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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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protestierte Meritusir verzweifelt. »Ich habe doch nur gesagt, dass er mich zur Gemahlin haben möchte. Ich habe nicht behauptet, dass ich ihn ebenfalls heiraten will.« Ihre Stimme war kläglich, fast weinerlich geworden. Die ganze Sache wuchs ihr allmählich über den Kopf.
    Amunhotep betrachtete sie eindringlich. »Meritusir, wenn Sethi das zu dir gesagt hat, dann war das sein voller Ernst. Er spaßt nicht mit solchen Dingen. Sethherchepeschef hat das bisher nur zu einer Frau gesagt, und die ist ihm wenige Monate nach der Geburt seiner Tochter gestorben. Du kannst ihm also glauben, wenn er äußert, dass er dich liebt und dich heiraten will.«
    »Das mag ja alles richtig sein, aber ich liebe einen anderen«, rutschte es Meritusir heraus, und sie hätte sich augenblicklich ohrfeigen können.
    »Ach ja, und wen?«, kam die prompte Frage Amunhoteps. »Kenne ich den Glücklichen?«
    Natürlich, du dummer Priester!, dachte sie beleidigt. Er starrt dich jeden Morgen aus deinem blank polierten Kupferspiegel an.
    Sie seufzte innerlich. Anscheinend waren die Männer auch in dieser Zeit ziemlich blind, wenn es um Herzensangelegenheiten ging.
    »Na, ja, es geht mich nichts an«, setzte Amunhotep derweil seine Überlegungen fort. »Du bist eine freie Frau. Niemand kann dich zwingen, den Prinzen zu heiraten, wenn du es nicht willst. Andersherum brauchst du auch nicht meine Einwilligung, wenn du den Mann zum Gemahl nehmen willst, den du liebst.«
    Und ob ich deine Einwilligung brauche, mein lieber Herr, gingen Meritusirs Gedanken weiter, doch Amunhotep schien völlig ahnungslos zu sein.
    Sie räusperte sich. »Und du meinst, ich kann dem Prinzen einfach sagen, dass ich ihn nicht heiraten will?«
    »Aber natürlich. Sethi kann dich nicht dazu zwingen.«
    »Und Seine Majestät?«
    »Auch Ramses kann und wird das nicht. Das wäre gegen die Maat.«
    Unschlüssig stand Meritusir vor Amunhotep und blickte ihn ratlos an. »Ob Seine Hoheit es mir übel nimmt?«, fragte sie verzagt, und Amunhotep entging nicht der ängstliche Unterton in ihrer Stimme.
    »Sei unbesorgt, der Prinz ist kein Barbar. Er wird dich nicht auf der Stelle töten, wenn du ihm sagst, dass er dich nicht haben kann. Vielleicht solltest du ihm erklären, dass du einen anderen liebst. Wahrscheinlich versteht er es dann.«
    »Und wenn er wissen will, wer es ist?«
    »Dann sagst du es ihm. Was machst du daraus nur für ein Problem?«
    Meritusir stand da und zog ein langes Gesicht. »Weil derjenige es noch gar nicht weiß«, gestand sie kleinlaut ein und wurde feuerrot.
    »Was, dass du ihn liebst?« Amunhotep rollte mit den Augen und stöhnte auf. »O Großer Gott Osiris, warum hast du mich mit einer solchen Dienerin gestraft? Erst kann sie nicht an deine Existenz glauben, und nun schafft sie es noch nicht einmal, dem Mann ihre Liebe zu gestehen, zu dem sie sich hingezogen fühlt.« Er schüttelte ratlos den kahl rasierten Schädel. »Du bist wirklich ein schwieriger Fall«, meinte er abschließend und marschierte kopfschüttelnd in Richtung Tempel.
    Du aber auch, mein Herr!, grollte Meritusir und sah ihm verdrießlich hinterher. Anderenfalls hättest du schon längst bemerkt, was ich für dich empfinde.
    Sie drehte sich um und verschwand im hinteren Teil des Gartens.
    Eine Stunde später kam sie wieder zum Vorschein und strebte zielsicher dem Palastbereich zu, um sich bei Prinz Sethi melden zu lassen.
    Lange musste sie nicht warten. Ziemlich schnell wurde sie vor Seine Hoheit geführt.
    »Ich freue mich, dass du dich so rasch entschieden hast«, begrüßte Sethi sie freudestrahlend und forderte sie auf, sich zu setzen. Meritusir blieb lieber stehen. »Hast du den Hohepriester schon in Kenntnis gesetzt?«
    »Ja, Hoheit, das habe ich. Ich sagte ihm, dass du mich heiraten möchtest und ...«
    »Was hat er dazu gesagt?«, fuhr Sethi rüde dazwischen.
    »Er war etwas
überrascht
, Hoheit, würde ich seinen Gesichtsausdruck beschreiben.« Es fiel Meritusir nicht im Traum ein, dem Prinzen die Wahrheit zu sagen, dass Amunhotep wie ein Idiot geschaut hatte.
    Sethi hingegen grinste selbstgefällig und zufrieden.
    »Was hat er dazu nun gesagt?«, hakte er erneut, begierig auf eine Antwort, nach.
    »Nichts, Hoheit, denn ich habe nicht vor, den Tempel und ihn zu verlassen.«
    Sethi klappte die Kinnlade herunter. »Habe ich das richtig verstanden? Du schlägst meine Werbung um dich aus?« Mühsam rang er nach Luft, denn Meritusir nickte.
    »Ja, Hoheit, bitte verzeih. Du bist ein

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