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Der Wunschzettelzauber

Der Wunschzettelzauber

Titel: Der Wunschzettelzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Muriel Zagha
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wunderst.«
    Â»Okay«, erwiderte Nicolas flüsternd und nahm seine Karte entgegen. »Vielen Dank.«
    Â»Na, dann mal los«, meinte Chloe resolut, ergriff die Taschenlampe und erhob sich. »Hätten Sie gern eine Tüte Popcorn, Sir? Oder vielleicht ein Schokoeis am Stiel?«
    Es folgte ein kleines, nachdenkliches Schweigen, dann kam ein schelmisches: »Könnte ich nicht beides kriegen?«
    Â»Tja«, erwiderte Chloe im Tonfall einer echten Kinokarten-Verkäuferin, »warum eigentlich nicht? Solange Sie es sich leisten können …«
    Nicolas öffnete seine Hand und zeigte ihr drei gelbe Plastikmünzen.
    Chloe nickte knapp. »Ja, damit sind wir im Geschäft. Hier entlang, bitte.«
    Nicolas legte Anorak und Mütze ab, ließ sie auf dem Tisch zurück und tappte, nur noch in einem Pyjama mit Raumschiffmuster und in Hausschuhen, hinter seiner Mutter her in die Küche.
    Chloe nahm den Karton mit Popcorn aus der Mikrowelle, holte zwei Portionen Schokoladeneis am Stiel aus dem Tiefkühlfach und reichte Nicolas eines. Dafür nahm sie zwei gelbe Plastikmünzen entgegen, die sie sorgsam in der Tasche ihres Morgenmantels verstaute. Während sie ihren Sohn betrachtete, wie er den aufsteigenden süßen Popcorn-Dampf einatmete, die Augen in genüsslicher Erwartung geschlossen, empfand Chloe eine Woge mütterlichen Stolzes, wie gewöhnlich gemischt mit ungläubigem Staunen darüber, dass es ihr tatsächlich irgendwie gelungen war, dieses wunderbare kleine Wesen hervorzubringen.
    Noch unglaublicher erschien ihr dieser Gedanke in Anbetracht dessen, dass Nicolas ihr nicht im Geringsten ähnlich sah – abgesehen von den Grübchen an Wangen und Kinn, die er als einziges äußerliches Merkmal von ihr mitbekommen hatte. Ansonsten war er das getreue Abbild seines Vaters, oder vielmehr versprach er, es zu werden. Es war an ihm bereits alles von Antoines Gesicht vorhanden, nur in einer weicheren, rundlicheren, kindlichen Form. Die goldenen Bögen seiner Augenbrauen zum Beispiel würden mit der Zeit nachdunkeln, bis sie Rabenflügeln glichen wie denen seines Vaters. Das durchscheinende Rehbraun seiner Augen würde sich vertiefen und sein kleiner Rosenknospenmund einmal ebenso voll und kräftig werden wie Antoines Mund und ebenso umgeben von Lachfalten. Sein Näschen würde sich strecken und auswachsen, bis es seine selbstbewusste erwachsene und elegante Ausprägung erreicht hatte. Es war, als beobachtete man eine Fotografie dabei, wie sie sich in Zeitlupe entwickelte, wie die Einzelheiten der Gestalt mit der Zeit immer deutlicher hervortraten.
    Doch zugleich war Nicolas bereits von Geburt an eine eigene kleine Persönlichkeit gewesen. Er hatte seine Gene zur Hälfte von Antoine und zur Hälfte von Chloe, aber in der Gesamtsumme war er ein heranwachsendes, sich veränderndes, geheimnisvolles und ganz eigenes Wesen, das sich im zarten Alter von gut vier Jahren immer noch gern von seiner Mutter in den Arm nehmen und drücken und küssen ließ. »Genieße es, solange du kannst«, legte ihr ihre Mutter immer wieder ans Herz, »damit wird Schluss sein, ehe du dich versiehst.« Und da nichts ihr so viel bedeutete wie die Zuneigung ihres Sohnes, ließ sie wirklich keine Gelegenheit zum Knuddeln ungenutzt verstreichen. Man wusste schließlich nie, wie viel Zeit einem mit den Menschen, die man liebte, noch blieb. Man konnte es nie wissen.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, schlang Nicolas die Arme um ihre Beine und drückte sie. Dann blickte er zu ihr auf und wartete auf sein Stichwort. Chloe nickte verschwörerisch und forderte ihn, jetzt ganz Platzanweiserin, mit piepsiger Stimme auf: »Folgen Sie mir bitte.« Nachdem sie Nicolas’ Eintrittskarte ein Stück weit eingerissen hatte, öffnete sie die Tür zum Wohnzimmer. Drinnen waren die schweren Vorhänge geschlossen, und es war dunkel wie in einem Kinosaal. Chloe ging mit eingeschalteter Taschenlampe voraus, und Nicolas folgte ihr dicht auf und hielt sich an ihrem Morgenmantel fest. Sie ließ den Lichtkegel zum Sofa hinüber tanzen. »Dort ist Ihr Platz, Sir.« Der kleine Junge kroch hinauf, nahm mit baumelnden Beinen Platz und begann, Popcorn zu knabbern, während Chloe eine DVD in das Gerät schob.
    Bald war der Raum erfüllt vom Titelsong der Aristocats , der von Maurice Chevalier mit schmachtender Stimme und mit einem so

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