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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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wirklich attraktiver und freundlicher Mann. Jede Frau sollte sich geehrt fühlen, der du einen Heiratsantrag machst. Ich liebe dich aber nicht. Mein Herz gehört einem anderen.« Sie sah den Prinzen abbittend an und hoffte, dass er nicht wissen wollte, wer es war.
    »Wer ist es?«, kam natürlich Sethis Frage. Seine Stimme klang belegt.
    »Das ist einerlei.«
    »Ist es der Hohepriester?«
    Meritusir verneinte mit einem Kopfschütteln.
    »Ich habe es gewusst«, stellte Sethi resigniert fest, »es ist Amunhotep.«
    »Bin ich dann entlassen, Hoheit?«
    Mit einer müden Handbewegung gab Sethi der Priesterin zu verstehen, dass sie sich zurückziehen durfte. Für ihn war soeben eine Welt zusammengebrochen.

DREIZEHN
     
     
     
     
     
     
     
    »Wie war’s in Abydos?«, kam Prinzessin Bintanat freudig lachend auf Sethi zugeeilt, nachdem sich die Tür hinter dem Prinzen geschlossen hatte.
    Es war früher Vormittag. Bintanat war weder frisiert noch geschminkt und trug nur ein einfaches weißes Leinenkleid. Trotzdem war ihre Schönheit unverkennbar. Ihre Mutter war die Tochter eines Fürsten aus Kanaan, die der Große Horus, Osiris Ramses VI., geehelicht und zu einer seiner Nebengemahlinnen gemacht hatte.
    Sie hatte Sethi erreicht, und legte ihm die Arme um die Taille, während ihre mandelförmigen Augen fragend auf sein Gesicht gerichtet waren.
    Leicht melancholisch erwiderte Sethi ihren Blick. Er wusste, dass es seine Nichte überhaupt nicht interessierte, wie es ihm in Abydos gefallen hatte. Bintanat wollte eigentlich nur wissen, wie es Amunhotep ging, in den sie seit mehr als acht Jahren unsterblich verliebt war, der diese Liebe aber niemals erwidert hatte.
    »Was ist«, fragte sie und schüttelte ihn leicht, »hast du deine Zunge verschluckt?«
    »Nein, Bintanat.«
    Sie kniff die Augen leicht zusammen und sah ihm prüfend ins Gesicht. »Was ist passiert, lieber Onkel? Hat dich deine Angebetete nicht erhört?« Sie kicherte spöttisch und kniff Sethi in die Seite.
    Überrascht sah er sie an. »Was meinst du?«
    »Nun tu nicht so, als ob du nicht wüsstest, von was oder wem ich rede. Ich habe gehört, wie mein königlicher Bruder seiner Mutter von deiner großen Liebe erzählt hat. Du kannst mir glauben, Sethi, Nubchesbed war alles andere als erfreut zu hören, dass der Bruder ihres verstorbenen Gemahls sich gerade zu der Frau hingezogen fühlt, die nach ihrer Meinung all das Unglück über unsere Familie gebracht hat, das wir in der vergangenen Zeit erdulden mussten.« Bintanats Augen leuchteten hämisch.
    »Spionierst du jetzt schon Ramses hinterher?«, wollte Sethi beleidigt wissen und machte sich aus ihrer Umarmung frei. Er ging zu ihrem Bett und setzte sich auf die Kante.
    »Nein, es war einfach nur purer Zufall, dass ich es gehört habe.« Bintanat hatte sich umgedreht und sah belustigt zu ihm hinüber. »Es stimmt doch, Sethi, du hast dich in die Dienstmagd des Hohepriesters verliebt und ...«, sie konnte sich das Lachen nicht länger verkneifen und prustete los, »... und du willst sie sogar heiraten? Ha, ha! Das kann nicht dein Ernst sein, Sethherchepeschef! Du bist ein Prinz, ein Spross aus dem göttlichen Samen des Großen Horus, Osiris Ramses III.! Und diese Frau ist nichts weiter als eine fremdländische Giftmörderin, die zu lebenslanger Zwangsarbeit und Leibeigenschaft verurteilt war. So etwas willst du zu deiner Gemahlin machen?« Sie hatte sich vor ihrem Onkel aufgebaut, stemmte die Hände in die Seiten und schien sichtlich amüsiert zu sein.
    Der Prinz kochte vor Wut. »Hüte deine Zunge, Bintanat! Du hast nicht das Recht, Meritusir als Giftmörderin zu bezeichnen, denn sie wurde durch Ramses begnadigt und von jeglicher Schuld freigesprochen.« Er atmete tief durch, um sich wieder zu beruhigen, und musterte sie verächtlich von Kopf bis Fuß. »Und bitte vergiss nicht, liebe Nichte, dass auch deine Mutter nichts weiter als eine fremdländische Geisel war, die allerdings das Glück hatte, von meinem königlichen Bruder in sein Bett geholt und zu seiner Gemahlin gemacht zu werden.« Ein schadenfrohes Grinsen stahl sich in sein Gesicht, während Bintanat wütend wurde.
    »Wie kannst du nur so gemein sein?«, schrie sie ihn an. »Wie kannst du es wagen, meine Mutter, die die Tochter eines Fürsten ist, mit dieser Frau zu vergleichen?«
    »Weil es der Wahrheit entspricht, mein Herz. Woher willst du eigentlich wissen, ob Meritusir nicht auch die Tochter eines fremdländischen Herrschers ist?«
    »Hat sie dir

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