Der Zauber des Faun (Gay Romantic Fantasy) (German Edition)
seine Träume einen Sinn zu ergeben. Vielleicht war die Musik, die er darin hörte, nur ein Hilferuf. Ein Ruf des gefangenen Herrn der karpatischen Wälder.
* * *
"Vertraust du dem Prinzen?" Angelo hatte dem Bericht über die gestrigen Erlebnisse seines Freundes stillschweigend zugehört. Sie saßen wieder gemeinsam am Ufer des Teiches. Der Spanier kaute wie so oft auf einem Grashalm, mit dem er sogar Vogelstimmen nachahmen konnte.
Nicolas schüttelte den Kopf. "Nein, nicht wirklich. Es hat sich herausgestellt, dass nichts so ist, wie es den Anschein hatte."
"Und das...Ding...war wirklich ein Faun?"
Der Franzose nickte. "Ja, ich habe noch niemals zuvor ein solches Wesen gesehen, nur in alten Legenden davon gehört. Aber glaub mir, ich weiß, was ich gesehen habe. Und, nein, ich habe nicht zuviel Wein getrunken."
"Schon gut, schon gut. Ich habe nichts gesagt!" Angelo schmunzelte. Nicolas schien seinen Gedanken erraten zu haben. Aber die Geschichte klang auch wirklich zu merkwürdig. Niemand anderer außer ihm hätte Nicolas geglaubt. Doch Nicolas ignorierte seine Spöttelei. Zu sehr war er von diesem außergewöhnlichen Wesen fasziniert, das er dort unten im Verlies gesehen hatte.
"Weißt du, was sie im Dorf erzählen?", fragte Angelo. Als Nicolas den Kopf schüttelte, fuhr er fort: "Der Fürst will mehrere tausend Klafter an die Engländer verkaufen, und die wollen eine Armada bauen. Mit unserem Wald. Die Leute sagen, das wird Unglück über uns alle bringen. Das Holz ist der Reichtum der armen Leute."
"Hm. Deshalb soll der Prinz wohl auch eine englische Lady heiraten. Valeriu will scheinbar das ganze Land kahlschlagen und nutzt dazu eine selbsterfundene Legende, um seine verschwundene Tochter ?. So ein Schuft.", meinte Nicolas daraufhin besorgt. Dabei tat ihm der Prinz trotzdem irgendwie leid. Aber er schien nach seinem Vater zu schlagen, denn er wagte es nicht, dessen Plänen zu widersprechen. Dabei fiel ihm ein, dass er das Geheimnis um Caralina auch noch nicht gelöst hatte. Aber wollte er das überhaupt? Zu schön und zu zärtlich waren diese Sommertage mit seinem spanischen Liebhaber. Was ging ihn diese verrückte, rumänische Fürstenfamilie überhaupt an? Dieser Radu sah zwar sehr gut aus, doch er besaß längst nicht Angelos lebhaftes und unbeschwertes Wesen, das Nicolas manchmal an einen Welpen erinnerte. Eigentlich ist der Altersunterschied viel zu groß , überlegte er dabei.
Angelo riss ihn aus seiner Grübelei und schmiegte sich enger an seinen Freund. Der Franzose legte seinen Arm um ihn. "Es wird kein Holz mehr für die Häuser und das Feuer da sein. Die Tiere werden fliehen. Und irgendwann auch die Menschen", sagte Angelo. "Warum macht der Fürst so etwas? Irgendwann werden sich seine Untertanen gegen ihn erheben." Er hob den Kopf und sah Nicolas tief in die blauen Augen.
"Aus Geldgier oder aus Wahnsinn. Keine Ahnung." Nicolas kam die allererste Begegnung mit den beiden Fürsten in den Sinn. Wahnsinn - war das die Dunkelheit in ihrer beider Augenpaare, die er bemerkt zu haben glaubte? Hatte sein Unterbewusstsein ihm bereits damals eine Warnung gesandt?
Angelo rückte wieder ein Stückchen von ihm ab. Eine nachdenkliche Falte erschien auf seiner jugendlichen Stirn. "Du bist mit deinen Gedanken woanders", stellte er beleidigt fest.
Nicolas seufzte. "Stimmt, entschuldige bitte."
"Du denkst an diesen Tiermenschen, richtig? Er tut dir leid." Wie immer traf Angelo es auf den Punkt. Vielleicht gab es einen Hellseher in seiner Artistenfamilie? Nicolas musste bei diesem Gedanken schmunzeln.
"Stimmt. Ich würde ihm gerne helfen. Vielleicht würde sich dann alles noch zum Guten wenden. All die Jahrhunderte in diesem Kerker. Grausam."
Angelo schüttelte heftig den Kopf, dass seine schwarzen Locken nur so flogen. "Den Fürsten wirst du nicht ändern. Mein Vater sagt, die meisten Adeligen sind... loco... verrückt. Weil die immer nur ihresgleichen heiraten dürfen und so." Er machte dabei eine kreisende Bewegung mit seinem rechten Zeigefinger an seiner Schläfe.
Nicolas musste bei dieser Erklärung laut lachen. "Naja, da hat dein Vater gar nicht so Unrecht." Jetzt lachten beide und ließen sich in das hohe Gras fallen.
Um sie herum tummelte sich die Natur. Frösche quakten, Bienen, Hummeln und andere Insekten summten in einem vielstimmigen Chor, Teichvögel riefen nach ihren Jungen, und die wilden Blumen standen in voller Blüte. Es duftete herrlich nach
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