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Der Zauber des Engels

Der Zauber des Engels

Titel: Der Zauber des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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uns, falls wir etwas hören.«
    »Aber … versuchen Sie denn nicht herauszufinden, wer das getan hat?« Ich war verwirrt.
    »Doch, natürlich.« Der Inspektor sah seiner Kollegin zu, die mit wichtiger Miene etwas in ihr Funkgerät sprach.
    »Wir müssen los«, sagte sie und nickte ihm zu. Sie stiegen ins Auto, stellten das Martinshorn an und rasten bereits davon, noch ehe er richtig die Tür geschlossen hatte.
    Der Besitzer des Antiquariats verschwand, um ein Stück Pappe zu besorgen, das er auf das Loch kleben wollte, während ich Besen und Schaufel holte. Alle packten mit an, und es dauerte nicht lange, bis die Spuren beseitigt und die Leute wieder nach Hause gegangen waren. Bis auf Ben.
    »Möchtest du heute Nacht lieber bei mir bleiben?«, bot er mir an.
    »Aber ich kann den Laden doch so nicht einfach alleinlassen.«
    »Okay, dann bleibe ich bei dir. Natürlich schlafe ich auf dem Sofa«, versprach er.
    »Da musst du dich aber ziemlich zusammenrollen. Hast du gesehen, wie klein es ist? Nimm lieber das Gästebett.«
    Am Ende holte er einen Schlafsack und eine Tasche mit ein paar Dingen und warf sie auf unser Gästebett. Wir setzten uns zusammen auf das kleine Sofa und tranken Tee ohne Milch, weil ich keine mehr hatte. Ben musste den Tee kochen, denn ich zitterte noch immer am ganzen Leib.
    »Das hat mir gerade noch gefehlt«, sagte ich mit bebender Stimme. »Nach der Geschichte mit Dad und allem anderen. Wer tut so etwas?«
    »Irgendein Idiot. So was passiert immer wieder.« Beruhigend legte Ben den Arm um meine Schulter. Ich schmiegte mich an ihn, weil er so schön warm war. Wir saßen in der Dunkelheit, und nur ab und zu huschte der Scheinwerfer eines Autos durch den Raum.
    »Gut, dass du in der Nähe warst. Ich hätte mich zu Tode gefürchtet.«
    »Seltsam. Du machst auf mich immer so einen starken, unabhängigen Eindruck. Schließlich reist du allein durch die ganze Welt.«
    »Damit habe ich auch normalerweise kein Problem. Aber dann passiert so etwas, und ich habe das Gefühl, der Boden würde mir unter den Füßen weggerissen. Ich falle, und niemand fängt mich auf.«
    »Es war mir ein Vergnügen, dich heute Abend aufzufangen.«
    Danach erschien es mir nur natürlich, mich noch näher an ihn zu schmiegen und ihn auf die Wange zu küssen. »Danke, Ben«, sagte ich und gähnte. »Oh, tut mir leid.«
    Er küsste mich zurück und drückte mir beruhigend die Schulter. Ich schlief ein, wurde immer wieder wach und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Ben hatte heute Abend so viele verschiedene Rollen gespielt: den göttlichen Dirigenten auf dem Sockel, den unnachgiebigen Streithahn, den charmanten Verführer. Und dann hatte er sich in diesen netten, hilfsbereiten Mann verwandelt, der sich in meiner Not um mich gekümmert hatte. Wer war er wirklich?
    Und dann passierte es: Während ich schläfrig in seinen Armen lag, verliebte ich mich in ihn. So einfach und so kompliziert war das.
    Irgendwann musste ich in tiefen Schlaf gefallen sein. Vage erinnerte ich mich daran, dass Ben mich halb getragen hatte und mit den Lippen über meine Stirn gestreift war. Als ich wieder klar denken konnte, war es acht Uhr und Tag, und ich lag vollständig angezogen in meinem Bett. Keine Spur von Ben, aber als ich ins Gästezimmer blickte, sah ich seine blonden Locken aus dem Schlafsack herausschauen. Ich widerstand der Versuchung, mit den Fingern hindurchzufahren.
    Mein nächster Gedanke war Erleichterung, dass Zac heute Morgen frei hatte und daher nicht mitbekommen würde, dass Ben hier übernachtet hatte.
    Der übernächste war, dass ich losmusste, um etwas zum Frühstück einzukaufen.

25. KAPITEL
    Ein solcher Unterschied
wie zwischen der Reinheit der Luft und der Engel
wird zwischen Mann und Frau immer bestehen.
    Johne Donne, Songs and Sonnets
    LAURAS GESCHICHTE
    Eines Morgens Ende Juni blätterte Mr. Brownlow beim Frühstück mit besorgter Miene die Post durch. Dann seufzte er plötzlich zufrieden. »Endlich! Ein Brief von Tom!« Aufgeregt schlitzte er den Umschlag auf und begann zu lesen.
    »Dora«, flüsterte er auf einmal, und sämtliches Leuchten in seinen Augen erlosch wieder. Laura und ihre Mutter erstarrten.
    »Was ist los?« hauchte Theodora. » James?«
    Er las den Brief zu Ende und reichte ihn ihr mit dem Gesicht eines schwer getroffenen Mannes.
    »Was ist los, Papa? Sag es uns«, bat Laura.
    »Was hat der Junge bloß getan?«, rief er und presste die Hände vors Gesicht.
    »Papa!« Laura schob polternd den Stuhl

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