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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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Hauses war.
    Hekaib lächelte ihr wohlwollend zu und deutete eine Verneigung an. Er hatte schon seit geraumer Zeit auf diese Verkündung gewartet und freute sich für seinen Gebieter, aber auch für Meritusir.
    Einzig Rerut schien einer Ohnmacht nahe, als sie hörte, dass diese Meritusir ihr den Gebieter vor der Nase weggeschnappt hatte. Zutiefst enttäuscht und traurig hielt sie den Kopf gesenkt und konnte nur mit Mühe die aufkommenden Tränen unterdrücken.
    Nachdem Amunhotep seiner Dienerschaft diese Mitteilung gemacht hatte, befahl er seinem Haushofmeister, alles für ein Fest vorzubereiten, das er mit ein paar Freunden zu feiern gedachte.
    Am Abend trafen sich Meritusir und Amunhotep dann im Arbeitszimmer des Hauses und besprachen die erforderlichen Umbaumaßnahmen für ihr gemeinsames Schlafgemach. Recht schnell fanden sie eine Lösung, da sich neben Amunhoteps Zimmerflucht zwei kleinere Gästezimmer befanden, die durch Herausbrechen der Trennwand zu einem großen umgebaut werden konnten. Das daneben befindliche Gemach und die angrenzenden Räume sollten in Zukunft Meritusirs Privatbereich sein und durch eine Tür mit dem gemeinsamen Schlafzimmer verbunden werden.
    Die neue Herrin des Hauses strahlte ihren Gemahl freudig an, und dieser erwiderte ihre Freude mit einem wunderschönen Geschenk in Form von goldenen Ohrringen mit je einem kleinen Anch aus Türkisen.
    »Wenn du mir jetzt jeden Abend etwas schenkst, bin ich bald reich«, neckte Meritusir ihn, denn sie hatte von ihm an den vergangenen Abenden bereits Arm- und Fußreifen sowie einen wunderschönen goldenen Ring erhalten.
    »Wenn du mich weiterhin so glücklich machst, schenke ich dir alles, was du willst«, erwiderte er lachend und nahm sie in den Arm, um mit ihr in sein Schlafgemach zu gehen und zusammen mit seiner Frau die Nacht zu verbringen.
    Sie liebten sich, und die Götter beschlossen, dass es an der Zeit war, Meritusirs Schoß zu segnen. Sie war jetzt siebenundzwanzig Jahre alt, und es wurde Zeit, dass sie die Freuden der Mutterschaft kennenlernte.

NEUNZEHN
     
     
     
     
     
     
     
    Als Sethi erfuhr, dass Meritusir und Amunhotep geheiratet hatten, fühlte er sich in seiner Annahme bestätigt, dass der Hohepriester Meritusir in ihrer Entscheidung beeinflusst und sie deshalb seinen Heiratsantrag abgelehnt hatte. Sein Hass gegen Amunhotep, aber auch seinen königlichen Neffen wurde immer größer und ließ ihn darüber nachsinnen, wie er sich an beiden rächen konnte. Er wollte Meritusir um jeden Preis. Wie, das war ihm inzwischen einerlei.
    Die Osiris-Priesterin war eine Göttin für ihn und blieb unantastbar, selbst wenn sie sich ihm verweigert hatte. Er gab Meritusir keinerlei Schuld an ihrer Entscheidung, sondern schob es einzig und allein auf den Einfluss von Amunhotep. Ihn musste er loswerden; dann würde Meritusir ihm gehören.
    Wenn er Pharao wäre, hätte er sie längst in sein Bett befohlen, und sie hätte gehorchen müssen, denn einem Gott widersetzte man sich nicht. Doch nicht er saß auf dem Thron der Beiden Länder, sondern Ramses, und von diesem brauchte er auf keine Unterstützung zu hoffen. Amunhotep war Ramses’ Freund. Zudem verstieße ein solches Handeln gegen die Maat, die göttliche Weltordnung, deren Garant der Pharao sein musste.
    Sethis Hoffnung, dass seine Nichte dem Hohepriester das Genick brechen würde, war nicht in Erfüllung gegangen. Ramses hatte eine Möglichkeit gefunden, seinen Einzigen Freund vor der Zwangsarbeit im Steinbruch zu bewahren. Für Sethi stand fest, dass die Amun-Priester bestochen worden waren, vielleicht auch durch Amunhoteps Vater, um sich im rechten Moment nach vorn oder nach hinten zu beugen und so dem Volk vorzugaukeln, dass der Gott gesprochen habe und Amunhotep unschuldig sei. Bintanat war verurteilt worden, während der Hohepriester sich ein angenehmes Leben in den Armen der Frau machte, die der Prinz so begehrte.
    »Die Götter sind ungerecht!«, murmelte er und starrte betrübt hinaus in den Garten. »Was soll ich bloß tun, damit Meritusir mir gehört? Ich kann sie unmöglich zur Witwe machen, oder doch? Bin ich dazu bereit, ihren Gemahl töten zu lassen?«
    Nachdenklich strich er sich mit der Hand über sein glatt rasiertes Kinn und wusste keine Antwort darauf.
    Es gibt noch eine weitere Möglichkeit, durchfuhr es ihn. Ich muss den Horusthron besteigen. Das allerdings setzt voraus, dass Ramses stirbt.
    Sethi erschauerte. Bisher hatten ihn böse Gedanken noch nie umgetrieben.

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