Der Zauber des Faun (Gay Romantic Fantasy) (German Edition)
Faust gegen den anderen erheben konnten.
Nicolas lag auf der Lichtung. Sein rechtes Auge schwoll merklich an, und seine Unterlippe war aufgeplatzt, Radu kauerte mit zerfetztem Hemd und blutiger Nase über ihm und atmete schwer. Sekundenlang versanken ihre Pupillen ineinander und - Nicolas begann aus vollem Herzen zu lachen.
Radu wirkte erst verblüfft, stimmte dann aber unwillkürlich in dieses Lachen mit ein und ließ von dem blonden Franzosen ab. "Oh, mein Prinz, wenn Ihr mit solchem Elan für Euer Land eintreten würdet, Ihr wäret ein großartiger Herrscher!", lachte Nicolas und setzte sich auf. Radu lag auf einem Arm gestützt neben ihm und befühlte vorsichtig seine blutende Nase. Der Franzose reichte ihm ein Taschentuch. Dann setzte er seine Predigt fort: "Was lasst Ihr Euch von Eurem Vater noch bevormunden? Seht doch selbst. Ihr seid Manns genug, die geplante Hochzeit abzulehnen und Euer Leben in die Hand zu nehmen. Anstatt Dingen hinterher zu laufen, die unerreichbar sind, solltet Ihr mit Euren Mitteln für Recht und Ordnung eintreten. Und wenn es Euch nach Jünglingen gelüstet, so schaut Euch um. Die Adelshäuser sind voll von Gleichgesinnten. Der eine oder andere wird Euch ein liebevoller Gefährte sein wollen."
Radu hatte stumm zugehört und nickte nur. "Ihr habt recht, Hauptmann", gab er kleinlaut zu. "Ihr habt Recht." Wie zur Bestätigung hörten sie von Ferne einen Wolf heulen. Über einem der grobzackigen Berggipfel war bereits der Mond zu erkennen.
* * *
Zur gleichen Zeit hatten sich die Bewohner des Dorfes im Wirtshaus versammelt und beratschlagten über den Aushang ihres Fürsten. "Suchen wir diesen verdammten Franzosen und holen wir uns die Belohnung. Ich habe genug Fackeln im Lager, um den ganzen Wald noch in dieser Nacht abzusuchen. Der alte Jäger wird uns führen", tönte der Wirt und ließ die Bierkrüge zum dritten Mal kreisen.
"Jawohl, holen wir ihn uns, treiben wir ihn mit Feuer heraus!", stimmten die teilweise schon Betrunkenen in seine Tirade mit ein und hoben ihre Gläser.
"Genau, spielt doch keine Rolle, ob der Fürst den Wald verhökert oder wir ihn abbrennen. Kommen wir dem Wahnsinnigen zuvor. Ist doch schließlich unser Holz", grölte einer der Gäste, der in der Sägemühle als Vorarbeiter beschäftigt war und der seine Stelle verlieren würde, wenn der alte Burgherr seine Drohung wahr machte.
Ganz hinten, still in eine Ecke gedrückt, beobachtete Angelo das Geschehen. Seine Familie war für den kommenden Morgen abreisebereit. Es gab nichts mehr zu tun. Mit Sorge und Angst sah er nun, wie die Situation bei den empörten Bürgern immer bedrohlicher wurde. Bier und Hetzreden hatten schon oft für den Beginn von Revolutionen gesorgt. Das hier war nur der Anfang. Der junge Spanier wusste selbst nicht, wo sein Freund sich gerade aufhielt, doch er wusste, dass Nicolas klug genug war, um sich von einer Meute Betrunkener nicht erwischen zu lassen. Inständig betete er im Stillen, dass der hübsche Hauptmann morgen früh an der verabredeten Stille auftauchen würde.
Wieder lautstarke Zustimmung von den übrigen Männern. Ein anderer machte schließlich einen neuen, verwegenen Vorschlag: "Was haben die Bäume uns getan, Freunde. Der Fürst schachert mit unser aller Lebensunterhalt! Er müsste fortgejagt werden."
"Hey, Sergiu, denk an die Golddukaten. Wenn du den Fürst fortjagst, kriegst du gar nichts. Vielleicht hast du aber auch schon genug davon als Kaufmann", lachte ein vollbärtiger Bauer. Die Umstehenden lachten ebenfalls, doch der mit Sergiu Angesprochene wollte sich nicht so schnell geschlagen geben.
"Ich arbeite vielleicht nicht auf dem Feld, aber meine Arbeit ist auch nicht einfacher", maulte er trotzig. "Fürst Valeriu wird uns alle in den Ruin stürzen, wenn wir ihm nicht Einhalt gebieten. Er kann das Land verlassen, wenn wir den Wald niederbrennen - unseren Wald -, wir aber nicht! Wir haben Frau und Kinder, Haus und Hof HIER. Freunde, ich sage Euch, der Fürst muss weg. Von dem Gold können wir uns keine neue Heimat kaufen!"
"Genau, vielleicht hat er sogar seine eigene Tochter umgebracht, der Wahnsinnige, und uns die ganze Zeit Lügen erzählt", brüllte ein anderer.
Eine gefährliche Stille trat nach diesen Worten ein. Nur das Prasseln der Holzscheite im Kamin war zu hören und das leise Klappern von Tongeschirr aus der Küche. Dann brach ein Sturm los und alle riefen durcheinander. Während Angelo unbemerkt das Gasthaus
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