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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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Händen, ihre Knie vom Blut und dem Schmutz des Bodens zu säubern, legte ein paar zerriebene Kräuter auf die Wunden und verband sie fachgerecht. Anschließend näherte sich das junge Mädchen unter Verneigungen und wusch Meritusir die Beine, trocknete sie ab und massierte ihr eine wohlriechende, angenehm kühlende Salbe in die Haut. Zum Schluss half der junge Heilkundige ihr wieder auf die Beine, denn wie Meritusir vorhergesehen hatte, waren ihre Knie inzwischen gänzlich taub, und sie konnte sie nur unter Schmerzen bewegen. Tapfer biss sie jedoch die Zähne zusammen, um sich keine Blöße zu geben.
    Kurze Zeit später ging die Tür zum Audienzsaal endlich auf. Wesir Nehi und drei Meritusir unbekannte Männer traten heraus. Ein Diener erschien hinter den Würdenträgern und winkte sie heran, um sie vor den Herrn der Beiden Länder zu führen.
    Glücklicherweise bemerkte Ramses ihre verbundene Knie und ersparte ihr, sich vor ihm in den Staub zu werfen. Er erkundigte sich nach ihrem Begehr, und nachdem er sie angehört hatte, fragte er sich, warum er nicht selbst auf diese Idee gekommen war. Sie war vernünftig und widersprach in keinster Weise der göttlichen Maat. Sofort ließ er den Wesir zurückrufen, der sich bereits auf dem Weg zur Gerichtsverhandlung befand, um ihn von der veränderten Situation in Kenntnis zu setzen.
    »Gut gemacht«, lobte der König. »Deshalb will ich auch vergessen, dass du einfach die Arbeiten an meinem Ewigen Haus sich selbst überlassen hast. Doch nun begebe dich sofort auf deine Barke und fahre zurück nach Abydos! Du wirst dort gebraucht.«
    Meritusir seufzte, wagte aber nicht zu widersprechen. Sie hatte sich so sehr gewünscht, wenigstens den nächsten Tag noch in Theben verbringen zu dürfen, um den Auszug des Großen Gottes Amun-Re und seine Reise auf dem Nil von Opet-sut nach Opet-resut zu verfolgen. Doch vor allem hatte sie gehofft zu erfahren, wie das Urteil des Gottes ausfallen würde, aber der Befehl des Pharaos ließ keinerlei Diskussionen zu.
    Sie verneigte sich und zog sich zurück.
    Zumindest hatte sie ihre selbst auferlegte Mission erfüllt. Amunhotep war gerettet, denn keine andere Antwort des Gottes als
unschuldig
konnte fallen.
    Bei diesem Gedanken musste sie unwillkürlich schmunzeln. Entweder würde Amun ihren Gebieter freisprechen oder der Pharao würde es tun. Gleich darauf schämte sie sich für ihren wankelmütigen Glauben und dass sie zudem Ramses die Beugung der Maat hatte unterstellen wollen.
    Auf dem Weg in den Amun-Tempel fiel ihr ein, dass sie noch nicht einmal die Zeit gefunden hatte, um sich den großen Säulensaal anzusehen. Sie ärgerte sich ein wenig darüber, aber Ramses’ Befehl musste sie gehorchen. Seufzend schrieb sie dem Ersten Propheten ein paar Worte des Dankes auf einer Tonscherbe nieder und erklärte ihm ihren plötzlichen Aufbruch. Die Nachricht drückte sie einem jungen Wab-Priester in die Hand, der ihr versprechen musste, sie Nesamun persönlich zu übergeben. Dann klemmte sie sich ihre Truhe unter den Arm und humpelte hinunter zum Hafen.
    Wehmütig stand sie knapp eine Stunde später in den Strahlen der Mittagssonne und sah nach Theben zurück, wo sie so gerne noch ein paar Tage geblieben wäre. Sie hatte nicht einmal mehr Amunhotep Lebewohl sagen können. Dann riss sie den Blick von der Stadt mit ihren hundert Toren und dem alles überragenden Tempel des Amun-Re. Sie setzte sich unter ihr Sonnensegel, um die Fahrt bis nach Abydos zu genießen.

SIEBZEHN
      
     
     
     
     
     
     
    Am nächsten Morgen war der gesamte thebanische Gau auf den Beinen und säumte das Ufer des Nil von Opet-sut bis Opet-resut sowie die Prozessionsstraße entlang des Flusses, die die beiden Tempelkomplexe miteinander verband. Es herrschte eine ausgelassene und fröhliche Stimmung, denn heute begann das größte und bedeutendste Fest für Thebens Schutzgottheit.
    Noch vor Sonnenaufgang hatte sich Ramses in den Amun-Tempel begeben, wo er bereits von Nesamun erwartet wurde.
    »Majestät, der Große Gott Amun-Re freut sich über dein Erscheinen und kann es kaum erwarten, dich zu sehen.« Der Erste Prophet verneigte sich ehrfürchtig vor dem Pharao und geleitete ihn anschließend zum Heiligen See, wo sich der König für die bevorstehenden Zeremonien reinigen wollte.
    Ramses legte den einfachen kurzen Schurz ab, den er sich von Juri, seinem Obersten Kammerherrn, hatte geben lassen, schlüpfte aus den Sandalen und stieg die steinerne Treppe hinab in den See. Das

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