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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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Bintanat!«
    Die Prinzessin musterte ihn forschend. »Sie hat dich mit Magie in ihren Bann gezogen. Nubchesbed scheint recht zu haben. Diese Frau ist ein Dämon oder zumindest eine böse Zauberin, die mit ihrer schwarzen Magie die Königsfamilie beherrscht.« Nachdenklich sah sie zu Boden. »Nur so kann ich mir das alles erklären. Und jetzt will sie auch noch die Menschen in ihren Bann ziehen, die dem Pharao nahestehen.«
    Ungläubig hatte Sethi die Augen aufgerissen. »Was erzählst du da für einen Unsinn! Meritusir ist weder ein Dämon noch eine böse Zauberin. Sie ist einfach nur eine intelligente Frau, zu der ich mich hingezogen fühle. Das hat nichts mit schwarzer Magie zu tun, sondern mit Liebe!«
    Seine Nichte lachte auf. »Ich denke, dass die alte Königin das anders sieht. Wenn ich zu ihr gehe und ihr erzähle, wie du von ihr verzaubert bist, wird Nubchesbed alles unternehmen, um dieser Frau endlich ihr Handwerk zu legen.«
    Sethis Hand schnellte vor und packte Bintanat derb am linken Oberarm. »Das wirst du schön bleiben lassen, meine Liebe!«, zischte er ihr zu, und seine Stimme klang so drohend, dass die Prinzessin mit einem Mal Angst vor ihm bekam. »Wage es nicht, Meritusir anzurühren«, warnte er sie, »und lass die Gemahlin meines zu Osiris gegangenen Bruders aus dem Spiel!«
    »Du tust mir weh, Sethherchepeschef«, jammerte Bintanat und versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. Es gelang ihr nicht. Also tauschten beide einen hasserfüllten Blick; dann gab Sethi ihren Arm wieder frei.
    »Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe, Bintanat, und nun lass mich allein!«
    Sethi stand auf und spazierte in den sonnendurchfluteten Garten, in dem allmählich wieder das Leben einkehrte, während sich die Prinzessin ihren linken Oberarm rieb und ihrem Onkel wütend hinterherblickte. Dann erhob auch sie sich und begab sich zurück in ihre eigenen Gemächer. Sie jagte all ihre Dienerinnen hinaus und vergrub sich in ihren weichen Kissen.
    Sie konnte und wollte einfach nicht glauben, dass Amunhotep sich mit einer gewöhnlichen Dienerin eingelassen haben sollte. Es stimmte zwar, dass auch ihre Mutter eine Fremdländerin gewesen war, aber die Prinzessin bezweifelte, dass diese Meritusir aus einer vornehmen Familie stammte. Ihr Vater, der Große Horus, hätte nie eine hochgeborene Frau in den Haushalt eines gewöhnlichen Kaufmanns gegeben. Würde tatsächlich königliches oder adliges Blut in Meritusirs Adern fließen, hätte man sie am Hofe des Pharaos behalten.
    Ihre Gedanken wanderten weiter zu Amunhotep.
    Bintanat musste sich eingestehen, dass sich der Osiris-Hohepriester in der Tat nie um sie bemüht hatte. Im Gegenteil, stets hatte er versucht, sich von ihr fernzuhalten, was ihm aufgrund seiner Freundschaft mit Ramses nicht gänzlich gelang. Amunhotep war zwar niemals abweisend gewesen, dafür kam er aus zu gutem Hause. Trotzdem war er nie auf ihre versteckten Andeutungen eingegangen und hatte sie weitestgehend ignoriert. Vor allem stimmte es aber, dass ihr königlicher Halbbruder sie in letzter Zeit kaum noch mit auf Reisen nahm, wenn ihn Amunhotep begleitete.
    Die Prinzessin war ratlos und wusste nicht, was sie tun und glauben sollte.
    Hätte Sethi ihr nicht gedroht, wäre sie umgehend zu Nubchesbed gegangen und hätte sie um Hilfe gebeten. Ihres Vaters Witwe schien diese Dienerin ebenso wie sie zu hassen, auch wenn die Gründe dafür gänzlich andere waren. Sethis Stimme hatte aber einen so gefährlichen Unterton angenommen, dass Bintanat nicht wagte, gegen den Wunsch ihres Onkels zu handeln.
    »Ich werde warten, bis Amunhotep in Theben weilt«, nahm sie sich vor. »Dann gehe ich zu ihm und frage ihn, ob das alles stimmt.«

VIERZEHN
      
     
     
     
     
     
     
    »Ich werde in zwei Tagen nach Theben reisen«, verkündete Amunhotep. »Es ist wieder an der Zeit, dass ich mich um den Fortgang der Arbeiten an Ramses’ Grabstätte kümmere. Zwar ist der Hohepriester des Amun-Re direkt für den Bau der Königsgräber zuständig, aber wie du weißt, hat Pharao verlangt, dass ich mir in meiner Funktion als Oberster Baumeister alle paar Wochen selbst ein Bild darüber verschaffe. Bald werden diese Reisen sowieso aufhören. Ramses hat befohlen, den ursprünglichen zweiten Korridor etwas zu verbreitern, um ihn zur Sarkophagkammer umzugestalten, und nur noch eine kleine Endkammer anzufügen.«
    »Es ist ja auch nur ein Scheingrab«, fügte Meritusir wissend hinzu und musterte Amunhotep verstohlen. »Darf ich dich

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