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Der Zauber des Faun (Gay Romantic Fantasy) (German Edition)

Der Zauber des Faun (Gay Romantic Fantasy) (German Edition)

Titel: Der Zauber des Faun (Gay Romantic Fantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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So voller Sehnsucht und Pein. Nicolas schloss die Augen. Er dachte an Angelo und an die vielen gemeinsamen Stunden. Dieser Fürstensohn hier verlangte eine Liebesnacht um den Preis eines Verrats.  
    * * *
    Für einen Moment vermochte er keinen klaren Gedanken zu fassen. "Willst du mir verwehren, was du einem dahergelaufenen Artistensohn gewährst?", fragte Radu jetzt direkt, und Nicolas spürte, wie die weichen Lippen sein Ohrläppchen liebkosten. Ohne dass er es wollte, entfloh ihm ein leiser Seufzer. Dennoch war ihm der bedrohliche Unterton in Radus Worten nicht entgangen.  
    Radu bemerkte, dass sein Auserwählter zögerte. Widerstrebend ging er wieder auf Abstand und betrachtete Nicolas. "Nun gut, ein Pfand für ein Pfand", meinte er geheimnisvoll. Hatte er etwa Angelo etwas angetan? Nicolas spürte Zorn in sich hochsteigen.  
    "Ich zeige dir das Geheimnis, das diese Festung beherbergt. Komm mit!"
    Nicolas war erstaunt und gleichzeitig peinlich berührt. Er wollte gar nicht wissen, was in dieser Burg noch an dunklen Überraschungen lauerte. Doch Radu duldete keinen Widerstand. Die beiden jungen Männer gingen weiter durch ein Wirrwarr von Gängen und Türen, stiegen hinab in den Fels. Nicolas konnte sich denken, wohin sie gingen. Dies hier war ein Verlies. Ein Verlies, wie er es aus Paris von der Bastille her kannte. Kalt und feucht. Der Geruch nach Tod und Blut durchschwebte solche Orte. In Gefängnissen wie diesen verschwanden Menschen für immer. Die Angst um Angelo schnürte ihm die Kehle zu. Hier gab es keine Wachen, also offenbar auch keine Gefangenen. Das besänftigte Nicolas Unruhe etwas.  
    Ihre Schritte hallten dumpf von den Wänden zurück. Die Luft atmete sich stickig und schwer. Radu nahm einen großen, bronzefarbenen Schlüssel von einem Haken und ging zu einer einzelnen Türe am Ende des Ganges. Diese verbarg eine Art Vorraum zu dem eigentlichen Gefängnis, das mit Gitterstäben die Besucher von dem Insassen trennte. Diese Stäbe reichten von der Decke bis zum Boden und standen so eng beieinander, dass es selbst einem Kind unmöglich war, sich zwischen ihnen hindurch zu quetschen. Es war stockdunkel hier drin, und ein starker Geruch von Moschus und Zedernholz quoll ihnen entgegen. Nicolas musste spontan an den Geruch eines Ziegenbocks denken.  
    Radu schaute angespannt auf die Gitterstäbe, hinter denen sich etwas Großes schemenhaft bewegte. Stroh raschelte, und ein Geräusch ertönte, als ob Pferdehufe über Stein liefen. Nicolas lief es eiskalt den Rücken herunter. Das Etwas kam näher. Der Prinz ging in den Gang zurück und pflückte eine der Fackeln aus den Halterungen. Er leuchtete damit in das Dunkel hinein.  
    "Darf ich vorstellen: Der Herr der Wälder", flüsterte Radu zynisch, als sich eine muskulöse Gestalt hinter den Stäben herausschälte. Nicolas erblickte ein Wesen mit der Figur eines großen, wohl gebauten Mannes mit makellosem Oberkörper und langen braunen Haaren, die bis zu seinen Hüften hinunter fielen. In einem markanten Gesicht glimmten Augen wie zwei grüne Peridotsteine. So intensiv wie das Grün der Blätter im Sonnenlicht. Nie zuvor hatte Nicolas schönere Augen gesehen. Darüber schwangen sich harmonische Augenbrauen. Die Ohren liefen seltsam spitz zu wie bei einem Wolf. Über diesen Ohren befand sich jeweils ein kleines gedrehtes Horn, ähnlich einem Widder. Doch das war noch nicht das Merkwürdigste. Als sein Blick tiefer glitt, erschrak der ehemalige Hauptmann bis ins Mark. Der Unterkörper des Mannes bestand aus dem Körper eines Tieres, dicht behaart mit braunem Fell, kräftigen Schenkeln und schmalen, athletischen Beinen, die in zwei Hufen mündeten.  
    Das Mischwesen starrte die beiden Männer an. Nicolas mit unverhohlener Neugier und Radu mit ebenso unverhohlenem Hass.
    "Ein Faun. Aber... das ist unmöglich", murmelte Nicolas, der sich nicht entscheiden konnte, ob er Mitleid oder Abscheu für das seltsame Wesen empfinden sollte.  
    "Das dürft Ihr nicht!", sagte er dann zu Radu gewandt. Dieser lachte leise. "Was? Ihn gefangen halten? Oh doch, er befindet sich im Reich meines Vaters. Alles hier gehört ihm und er kann damit tun, was ihm beliebt."  
    Nicolas wandte sich dem Faun zu und trat näher an das Gitter heran. "Sei vorsichtig!", rief Radu warnend aus. Doch der blonde Franzose verspürte plötzlich keine Angst mehr. Die grünen Waldaugen des Fabelwesens zogen ihn ganz in den Bann. Hast du die Musik in meinen Träumen gemacht? fragte er sich.

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