Der Zapfhahn des Tankwarts (Bronco Baxter - Gay Story 1) (German Edition)
mir gearbeitet.“ Er schlurfte davon.
Ich setzte mich an seinen
Schreibtisch, der ebenso alt war wie die Bücher, die Old Joe verkaufte, und
blätterte in einer alten Sportzeitschrift von 1922.
Die Klingel an der Ladentür
läutete. Ein griechischer Taxifahrer kam herein, dem ich vor einigen Wochen
meine persönliche Auffassung von Trinkgeld beigebracht hatte. Ich fragte ihn
nach seinen Wünschen. Er wollte eine alte Ausgabe von Huckleberry Finn haben.
Ich stand auf, um sie im Regal mit den Kinderbüchern zu suchen. Der Taxifahrer
schüttelte den Kopf und wies mit einer Hand auf den Schreibtisch. „Joe hat sie
immer in der rechten oberen Schublade“, sagte er.
Ich setzte mich wieder, zog die
Schublade auf und sah einige Umschläge. Einen davon hielt ich hoch. „Genau
dieser“, sagte der Taxifahrer und zwinkerte mir zu. Ich reichte ihm den Umschlag,
den er unter seiner Lederjacke verstaute. Er warf einen zerknüllten
Dollarschein auf den Schreibtisch und verließ den Laden.
Ich kratzte mich nachdenklich am
Kinn. Neugierig nahm ich einen Umschlag zur Hand. Für eine alte Ausgabe von Huckleberry
Finn war er zu klein, zudem auch viel zu flach, als dass ein Buch hinein
gepasst hätte.
Ich blickte mich um. Von Old Joe
war nichts zu sehen. Vorsichtig öffnete ich den zugeklebten Umschlag, griff
hinein und zog einige Fotos heraus. Spärlich bekleidete junge Männer posierten
darauf. Sportler in Turnhosen, die ihre sonnengebräunten Körper präsentierten.
Solche Fotos kannte ich, es gab Muskelmagazine wie Physique Pictorial ,
in denen sie abgedruckt wurden.
In dem Umschlag waren auch Fotos,
die weit über neckische Spiele in der Badehose hinausgingen. Ben posierte als
Boxer. Die Turnhose hatte er ausgezogen. Ich schaute mir das Foto genau an,
obwohl ich die Details kannte. Auf einem anderen Foto stand der Tankwart Rick
nackt vor einer Wand, schaute grinsend in die Kamera und präsentierte nicht nur
seinen massigen Oberkörper.
Hinter mir ertönte Old Joes
Stimme. „Was hast du in der Schublade zu suchen, Bronco?“ Ich drehte mich zu
ihm um. „Woher hast du diese Fotos?“, fuhr ich ihn an. „Du wirst doch nicht in
deinem Alter noch die Fronten gewechselt haben.“
Der Buchhändler sah mich flehend
an. „Komm, Bronco, lass einen alten Mann in Ruhe.“
„Die wirst du haben, nachdem du
mir gesagt hast, von wem du sie hast.“
Joe versuchte mir die Fotos zu entreißen.
Ich hielt sie fest. Er sackte in sich zusammen und setzte sich auf eine
Bücherkiste. „Es ist nicht das, was du denkst, Bronco“, sagte er. „Weißt du,
ich unterstütze das Studium meines Neffen. Viel wirft der Buchladen nicht mehr
ab, seit alle nur noch ins Kino gehen!“
Seine Klagen kümmerten mich
nicht. Ich griff in die Schublade und hielt die anderen Umschläge in die Höhe.
„Weißt du, was du da verkaufst?“, stieß ich hervor. Er begann zu jammern. „Ja,
aber mich interessieren diese Fotos nicht, nur für einige Kunden sind sie interessant.“
„Ich glaube, Joe“, sagte ich
scharf, „dass du mir eine Erklärung schuldest!“
Der alte Buchhändler sah mich
zerknirscht an und fummelte nervös an seiner Nickelbrille herum. „In dieser
Stadt geht es nur um eins, Bronco – um Geld“, sagte er. „Und ich brauche es für
meine Verwandtschaft. Meine verwitwete Nichte hat sieben Kinder zu ernähren und
meine Kusine ist seit drei Jahren ohne Job. Mein Bruder hat sein Geld beim
Börsenkrach verloren und Melanie sagt immer...“ Ich unterbrach ihn. „Komm, zur Sache,
Joe! Wer liefert dir die Fotos? Du machst sie ja wohl kaum selbst.“ Joe wandte
sich von mir ab. „Das geht dich nichts an!“, rief er gereizt. Ich ließ nicht
locker. „Also wer?“ Joe druckste herum. „Ach, Bronco, jemand hatte die Idee,
die Fotos hier zu verkaufen. Er meinte, dass es in meinem Geschäft zwischen den
alten Büchern nicht auffällt. So bot ich sie heimlich unterm Ladentisch an.“
„Als Fensterdekoration wären sie
auch kaum geeignet“, sagte ich. „Also, wer war’s, wer versorgt dich mit den
Fotos?“
Die Situation war ihm sichtlich
unangenehm. „Es ist besser, Bronco, du hättest nie danach gefragt. Und ich sage
nichts mehr.“ Ich blickte den alten Buchhändler streng an. „Gib mir einen
kleinen Hinweis, Joe. Nur einen Wink, damit ich weiß, an wen ich mich wenden
kann.“ Er sah mich zerknirscht an. „Was machst du mit schmutzigen Hemden?“,
fragte er.
Ich überlegte kurz. Mein Blick
fiel durch die Schaufensterscheibe des
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