Der Zauber des Faun (Gay Romantic Fantasy) (German Edition)
den Betten. Ich habe einen geheimen Gang entdeckt, der zur Burg führt! Es war also doch keine Legende!", berichtete Angelo außer Atem, aber mit blitzenden Augen.
Jetzt wäre eine gute Gelegenheit für etwas ganz anderes , dachte Nicolas, als sein Blick über die Gestalt seines Geliebten glitt, und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Er konnte nicht anders, als Angelo in seine Arme zu schließen Doch sein Freund schien jetzt nicht zu einem Schäferstündchen aufgelegt zu sein. Er konnte es kaum erwarten, Nicolas seine Entdeckung zu zeigen und löste sich wieder von ihm.
Auf diese Art von Abenteuer war Nicolas allerdings nicht vorbereitet, also schlüpfte er nun schnell in seine Kleidung.
"Wir nehmen mein Pferd. Dann sind wir schneller als zu Fuß!", schlug er vor. "Hier! Frühstück!" Er warf dem Jungen einen Apfel zu. Dieser fing ihn auf und biss herzhaft hinein.
Dann liefen beide zum Stall und sattelten mit wenigen Handgriffen den Schimmel. Nicolas führte das Tier hinaus, stieg in den Sattel und zog mit einem Ruck Angelo hinter sich aufs Pferd. Sobald sie einen der Wege erreichten, ritten sie im zügigen Galopp in Richtung Dorf. Im Osten kündete der rotgoldene Glanz am Horizont einen weiteren herrlichen Sommertag an. Lange bevor der Hahn krähte, erreichten sie die ersten Häuser. Sie ließen das Pferd vorsichtshalber am Waldrand angebunden zurück und gingen zu Fuß weiter. Angelo wies den Weg, und beide Männer schlichen sich an den Rückseiten der Lehmhäuser entlang bis zu der kleinen, weiß verputzten Kirche in der Mitte des Dorfes, vor der auch der Markt einmal in der Woche stattfand. Das windschiefe Pfarrhaus klebte an einer der Kirchenmauern wie ein lästiges Insekt.
"Wir müssen in die Sakristei", flüsterte Angelo Nicolas zu.
"Ungesehen kommen wir nicht dahin!", meinte Nicolas ebenso leise. Das Ganze schien ihm doch riskanter als gedacht. Doch er hatte nicht mit dem Erfindungsreichtum seines Zigeunergefährten gerechnet.
"Warte hier", sagte Angelo nur und verschwand in den langen Schatten der Morgendämmerung. Nicolas Geduld wurde auf die Probe gestellt, als Angelo nach zehn Minuten mit zwei weiten Umhängen aus dunkelbrauner Wolle wiederkam. Er musste sie irgendwo gestohlen haben. Nicolas fragte lieber nicht nach. Sie hüllten sich darin ein und zogen die Kapuzen über die Köpfe.
Dann gingen sie mit ruhigen, aber zügigen Schritten auf die Kirche zu. Von weitem musste man sie für zwei Betbrüder halten. Das einfache Flügeltor aus Holz war nicht verschlossen. Sie schlüpften hinein und ließen sich von der dämmrigen, weihrauchgeschwängerten Kühle umfangen. Sie wirkte innen größere als von außen. Die jungen Männer durchquerten die kleine, römisch-orthodoxe Kirche. Hinter dem Altar befand sich die wesentlich kleinere Holztür, die zur Sakristei führte. Dieser Raum wirkte überladen mit seinen deckenhohen Buchregalen voller religiöser Werke, christlichen Gemälden und vergoldeten, alten Ikonen an den Wänden. Ein Schreibtisch und ein Stuhl rundeten das schlichte, aber kunstvoll gefertigte Mobiliar ab. Hinter dem Schreibtisch befand sich ein kleiner Hausaltar, auf dem eine dicke Stumpenkerze vor sich hin brannte.
Ohne zu zögern schritt Angelo zu dem hintersten Buchregal und zog im mittleren Fach gleichzeitig zwei antike Bücher mit russischer Schrift auf dem Buchrücken halb heraus. Das leise Knacken eines Scharniers ertönte, und das Regal sprang einen Spalt breit auf.
"Teufel noch mal", rief Nicolas bewundernd aus. "Wie hast du das rausgekriegt?"
Angelo drehte sich zu ihm um. Seine schwarzen Augen funkelten belustigt. "Hab dem Pfarrer bei der Archivierung geholfen. Der hatte jede Menge altes Zeugs auf dem Dachboden. Da lagen auch ein paar Skizzen vom Baumeister herum. Als er mich alleine ließ, hab ich mich hier mal umgeschaut. Das hier sind die einzigen Bücher in russischer Sprache. Alle anderen sind in Griechisch oder Latein."
Nicolas trat zu ihm und klopfte ihm bewundernd auf die Schulter. "Gut gemacht, Meisterdetektiv. Aber bis zur Burg ist es bestimmt ein weiter Weg." Zu Pferd im vollen Galopp würde man eine halbe Stunde brauchen, schätzte er im Stillen.
"Ich hab Fackeln hier", sagte Angelo stolz und öffnete die Geheimtür ganz. Dahinter wartete ein dunkles, kaltes Nichts. Man konnte kaum zehn Meter weit sehen. Ein modriger Geruch schlug ihnen entgegen. Nicolas überlegte, ob genug Sauerstoff vorhanden wäre. "Warst du
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