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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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Oberschenkel. »Das konntest du nicht wissen, Herr, und deshalb entschuldige ich mich, dass ich dich so unbeherrscht angeschrien habe. Wenn du mir etwas schenken möchtest, dann tue es für meine Pflege, während du krank gewesen bist, oder für das, was ich in Theben für dich getan habe, oder aber ...«, sie hob den Blick und sah ihm tief in die Augen, »... weil du mich liebst.«
    Amunhotep nahm ihren Kopf in die Hände und küsste sie auf den Mund. »Bitte, verzeih mir, das habe ich nicht gewusst. Anderenfalls hätte ich es nie getan.« Er ließ ihren Kopf wieder los und griff nach der Kette um seinen Hals, an der die goldene Osirisfigur mit der Atef-Krone aus Lapislazuli hing, und nahm sie ab. »Bitte, Meritusir, nimm dieses Geschenk von mir, weil ich dich von ganzem Herzen liebe und mit dir zusammen sein will.« Er wollte sie ihr um den Hals legen, doch sie sah ihn bestürzt an.
    »Doch nicht dein Amulett, Gebieter. Du trägst das, solange ich bei dir bin.«
    Amunhotep lächelte. »Gerade deshalb. Ich habe es immer getragen, weil es mir sehr viel bedeutet, so wie du mir sehr viel bedeutest, Meritusir. Und deshalb möchte ich, dass du es trägst.«
    Nun malte sich auch auf Meritusirs Gesicht ein Lächeln. Widerspruchslos ließ sie sich das Amulett von Amunhotep umhängen.
    »Danke, Herr«, brachte sie überwältigt heraus und fiel ihm überglücklich um den Hals.
    »Nicht
Herr
«, erwiderte er und drückte sie liebevoll an sich, »sondern
Amunhotep

    »Das kann ich nicht«, antwortete Meritusir bestürzt.
    »Dann werden wir das ab heute Abend üben müssen«, antwortete er und lächelte verschmitzt.
    Er zog sie zu sich auf sein Bett, wo sie sich wenig später liebten.
    Im Verlaufe des folgenden Monats fragte Amunhotep Meritusir, ob sie seine Gemahlin werden wolle, und zu seiner Freude sagte sie Ja. Sie stellte aber eine Bedingung.
    »Eine Bedingung?«, wollte er verunsichert wissen, und sie schmunzelte.
    »Ja, Herr ... ähm ... Amunhotep. Mir ist bekannt, dass sowohl die Frau als auch der Mann ihren streng privaten Bereich haben, den der andere zu respektieren hat und den er nur mit dessen Erlaubnis betreten darf. Zudem besitzt jeder sein eigenes Schlafgemach. Daran will und werde ich nichts ändern. Wenn du mich aber zur Gemahlin willst, wird es neben diesen beiden privaten Schlafräumen auch einen gemeinsamen geben, in den wir uns jeden Abend zusammen zurückziehen können, denn das ist in meinem Land Sitte. Nach einer gewissen Anzahl von Jahren wird diese Tradition zwar bei einigen Eheleuten aufgehoben, aber zumindest in den ersten Jahren hält sich jeder daran. Es ist nämlich allen ein Bedürfnis, nicht nur die Tage, sondern auch die Nächte gemeinsam mit dem Menschen zu verbringen, den sie lieben.«
    Amunhotep betrachtete sie nachdenklich und fing schließlich schallend an zu lachen. »O meine liebe Meritusir. Ich dachte schon, es kommt etwas ganz Schreckliches, was du mir zur Bedingung machen willst. Das aber ist eine Belohnung, die ich dir gerne gewähren will.« Er streichelte ihr liebevoll über die Wange. »Schon morgen werde ich mich mit dir zusammen über die Umbaumaßnahmen hier im Haus unterhalten.«
    »Wie gnädig von dir«, erwiderte sie und boxte ihm freundschaftlich in die Rippen, sodass er erneut zu lachen begann. Dann nahm er sie in die Arme, gab ihr einen Kuss.
    Am nächsten Morgen befahl Amunhotep seiner gesamten Dienerschaft einschließlich seiner Soldaten, sich auf dem Hof zu versammeln. Dort trat er ihnen zusammen mit Meritusir an der Seite entgegen. Den meisten konnte man schon an ihren lächelnden Gesichtern ansehen, dass ihnen klar war, was kommen würde.
    Meritusir stand mit stolz erhobenem Haupt neben Amunhotep. Zum ersten Mal war es ihr überhaupt nicht unangenehm, so im Mittelpunkt zu stehen.
    Amunhoteps Blick glitt derweil über seine Bediensteten. »Ab heute gibt es in diesem Haus eine Gebieterin. Es ist Meritusir. Ihr werdet ihr den gleichen Respekt und Gehorsam zollen, wie ihr ihn mir entgegenbringt.« Mehr sagte er nicht dazu. Das genügte.
    Moses riss erstaunt und ungläubig die Augen auf und starrte Meritusir verdutzt an. Doch er fasste sich schnell und begann freudig von einem Bein auf das andere zu hüpfen und in die Hände zu klatschen.
    Die anderen Bediensteten fielen mit ein und freuten sich ebenso. Meritusir war ein netter und freundlicher Mensch, und so befürchteten sie nicht, dass sie die Dienerschaft schlecht behandeln würde, jetzt da sie die Herrin des

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