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Der Wunschzettelzauber

Der Wunschzettelzauber

Titel: Der Wunschzettelzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Muriel Zagha
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und aufmerksam, was Kaja trotz der Sprachbarriere sofort bemerkte. Und Steve hatte sich tatsächlich die Mühe gemacht, ein paar Wörter Estnisch zu lernen. Er unterhielt sich das gesamte Wochenende über mit Kaja und ihrer Freundin, stellte ihnen Fragen über ihr Land und erzählte vom Leben in London.
    Am Sonntagmorgen, als alle anderen im Hotel ihren Rausch ausschliefen, trafen Steve und Kaja sich zum Frühstück und machten dann einen langen Spaziergang durch die wie Zuckerbäckerwerk wirkende mittelalterliche Innenstadt von Tallinn, um sich einige der ältesten und schönsten Kirchen der Stadt anzusehen. Dann flog Steve wieder nach England zurück, aber er machte ihr über die darauffolgenden sechs Monate hinweg mit einem regen, verliebten E-Mail-Kontakt aus weiter Entfernung den Hof. Zunächst schrieb er in Englisch, ging aber in dem Maße, wie er allmählich Kajas schwierige Sprache lernte, immer mehr zum Estnischen über.
    Durch diese ständige Korrespondenz hatten sich einige anfängliche Missverständnisse aufgeklärt. Zum Beispiel entdeckte Kaja zu ihrer Erleichterung, dass Steve nicht Astrologe war, wie sie zuerst verstanden hatte, sondern ein Meteorologe, der Wettervorhersagen machte. Dann war sie auf seine Einladung hin für ein Wochenende nach London geflogen, dann noch einmal und noch einmal. Ein Jahr nach ihrer ersten Begegnung heirateten sie in dem kleinen Dorf in Estland, in dem Kajas Großeltern lebten.
    Kaja war gern nach London gekommen, um dort zu leben. Es war so beeindruckend groß, und außerdem war sie schon lange von Kate Moss und der Königlichen Familie fasziniert. Und nun war ihr Töchterchen Triinu schon fast ein Jahr alt. Kaja tat sich noch immer mit dem Englischen schwer, während Steve mittlerweile fließend Estnisch sprach. Er hatte sogar die vierzehn Fälle der Sprache gemeistert und durch das Leben mit Kaja auch einige kulturelle Eigenarten angenommen. Er kannte die alten, estnischen Legenden und liebte es, sie Triinu zu erzählen. Es machte ihm Spaß, seine Landsleute darauf hinzuweisen, dass Skype tatsächlich ein estnisches Unternehmen war. Er fand, dass saure Sahne zu allem wunderbar schmeckte, und hatte überhaupt eine Vorliebe für säuerliche Speisen entwickelt. Außerdem war er genau wie seine Frau fest davon überzeugt, dass Estland den nächsten Eurovision Song Contest gewinnen würde.
    Kajas berufliche Aussichten waren natürlich ein Problem. Mit ­ihrem estnischen Diplom für Geschichte konnte sie in London ­wenig anfangen. Unterrichten kam nicht in Frage, solange ihr Englisch noch so holprig war. Also genoss sie es zunächst, zu Hause zu bleiben und sich um ihre kleine Tochter zu kümmern, und Steve und sie schufen sich mit viel Heimarbeit ein gemütliches Familiennest in London-Süd. Kaja pflanzte Gemüse in ihrem Garten an und nähte Kleidung für das Baby. Steve, der Hobbyschreiner war, hatte ihr Ehebett und auch Triinus Wiege selbst gebaut.
    Doch tagsüber, wenn Steve bei der Arbeit war, fühlte Kaja sich einsam. Steves Familie lebte in Yorkshire und war nicht besonders begeistert von ihr gewesen. Sie hatte selbst keine Freundinnen und kannte nur Steves Freunde, die zwar nett waren, aber immer wieder ins Fettnäpfchen traten. Es ärgerte sie, wenn alle glaubten, Estland sei eine Art russische Provinz wie Sibirien, oder wenn sie von ihr erwarteten, dass sie Russisch sprach. Sie empfand ein wenig Heimweh und fühlte sich etwas verloren.
    In der Spielgruppe waren ihr die beiden englischen Mums aufgefallen, die immer zusammensaßen – die große, schlanke Brünette mit den strahlenden Augen und dem heiseren Lachen und die andere, ebenso hübsch, mit Haar in der Farbe von Herbstblättern.
    Waren sie Busenfreundinnen, diese beiden, oder sogar Schwestern? Die Rothaarige war etwas zu dünn und sah oft herzzerreißend traurig aus, aber es heiterte sie auf, mit der Brünetten zusammen zu sein, das konnte man sehen. Und jedes Mal, wenn ihr Blick auf ihren Sohn fiel, strahlte ihr Gesicht. Kaja hätte schrecklich gern mehr erfahren, doch wie konnte sie sich diesen faszinierenden Mums nähern? Ihr Englisch war zu schlecht, sie brachte nicht den Mut dazu auf.
    Wie sie ihre guten Freundinnen aus Kindheitstagen vermisste, die sie in Tallinn zurückgelassen hatte! Natürlich gab es Facebook, und sie loggte sich jeden Tag ein, schickte

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