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Der Zauber des Engels

Der Zauber des Engels

Titel: Der Zauber des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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Michael, schaute aber immer noch Ben an, der mich am Handgelenk festhielt, als wollte er verhindern, dass ich zusammen mit Michael aus der Tür rannte.
    »Wir lassen den Pub heute Abend mal ausfallen. Ich bringe Fran nach Hause, oder, Fran?« Er sah mich eindringlich an, und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Dann starrte er Michael an, der starrte mit ausdrucksloser Miene zurück, zuckte mit den Schultern und ging.
    »Was sollte das?«, fragte ich Ben, verärgert über sein Benehmen.
    »Ich habe keine Lust, heute Abend ins Bishop zu gehen«, antwortete er, als hätte er mir gar nicht zugehört. Er schnappte sich seine Noten und sah sich um. Die Stühle waren nun ordentlich gestapelt, der Flügel in die Ecke geschoben. »Du kannst dir sicher vorstellen, was mich da erwarten würde. Einige Altstimmen haben ziemlich scharfkantige Handtaschen.« Wir gingen hinaus in die Lobby.
    »Sei nicht albern. Sie lieben dich.«
    »Nein, sie hassen mich. Nicht dass es mir was ausmachen würde.« Mit übertriebener Geste hielt er mir die Tür auf.
    »Sie reagieren doch auf deinen Führungsstil«, sagte ich. »Einige von ihnen verstehen allmählich, was du meinst.«
    »Glaubst du das wirklich?« Er sah mich durchdringend an. Heute Abend lag ein leichter Nebel in der Luft, der eine unwirkliche Atmosphäre schuf.
    Ich spürte, dass Ben auf eine Bestätigung wartete, und nickte. »Ja, das glaube ich.«
    »Na ja.« Er steckte seinen Schlüssel ein. »Ich brauche jetzt dringend was zu trinken. Komm, wir machen bei mir zu Hause eine Flasche auf.« Er sagte das ziemlich bestimmend, was mich zutiefst irritierte.
    »Nein, ich gehe jetzt lieber nach Hause.«
    »Bitte komm mit.« Auf einmal klang er richtig verzweifelt.
    »Vielleicht musst du jetzt einfach mal allein sein«, sagte ich leise. Aber irgendwie schaffte ich es nicht, einfach wegzugehen.
    »Das ist das Allerletzte, was ich jetzt will. Tut mir leid, dass ich dich so angeherrscht habe. Lass mich mal genau hinschauen … Habe ich dich verletzt?« Natürlich hatte er das nicht, aber ich ließ es zu, dass er mir den Jackenärmel hochschob und mein Handgelenk streichelte. Es kitzelte köstlich auf meiner Haut. »Bitte komm doch mit auf einen Drink«, flehte er noch zärtlicher. »Bitte, bitte.« Mit der Fingerspitze berührte er mein Kinn, sodass ich ihn anschauen musste. Dabei lächelte er spitzbübisch. Ich konnte nicht anders und lächelte zurück.
    »Also gut.« Ich willigte ein. »Aber nur auf ein einziges Glas.« Er hakte sich bei mir unter, und wir tauchten in den Nebel ein.
    Als wir es uns mit einer Flasche Wein vor dem Kamin gemütlich gemacht hatten, fragte ich: »Worüber hast du dich mit Michael gestritten?«
    Er sah mich überrascht an. »Hat man das gemerkt?«
    »Ja.«
    »Michael kann einem manchmal ziemlich auf die Nerven gehen.«
    Ich lachte. »Du aber auch.«
    »Danke.« Er verzog das Gesicht. »Nein, eigentlich ist das richtige Wort ›besitzergreifend‹. Er bildet sich ein, er habe das Recht, sich in mein Leben einzumischen. Wahrscheinlich hat es damit zu tun, dass meine Eltern ihn damals quasi adoptiert haben und er als Teenager so viel Zeit bei uns zu Hause verbracht hat. Es macht mich ganz kirre, dass er meint, er müsse mich ständig bewachen.«
    »Du meinst, wie ein älterer Bruder?«
    »Genau. Dabei ist er weder älter als ich noch mein Bruder.«
    »Aber er fühlt sich dir offenbar sehr verbunden. Er hat dich nicht vor dem Ertrinken gerettet oder so etwas?«
    »Nein. Aber er meint, er hätte mich vor etwas anderem gerettet. Und das Problem ist, dass ich mich ihm ganz und gar nicht verbunden fühle.«
    »Ich denke, ihr seid Freunde?«
    »Das sind wir auch. Er ist der Mensch, der mich am besten kennt. Besser noch als meine Eltern und Geschwister.«
    »Du kannst dich glücklich schätzen«, antwortete ich bedrückt und dachte an meine eigenen Beziehungen. »Auf jeden Fall solltest du nicht leichtfertig damit umgehen.«
    »Bei Michael gibt es keine Leichtfertigkeit, das kannst du mir glauben.«
    Der Alkohol und die unwirkliche Stimmung an diesem Abend machten mich mutig. »Was hast du denn dieses Mal angestellt, dass er meint, sich einmischen zu müssen?«
    Halb hoffte ich, er würde sagen, es hätte was mit mir zu tun. Denn irgendwie gefiel mir die Vorstellung, dass ich Ben wichtig genug war, um einen Streit vom Zaun zu brechen. Aber zu meiner Enttäuschung antwortete er: »Es hat was mit Nina zu tun. Er findet, ich würde zu viel Einfluss auf sie ausüben und

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