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Der Zauber des Engels

Der Zauber des Engels

Titel: Der Zauber des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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zurück und eilte ihm zu Hilfe.
    Mrs. Brownlow hatte den Brief inzwischen ebenfalls gelesen. »Oh, Tommy«, keuchte sie.
    Jetzt war Laura an der Reihe. Sie nahm das billige Blatt Papier und las mit zunehmendem Entsetzen. Ihr Bruder hatte alle Pläne, Priester zu werden, aufgegeben. Nicht nur das. Er hatte auch Oxford den Rücken gekehrt.
    Wenn ihr das hier lest, werde ich bereits in Liverpool sein, weil ich plane, ein Schiff nach New York zu besteigen. Bitte folgt mir nicht. Ich muss meine neue Rolle in dieser Welt finden. In Oxford konnte ich kaum noch atmen; ich zwang mich auf einen Weg, den ich nicht gehen konnte, nicht gehen durfte. Ich weiß nun sicher, dass die Kirche nicht meine Berufung ist, und es ist besser, jetzt noch einen anderen Weg einzuschlagen, ehe alles zu spät ist. Ich weiß, dass euch das sehr schmerzen wird, schließlich habt ihr so viel für mich getan und große Hoffnungen in mich gesetzt. Das Gefühl der Schuld zerreißt mich, aber die Alternative wäre am Ende noch viel schlimmer für alle gewesen, das versichere ich euch. Ein Priester ohne Glauben kann seine Herde nur zugrunde richten.
    Ohne sein Frühstück zu beenden, brach Mr. Brownlow in Richtung Bahnhof auf und fuhr mit dem nächsten Zug nach Liverpool. Er hoffte, den Landungssteg noch früh genug zu erreichen, um Tom vor seiner Dummheit zu bewahren.
    Seine Hoffnung war vergeblich. Ein alter Matrose aus dem Schifffahrtsbüro zeigte auf die Rauchwolken der SS Alexandria am fernen Horizont. Verzweifelt sah James Brownlow zu, wie das Schiff auf die andere Seite der Welt verschwand.
    Eine Zeit lang war er nicht in der Lage, sich zu rühren oder zu sprechen. Schließlich tippte ihm der Matrose auf die Schulter und nahm ihn mit in sein Büro, wo er ihn zwang, einen Brandy zu trinken.
    Auf dem Nachhauseweg unterbrach der erschöpfte und verzweifelte Reverend seine Reise, um in Oxford zu übernachten. Dort traf er sich mit dem Tutor seines Sohns, in der Hoffnung, irgendeine Erklärung für die Katastrophe zu finden. Der Mann war zwar zutiefst bestürzt über sein Versagen, wusste aber auch keine Erklärung für das plötzliche Abtrünnigwerden seines intelligenten und immer pflichtbewussten Studenten.
    Als Mr. Brownlow den Raum des Tutors verließ, wäre er fast mit einem jungen Mann zusammengestoßen, den er sogleich als einen von Toms Freunden identifizierte. Verzweifelt berichtete er ihm von seinen Sorgen. Der junge Mann hatte Mitleid und führte Mr. Brownlow in einen schäbigen Raum, bot ihm Tee und trockenen Kuchen an und erklärte ihm so schonend wie möglich, was er glaubte, das seinen Freund bewogen hatte, diesen folgenschweren Schritt zu tun.
    Tom hatte sich einer Gruppe von Intellektuellen angeschlossen, Rationalisten, die das Werk von Charles Darwin bewunderten. Sie hatten Tom dazu gebracht, alles infrage zu stellen, woran er bisher geglaubt hatte.
    »Er hat nicht nur seine Berufung in Zweifel gezogen, sondern die gesamte Grundlage seines Glaubens an Gott«, sagte der junge Mann elendig. Er wusste, dass jedes Wort wie eine Ohrfeige für Toms Vater war.
    Danach blieb ihm nichts anderes übrig, als am nächsten Morgen nach Hause zurückzukehren und auf den nächsten Brief von Tom zu warten. Die Wochen vergingen, und nichts geschah.
    Wenn Mr. Brownlow schon vorher niedergeschlagen gewesen war, dann zerstörte dieser letzte Schlag ihn vollends. Sämtliche Investitionen der Familie in Tom – nicht nur finanzieller Art, auch wenn nicht zu leugnen war, dass man sehr hatte sparen müssen, um ihm das Studium zu ermöglichen – und auch all ihre Hoffnung für die Zukunft waren dahin.
    Laura warf sich im Bett von einer Seite auf die andere und fragte sich, warum er nicht wenigstens geblieben war, bis er seinen Eltern alles erklärt hatte. Litt auch er unter der dunklen Schwermut, die die gesamte Familie zu bedrücken schien?
    Inzwischen hatten Mr. Brownlows Trauer und Ärger so weit geführt, dass er Toms Namen nicht einmal mehr hören wollte. Immer mehr versank er in seiner Geschichte der Kirche und in seinem Glauben an Gott.
    Er besaß kaum die Kraft, sich mit den ständigen Anzeichen der Unzufriedenheit in seiner Pfarre auseinanderzusetzen.
    Es waren weitere anonyme Briefe eingegangen, deren Absender sich über den Weihrauch und den Zustand der Madonna beklagten. Ein offenbar sehr gebildeter Autor eines solchen Schreibens bezeichnete sie gar als »Streiche von Papisten; als Sakrileg und unenglisch«.
    Und dann stand eines Abends auf

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