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Der Zauber des Engels

Der Zauber des Engels

Titel: Der Zauber des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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und ich verstand plötzlich, was er meinte. Wir konnten die technischen Raffinessen, die für die modernen Stücke nötig waren, nicht bieten. In diesem Moment wurde mir klar, wie loyal Zac meinem Vater gegenüber gewesen war, und ich fragte mich, ob David je versucht hatte, ihn abzuwerben. Ich empfand auf einmal große Dankbarkeit.
    »Ich bin so froh, dass du da bist, Zac«, sagte ich spontan.
    Er schien zu merken, dass ich es ehrlich meinte, denn er antwortete: »Dein Dad war immer so gut zu mir.«
    »Ja, das hast du schon einmal gesagt.« Ich wartete, dass er fortfuhr.
    Nach kurzem Zögern sagte er: »Es gab mal eine Zeit, da war ich ganz unten. Ich hatte kein Geld, keine Bleibe, und er hat mich aufgenommen und mir eine Chance gegeben. Ich würde ihn niemals im Stich lassen.«
    »Was ist denn geschehen?«, fragte ich erstaunt. Zac hatte noch nie über diese Zeit gesprochen. In diesem Moment klingelte das Telefon, und wir hörten, wie Amber ranging. Wenig später streckte sie den Kopf zur Tür herein. »Eine Mrs. Armitage. Sie möchte wissen, wann ihr Entwurf fertig ist.«
    »Mrs. Armitage!« Zac und ich schauten uns an.
    »Du meine Güte, die Kinderfenster! Darum haben wir uns noch gar nicht gekümmert. Okay, ich werde selbst mit ihr sprechen, Amber.«
    Mrs. Armitage war beunruhigt, weil sie noch nichts von uns gehört hatte, denn bis zum Geburtstag der Kinder dauerte es nur noch wenige Wochen. Sie wollte wissen, ob sie die Entwürfe so schnell wie möglich sehen könne. Ich beruhigte sie und sagte, uns bliebe noch genügend Zeit.
    »Ich werde mich sofort daransetzen, wenn ich hiermit fertig bin«, versprach Zac. Aber er hatte noch eine Menge Arbeit mit seiner Arche und klang nicht sehr begeistert.
    »Was wollen die Leute denn?«, fragte Amber zaghaft. Ich zeigte ihr die Fotos von dem Jungen mit der Angel und dem Mädchen mit dem Schmetterling.
    »Wie schön!«, rief sie atemlos. »Kann ich nicht mal versuchen, etwas zu zeichnen?«
    Ich war so überrascht, dass ich spontan Ja sagte. Dann zeigte ich ihr einige Musterbücher, in denen sie nach Anregungen suchen konnte, und sie legte sie auf die Theke und arbeitete fast den ganzen Nachmittag mit ihnen.
    Sie machte ihre Sache gut. Das kleine Mädchen, das sie zeichnete, fütterte einen Vogel, der Junge trug ein Chelsea-Trikot und trat gegen einen Fußball. Trotzdem war ich nicht sicher, ob die Vorschläge Mr. und Mrs. Armitage gefallen würden. »Ich weiß nicht, was sie dazu sagen werden«, meinte ich. »Ich hatte eher den Eindruck, sie hätten gern etwas …« Mir kam nur in den Sinn, dass die beiden es wohl gern »niedlicher« hätten, aber ich sprach das Wort nicht aus, sondern nannte es »weltfremd«.
    Amber schien es nichts auszumachen, dass ich ihre Arbeit kritisierte. Sie begann sofort wieder in einem Musterbuch zu blättern und zeigte mir wenig später die Zeichnung eines Jungen, der in einem Boot über einen See segelte.
    »Das ist super!«, rief ich. »Zac, das werden sie nehmen, glaubst du nicht auch?«
    Zac betrachtete die Zeichnungen und nickte. »Sie sind sehr gut, Amber. Wenn du damit fertig bist, zeige ich dir, wie du deine Entwürfe in eine Schablone umsetzt. Danach suchen wir uns Glasmuster raus und versuchen, für das Projekt eine Kostenrechnung zu erstellen.«
    Amber strahlte und sah aus, als würde sie im nächsten Moment vor Stolz platzen.
    Als sie fort war, rief Zac aus der Werkstatt: »Fran, warst du an unserem Engel?«
    »Nein.«
    »Dann muss es Amber gewesen sein.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Komm her und sieh es dir an.«
    Zac strich das Kaschierpapier auf dem Tisch glatt, und ich sah zu meinem Entsetzen, dass die sorgsam zusammengesetzten Teile durcheinandergeraten waren.
    »Sicher ist jemand versehentlich darangestoßen«, vermutete ich und überlegte, ob ich es gewesen sein könnte, als ich am Tag zuvor den Paravent bewegt hatte. Eigentlich nicht. Ich war besonders vorsichtig gewesen.
    Zac brummte etwas und begann geschickt, die Teile neu zusammenzuschieben.
    »So«, sagte er schließlich, dann runzelte er die Stirn. »Aber wo ist der Rest des Gesichts?«
    »Was meinst du damit?«
    »Ein paar Teile fehlen. Die Augen. Die Augen sind weg.«
    »Bist du sicher? Liegen sie vielleicht auf dem Boden?«
    Wir schauten nach. Nichts.
    »Im Karton?«
    Zac zog den Karton vom Regal, und wir nahmen die übrigen Glasstücke heraus. Ohne Erfolg.
    »Das ist seltsam. Es könnte sein, dass ich aus Versehen gegen das Papier gestoßen bin. Aber sonst habe

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