Bintanat. Sie warf den Kopf in den Nacken, und ihre schwarzen, dichten Haare fielen ihr bis zu den Schulterblättern.
    »Und ob, meine Liebe«, erwiderte Sethi kalt. »Amunhotep hat dich in all den Jahren nicht beachtet. Er hat sich dir gegenüber zwar immer freundlich und korrekt verhalten, er hat aber nie dein Begehren erhört und dir das gegeben, was du dir von ihm erträumst. Trotzdem hoffst du noch immer, dass du ihn zum Gemahl bekommen wirst, aber da kommst du wohl etwas zu spät.«
    Er hatte sich wieder auf der Kante des Bettes niedergelassen und trank einen Schluck, während er über den Rand des Bechers hinweg seine Nichte beobachtete, wie sie diese Mitteilung aufnehmen würde.
    Bintanat stand mit dem Rücken zu ihm und hatte sich ihrer Schminktruhe zugewandt. Sie hielt einen Spiegel in der Hand und betrachtete ihr Gesicht, wandte sich ihm nun aber ungläubig wieder zu.
    »Was meinst du damit?«, fragte sie, und Verunsicherung klang in ihrer Stimme.
    »Dass du deinen Hohepriester niemals für dich gewinnen wirst, meine Liebe. Er hat sich inzwischen verliebt, aber leider nicht in dich.«
    »Das hast du dir doch nur ausgedacht, um mich zu ärgern«, zischte sie beleidigt und warf Sethi einen wütenden Blick zu, doch dieser schüttelte resigniert den Kopf.
    »Nein, Bintanat. Ich wäre selbst froh, wenn es nicht so wäre, es stimmt aber.«
    »Wieso wärst du denn froh, wenn es nicht so wäre?«, wollte sie gereizt wissen und durchbohrte ihn fast mit ihrem Blick.
    Wortlos trank Sethi einen weiteren Schluck des frischen, kühlen Wassers und sah dann mit trauriger Miene zu seiner Nichte auf. »Weil Amunhotep dieselbe Frau liebt wie ich.«
    Der Prinzessin fiel der wunderschön verzierte Bronzespiegel aus der Hand. Polternd landete er auf dem gefliesten Boden und blieb zu ihren Füßen liegen. Verstört fragte sie: »Was hast du da eben gesagt?«
    »Du hast richtig gehört. Der Hohepriester hat sich, genau wie ich, in Meritusir verliebt.«
    Bintanat schluckte hörbar. »Das ... das glaube ich nicht. Das sagst du jetzt nur, um mich zu verletzen.« Sie schluckte erneut, und dieses Mal waren es die aufkommenden Tränen, gegen die sie anzukämpfen versuchte. »Amunhotep würde sich niemals mit seiner Dienerin einlassen! Das glaube ich nicht!«
    »Dann frage ihn doch selbst. Er wird in einer Woche in Theben weilen, um seinen Verpflichtungen als Ramses’ Oberster Baumeister nachzukommen.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Bintanat mit tränenerstickter

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