Der Wunschtraummann
»Okay, ich gestehe, ich habe meinen geballten Charme gegen den Hausdrachen von Hemmingway House eingesetzt.«
»Du meinst Catherine?« Ich kann mir ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. »Wie unsere zukünftige Königin Catherine?«
»Ja, ganz recht«, entgegnet er mit einem kläglichen Grinsen, und dann werden wir beide still und müssen an diesen Abend denken.
»Aber es ist Silvester. Solltest du nicht auf irgendeiner Party sein?«
»Darum bin ich ja hier. Wer sonst könnte Silvesterpartys so hassen wie ich? Ich dachte, vielleicht könnten wir ja zusammen nicht feiern.«
Worauf ich mich dabei ertappe, wie ich über das ganze Gesicht grinse. »Ich wollte einfach zu Hause bleiben.«
»Prima«, entgegnet er grinsend. »Waren wir nicht ohnehin verabredet? ›Nächstes Silvester, meine Couch oder deine?‹«, erinnert er mich mit hochgezogenen Augenbrauen. »Ich habe bloß keine Couch.«
»Wieso, was ist denn aus deiner Chaiselongue geworden?«
»Die ist eingelagert. Ich bin aus der Wohnung ausgezogen, da ich hauptsächlich in Manchester bin, wo die Serie gedreht wird. Bald hole ich sie wieder raus – ich kaufe mir ein Haus. Nichts Großes, aber ich glaube, es würde dir gefallen …« Etwas linkisch unterbricht er sich.
»Tja«, sage ich und setze ein strahlendes Lächeln auf, »mit der Schauspielerei läuft es wohl bombig.«
»Ja, kann man wohl so sagen«, sagt er und zuckt bescheiden die Achseln. »Und ich habe von deinen Taschen gehört – na ja, genauer gesagt, habe ich eine gesehen. Ein Mädel hatte eine dabei, und ich bin sofort hingerannt. Ich glaube, sie dachte, ich will ihr die Handtasche klauen.«
Ich lache. »Dann sind unsere Träume wohl beide in Erfüllung gegangen, was?«, sage ich nach kurzer Pause.
»Ja«, meint er. »Irgendwie schon.« Er zögert und stopft unbeholfen die Hände in die Taschen, und dann räuspert er sich. »Hör zu, ich wollte dir nur sagen, dass es mir leidtut.«
»Nein, mir tut es leid, ich war so ein Vollidiot, dir diese E-Mails zu schreiben«, platze ich heraus, ehe er mich bremsen kann. »Das war dumm von mir, ich habe nicht nachgedacht.«
»Nein, ich war dumm, dass ich nicht verstanden habe, warum du das gemacht hast.«
Jetzt wo der Smalltalk vorüber ist, kommt es mir fast vor, als sei ein Damm gebrochen, und unsere Gefühle brechen ungehindert aus uns heraus.
»Ich habe nicht nachgedacht«, sagt er und schüttelt den Kopf.
Und dann werden wir still, weil uns die Worte ausgehen. Nach einer gefühlten Ewigkeit ergreift Fergus schließlich wieder das Wort.
»Können wir nicht einfach so tun, als sei das nie passiert? Und noch mal ganz von vorne anfangen?«
»Nein«, sage ich und schüttele entschieden den Kopf.
»Nein?« Er wirkt ganz zerknirscht.
Mir zieht es die Brust zusammen, als ich daran denke, was wir schon alles gemeinsam erlebt haben, die guten und die schlechten Zeiten, und wie hat mein Opa so schön gesagt: Das darfst du dir nicht fortwünschen. Ganz gleich, wie schmerzhaft sie auch sein mögen, unsere Erinnerungen machen uns zu dem, was wir sind . Und ich will nichts davon ungeschehen machen.
»Machen wir lieber da weiter, wo wir aufgehört haben«, sage ich leise.
Zuerst runzelt er die Stirn, als müsse er überlegen, was ich damit meine, und als er dann versteht, werden seine Züge ganz weich. »Und wo waren wir stehen geblieben?«
»Hmm, na ja, mal sehen …« Ich tue, als müsste ich nachdenken. »Na ja, kennengelernt haben wir uns schon, und dann hatten wir einen großen Streit … also … was macht man nach einem großen Streit?«
Seine Mundwinkel zucken, und er zieht die Augenbrauen hoch. »Sich versöhnen?«
Wir sehen uns tief in die Augen und müssen grinsen, nervös und kribbelig. Und dann endlich, nach all dieser Zeit, nach allem, was passiert ist, streckt er die Arme aus, zieht mich zu sich und hält mich fest.
Sehnsüchtiges Verlangen , das habe ich auf seiner Dachterrasse verspürt, geht mir da plötzlich auf. Das Gefühl, das ich nicht recht fassen konnte. Das war sehnsüchtiges Verlangen.
»Nur eins noch«, sage ich, und er hält inne. »Von jetzt an müssen wir absolut ehrlich zueinander sein.«
»Okay, nun, in dem Fall muss ich dir was sagen«, sagt er und wird plötzlich ganz ernst.
»Was denn?«, frage ich mit einem leichten Gefühl der Panik.
»Ich liebe dich, Tess Connelly.«
Ein warmes Glücksgefühl durchströmt mich. »Komisch, dass du das sagst. Ich liebe dich nämlich auch.«
Und dann fallen wir eng
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