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Der Zauber des Engels

Der Zauber des Engels

Titel: Der Zauber des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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Seele reagiert auf Schönheit, natürlich, wie soll man das verhindern? Ich verstehe durchaus, dass die Schlichtheit der Religion, in die ich hineingeboren wurde, auf dem Wunsch beruht, sich auf geistige Dinge zu konzentrieren. Aber ich fühle mich förmlich ausgehungert. Ich finde, man kann Gott auch durch Schönheit preisen.«
    »Und was, wenn es keine Schönheit gibt? Wo ist Gott dann?« Laura hatte plötzlich das Bild der Coopers in ihrem Elendsquartier vor Augen und ein weiteres ihrer Mutter, die mit gebeugtem Kopf dasaß, während ihr die Tränen in den Schoß tropften. »Wo ist Gott, wenn es nur Armut, Elend und Tod gibt?«
    Schweigend standen sie nebeneinander. Er betrachtete sie. »Ich weiß, wie es ist, wenn man leidet«, sagte er schließlich mit tiefer Stimme. »Kommen Sie.« Er nahm ihren Arm und führte sie aus der Kapelle bis zu der Kreuzigungsszene.
    »Fragen Sie den Mann, der das hier geschaffen hat. Dort , sagt er uns, dort, inmitten des Todes und des Schmerzes, ist Gott.«
    »Ich … ich weiß. Das sagt Papa auch immer. Aber … ich sehe Gott nicht immer«, flüsterte Laura. »Und das macht mir Angst.«
    Hinter ihnen öffnete und schloss sich die Tür zur Sakristei, als Mr. Perkins kam und ging.
    Durch die Kirche schien ein Seufzer zu gehen. Draußen rumpelte ein Pferdewagen vorbei, eine Frau begann zu lachen, ein tiefes, irres Lachen, das langsam in der Ferne verklang.
    »Meine Eltern haben ihr Leben Gott gewidmet, Mr. Russell. Sie geben ihr Herzblut für die Mittellosen, für die Menschen, die keine Hoffnung haben. Dennoch haben sie wenig Dank erhalten, im Gegenteil, Gott hat ihnen ihre Kinder genommen. Meine Mutter … meine Mutter, Mr. Russell … ist krank vor Trauer. Sie findet keinen Trost mehr in ihrer Arbeit.«
    »Aber denken Sie doch an die Menschen, denen sie helfen. Nur einer der zehn Leprakranken ist zu Gott zurückgekommen, um ihm für seine Heilung zu danken, aber das bedeutet ja nicht, dass seine Tat sinnlos gewesen ist.«
    »Ich denke manchmal, die Armen und Gottlosen sind tatsächlich arm und gottlos«, sagte Laura leise. Sie wusste, dass das unchristlich war. Aber manche von ihnen zeigten keine Dankbarkeit; im Gegenteil, sie verachteten die Hilfe nur und sahen darin eine Form der Einmischung und der Moralisierung. Sie dachte an Mr. Cooper, der nach Fürsprache ihres Vaters erst kürzlich aus der Zelle freigekommen war, jedoch keinerlei Reue zeigte.
    Plötzlich erregte etwas auf einer Bank unter dem eingeworfenen Fenster ihre Aufmerksamkeit. Es war ein Kieselstein. Sie zeigte ihn Mr. Russell. »Manche haben ein Herz wie dieser Stein hier.«
    »Selbst ein Stein nutzt sich mit der Zeit ab.«
    »Stellen Sie sich vor, Mr. Russell, mein Vater erhält gelegentlich Beschwerden über seine Priestertätigkeit. Böse, hasserfüllte Briefe, die gegen Weihrauch, Bildnisse und jegliche Form des Schmucks in der Kirche wettern. Manche sind anonym. Wer auch immer sie schreibt, scheint nicht zu verstehen, dass dies Symbole für den Glauben meines Vaters sind. Mein Vater betet keine Statuen an. Er gibt kein Geld für sich selbst aus, sondern nur zu Ehren Gottes.«
    »Es tut mir leid, das zu hören. Jeder, der Ihren Vater erlebt, erkennt sofort, dass er ein Mann Gottes ist.«
    »Er ist auf jeden Fall der letzte, der die Schläge verdient hat, die das Leben ihm versetzt. Das gilt ebenso für meine Mutter. Die beiden haben immer ihre Pflicht getan, und ich kann es nicht ertragen, sie so leiden zu sehen. Haben Sie und Ihre Frau auch Kinder, Mr. Russell?«
    Er nickte. »Wir haben einen Sohn, John, er ist fünf und lebt bei seiner Mutter.«
    »Lebt bei seiner Mutter?«
    »Meine Frau und ich sind getrennt, was mich mit großer Traurigkeit erfüllt.«
    »Es tut mir leid, ich wollte nicht indiskret sein.«
    »Das sind Sie nicht, Miss Bronwlow. Ich wollte, dass Sie das wissen. Es war nicht meine Entscheidung. Ich hätte es gern anders gehabt.«
    »Sehen Sie Ihren Sohn manchmal?«
    »Ich versuche es, aber es ist nicht leicht. Er ist noch zu jung, um zu verstehen. Wenn seine Mutter oder das Kindermädchen nicht in der Nähe sind, weint er. Ich bin für ihn praktisch ein Fremder, so erscheint es mir zumindest.«
    »Vielleicht wird es einfacher, wenn er älter ist.«
    »Ich kann es nur hoffen.«
    »Möglicherweise versöhnen Sie sich ja auch mit Ihrer Frau.«
    »Miss Brownlow, ich habe ungestüm und zu sehr geliebt. Ich habe Marie mit jeder Faser meines Wesens verehrt. Das tue ich immer noch. Wenn ich mich hier

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